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9Reit« CReife in öwi &raiilianif$en Tropen - Brasiliana USP

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— 475 —<br />

Später stellte sich abwechselnd Regen e<strong>in</strong> und die Luft war frisch.<br />

Samstag Morgens sah man ke<strong>in</strong>e Küste. Nachmittags grüsste uns<br />

aus dem Nebel heraus e<strong>in</strong> alter Bekannter, der charakteristische Monte<br />

Mestre Alvaro bei Victoria. Das Hamburger Dampfschiff »Petropolis«,<br />

welches e<strong>in</strong>ige Stunden vor uns den Hafen von Rio verlassen hatte, kam<br />

fern am Horizont <strong>in</strong> Sicht. Der Himmel war tagsüber vielfach bewölkt<br />

und das Thermometer zeigte zu Mittag nur 24 ° C. Unsere »Frankfurt«<br />

schl<strong>in</strong>gerte und stampfte und lief wegen Gegenw<strong>in</strong>des nur neun Knoten<br />

die Stunde.<br />

Dieser unser Dampfer ist e<strong>in</strong> Schiff von 2500 Tonnen. Er hat nur<br />

Platz für 14—28 Passagiere erster Klasse, ke<strong>in</strong>en für solehe zweiter und<br />

•dient hauptsächlich dem Waarenverkehr. Wir haben ihn aber trotzdem<br />

gewählt, da er die uns genehmen Häfen anlauft. Ausser uns s<strong>in</strong>d an<br />

Bord nur noch zwei Passagiere erster Klasse, e<strong>in</strong> deutscher Offizier und<br />

•e<strong>in</strong> vlämischer Missionär, welcher <strong>in</strong> Südamerika die Seelsorge <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

•deutschrussischen Kolonie ausübt. Als Zwischendeckpassagiere haben<br />

wir etliche dreissig Spanier aus Buenos Ayres, ungefähr ebenso viele<br />

Portugiesen aus Rio de Janeiro, ausserdem e<strong>in</strong>e wenig zahlreiche deutsche<br />

Familie. All diese Leute kehren nach dem alten Europa zurück, theils,<br />

weil ihnen Amerika nicht das geboten, was sie gehofft, theils, weil<br />

sie sich etwas erspart haben und dies nun <strong>in</strong> der Heimat verzehren<br />

wollen.<br />

Gestern, Sonntag, hatte es Früh und Mittag 25 ° C. Der Himmel<br />

war wieder bewölkt; es wehte e<strong>in</strong> frischer Gegenw<strong>in</strong>d, und der Dampfer<br />

•stampfte wie Tags zuvor. Den ganzen Tag war ke<strong>in</strong> Land zu sehen.<br />

Nachmittags passirte Backbord e<strong>in</strong> französisches Dampfschiff, welches Südkurs<br />

steuerte. Gegen Abend stieg die Temperatur auf 26 0 C. und nahm<br />

nach Sonnenuntergang noch eher zu, wohl, da der W<strong>in</strong>d abflaute. Wir<br />

konnten nur kurze Zeit Segel führen. Als es Nacht geworden, entwickelte<br />

sich e<strong>in</strong> wunderbares Meeresleuchten. Wie Sternchen blitzte es auf den<br />

dunklen Wogen, gleich flüssigem Silber flössen die vom Dampfer aufgewühlten<br />

Wellen <strong>in</strong> die weite See h<strong>in</strong>aus, und die Wellenkämme<br />

waren zu funkelnden Lichtströmen geworden, welche immer wieder verschwanden,<br />

um immer wieder von Neuem phosphorisch aufzuglänzen und<br />

aufzusprühen.<br />

Nachts, von gestern auf heute, entlud sich e<strong>in</strong> Gewitter. Früh<br />

morgens war die Luft so klar, dass man den steilen, <strong>in</strong> vollstem Sonnensche<strong>in</strong><br />

warm gelb getönten Küstenabfall deutlich unterscheiden konnte.<br />

Gegen 8 Uhr blieb die Masch<strong>in</strong>e unserer »Frankfurt« urplötzlich stehen und<br />

wir lagen stille — die Kurbelstange der Kaltwasserpumpe war gebrochen.<br />

Da nun der Dampfer ke<strong>in</strong>e Fahrt mehr bekam und folglich dem Ruder<br />

nicht mehr gehorchte, trieben wir, machtlos dem Spiel der Wellen preis-

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