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9Reit« CReife in öwi &raiilianif$en Tropen - Brasiliana USP

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— 195 —<br />

stracks auf e<strong>in</strong>en kuppigen Berg zuläuft, rief uns geradezu e<strong>in</strong>e Strasse<br />

Kor<strong>in</strong>ths mit Akrokor<strong>in</strong>th als Abschluss des Bildes <strong>in</strong> das Gedächtniss zurück.<br />

Da <strong>in</strong>zwischen unser Dampfer se<strong>in</strong> Auslaufen vom Tag der Ankunft<br />

auf den folgenden verschoben hatte, kehrten wir schleunigst an Bord<br />

zurück, uns für e<strong>in</strong>en Ausflug nach Maranguape mit Uebernachten daselbst<br />

zu rüsten. Die Rückfahrt nach dem Schiff, das heisst das Abstossen der<br />

Jangäda bei heranrollender Fluth, war noch aufregender als das Ausschiffen<br />

etliche Stunden vorher. Nachdem e<strong>in</strong>ige stämmige Leute das<br />

Floss mühsam <strong>in</strong> das seichte Wasser geschoben hatten, und wir durch den<br />

Gischt auf unser Fahrzeug h<strong>in</strong>übergetragen worden waren, galt es, vom<br />

Strande abzukommen. Hier<strong>in</strong> bestand die Schwierigkeit. E<strong>in</strong>e Brandungswelle<br />

nach der anderen wusch über unsere Jangäda h<strong>in</strong>weg, nur die Bänke<br />

verschonend, und mehrmals wurde letztere wieder gegen die Flachküste<br />

geschleudert, ehe es uns gelang, tieferes Fahrwasser zu gew<strong>in</strong>nen. Am<br />

aufregendsten aber war unsere dritte Jangädafahrt, diejenige vom Dampfer<br />

an das Land zurück, da wir bei derselben fast gekentert wären. Der hohe<br />

Mast unseres Plosses blieb nämlich <strong>in</strong> der Takelung des Dampfschiffes<br />

hängen, während die mächtige Dünung den Jangädakörper selbst landwärts<br />

zerrte und immer bedenklicher aus der Horizontale brachte. Erst beispr<strong>in</strong>gende<br />

Matrosen an Deck der Maranhäo und e<strong>in</strong> kräftiger Ruck unseres<br />

Fahrzeuges befreiten uns aus dieser zum m<strong>in</strong>desten unangenehmen Lage.<br />

Nachmittags 4 Uhr verliessen wir Fortaleza mit dem Zug nach<br />

Maranguape, e<strong>in</strong>em lande<strong>in</strong>wärts, am Fusse der gleichnamigen Serra gelegenen<br />

Städtchen, welches sich e<strong>in</strong>es besonders feuchten Climas erfreut. 1 )<br />

Diese 28 km lange Eisenbahnfahrt, die unsere erste <strong>in</strong> Brasilien war,<br />

flösste uns gerade ke<strong>in</strong>e grosse Achtung vor dem brasilianischen Bahnbetrieb<br />

e<strong>in</strong>. Mitten unterwegs, auf e<strong>in</strong>er unbedeutenden Steigung, blieb<br />

unsere Lokomotive stehen. Es war ihr der Dampf ausgegangen, e<strong>in</strong> Ereigniss,<br />

welches sich nach Aussage unserer e<strong>in</strong>geborenen Mitreisenden<br />

tagtäglich wiederholt, und welches letztere mit den ironischen Worten begrüssten:<br />

»Estä cansada« (Sie ist müde). Diese Bahn, deren Bau zum<br />

Theil dazu diente, der 1878 durch Dürre und Hungersnoth aus dem<br />

Innern des Landes vertriebenen Bevölkerung Arbeit zu verschaffen, 2 )<br />

brachte uns <strong>in</strong> die uns noch fremde Camposwelt h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Der Küstenwald,<br />

den wir zunächst zu durchqueren hatten, war ganz hübsch, aber mit der<br />

prachtvollen Hylaea durchaus nicht zu vergleichen. Ihm folgte e<strong>in</strong> die<br />

ganze übrige Gegend bedeckender Cerrado oder Carrasco, e<strong>in</strong> Buschwald,<br />

welcher, da es W<strong>in</strong>terszeit, vielfach se<strong>in</strong>e Blätter abgeworfen hatte. Den<br />

überaus öden landschaftlichen E<strong>in</strong>druck, den diese laublose Gestrüppvegetation<br />

namentlich <strong>in</strong> uns hervorrief, die wir geradewegs vom Amazonas,<br />

*) Pompeu 1. c. p. 104.<br />

2 ) Moreira P<strong>in</strong>to: Apontamentos para o Diccionario etc. III. 230.<br />

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