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9Reit« CReife in öwi &raiilianif$en Tropen - Brasiliana USP

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— 155 —<br />

abwärts, <strong>in</strong> den Tapajoz h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zusteuern. Ungefähr n Uhr Abends lagen<br />

wir vor Santarem, über welches sich die Lichtfluthen des Erdtrabanten<br />

ergossen.<br />

An Bord. — Sonntag, den 22. Juli.<br />

Nachts entlud sich e<strong>in</strong> heftiges Gewitter, gegen Morgen e<strong>in</strong> zweites.<br />

Der Regen g<strong>in</strong>g mit solcher Gewalt und solch tropischer Menge nieder,<br />

dass die von uns beiden Damen bewohnte Kajüte durch die Zimmerdecke<br />

und die Fenster h<strong>in</strong>durch vollständig überschwemmt wurde. Nicht nur die<br />

obere Koje fanden wir den folgenden Morgen tropfnass, auch <strong>in</strong> der<br />

darunter bef<strong>in</strong>dlichen war die Matratze wie aus dem Wasser gezogen.<br />

Und sogar unsere Reiseeffekten, welche <strong>in</strong> der unteren Koje <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />

sogenannt wasserdichten, irischen Segeltuchsack gehüllt lagen, waren<br />

durch die obere Koje h<strong>in</strong>durch, <strong>in</strong> der schützenden Hülle nass geworden.<br />

Es hatte sich gut getroffen, dass wir, um der unerträglichen Hitze <strong>in</strong> der<br />

Kajüte zu entgehen, heute ohnedies <strong>in</strong> unseren Hängematten auf Deck<br />

geschlafen hatten, was man hier unbeschadet thun konnte, da die »Parä«<br />

achtern e<strong>in</strong> vor Sonne, Regen und Thau schützendes horizontales Holzdach,<br />

so zu sagen e<strong>in</strong> hölzernes Sonnensegel besass. An e<strong>in</strong>en künftigen<br />

Nachtaufenthalt <strong>in</strong> unserer Kajüte war nicht mehr zu denken. Wir retteten<br />

unser Hab und Gut <strong>in</strong> die e<strong>in</strong>zig regensichere Ecke, welche kaum e<strong>in</strong><br />

Drittel des kle<strong>in</strong>en Raumes e<strong>in</strong>nahm und warteten geduldig der D<strong>in</strong>ge, die<br />

da noch kommen sollten. Dass es auch ohne solch unentr<strong>in</strong>nbare Ueberfluthung<br />

primitiv genug <strong>in</strong> den Kajüten unserer »Parä« zug<strong>in</strong>g, beweist der<br />

Umstand, dass es <strong>in</strong> denselben weder Gläser, noch Handtücher gab.<br />

Letztere Thatsache Hess überdies berechtigte Zweifel an den Re<strong>in</strong>lichkeitsbedürfnissen<br />

der Brasilianer <strong>in</strong> uns wach werden.<br />

Uebrigens nicht nur der Regen besuchte Nachts unsere Kajüte, auch<br />

Schaben (Blattidae) trieben <strong>in</strong> derselben ihr Unwesen. Diese gefürchteten<br />

Insekten, welche <strong>in</strong> ziemlich viel Gattungen und Arten <strong>in</strong> Brasilien auftreten<br />

und <strong>in</strong> der Riesenschabe (Blabera gigantea Stoll) e<strong>in</strong>e Länge von<br />

sechs Centimeter erreichen, greifen sogar schlafende Menschen an und<br />

s<strong>in</strong>d gleich den Ameisen und Termiten e<strong>in</strong>e wahre Landplage dieser<br />

Gegenden. Auf den Schiffen nisten sich vorzüglich Periplaneta americana<br />

Fabr. e<strong>in</strong>, 1 ) und so werden wohl sie es gewesen se<strong>in</strong>, welche unseren kle<strong>in</strong>en<br />

Wohnraum auf der »Parä« unsicher machten und e<strong>in</strong>mal über Nacht me<strong>in</strong>e<br />

Stiefel annagten. Die kostbare Fussbekleidung ferner vor ihnen zu schützen,<br />

h<strong>in</strong>g ich dieselbe nun immer Abends mittelst e<strong>in</strong>es B<strong>in</strong>dfadens an e<strong>in</strong>en<br />

durch die Kajüte gespannten Strick. Me<strong>in</strong>e Erf<strong>in</strong>dung war auch wirklich<br />

vom gewünschten Erfolg begleitet.<br />

Um 7 Uhr früh g<strong>in</strong>gen wir <strong>in</strong> Santarem an's Land. Santarem ist<br />

e<strong>in</strong> Städtchen von ungefähr 2000 E<strong>in</strong>wohnern, welches uns im Vergleich<br />

J ) Perty: Allgeme<strong>in</strong>e Naturgeschichte III. 916.

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