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9Reit« CReife in öwi &raiilianif$en Tropen - Brasiliana USP

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— 52 —<br />

noch hellgrünen Zuckerrohrfelder, von welchen das Zuckerrohr zum Ineil<br />

auf dem Igarape mittelst Canoa nach der Fabrik geschafft zu werden pflegt.<br />

Im Engenho waren 60 Neger beschäftigt, von welchen die Männer vier,<br />

die Weiber drei Mark Taglohn bezogen. Sie waren alle Sklaven gewesen<br />

und hatten erst vor wenig Monaten durch die Emancipation ihre Freiheit<br />

erhalten, die sie sehr froh zu stimmen schien. Von diesen hiesigen<br />

Sklaven soll nie e<strong>in</strong>er entlaufen, aber auch nie e<strong>in</strong>er geschlagen worden<br />

se<strong>in</strong>, obwohl man es an der diesen] Leuten gegenüber nöthigen Strenge<br />

nicht hatte fehlen lassen. Die Abschaffung der Sklaverei betrachteten<br />

die Fazendeiros 1 ) als empf<strong>in</strong>dlichen Verlust, da "jeder Sklave für sie<br />

den Werth etlicher tausend Mark repräsentirte.<br />

Im Engenho wurde gerade ke<strong>in</strong> Zucker, nur Cachaga, das heisst<br />

Zuckerbranntwe<strong>in</strong>, fabrizirt. Nichtsdestoweniger besichtigten wir sämmtliche<br />

Fabrikräume und Hessen uns den nicht selbst beobachteten Betrieb,<br />

wie folgt, wenigstens berichten. Das vom Felde gebrachte Zückerrohr<br />

wird zunächst auf e<strong>in</strong>e schiefe Ebene geschüttet, von welcher es zwischen<br />

zwei Walzen h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>rutscht, die es zerquetschen. Den hierdurch ausgepressten<br />

und dann abfliessenden Zuckersaft treibt e<strong>in</strong> Dampfdruck bis<br />

unter das Dach h<strong>in</strong>auf und <strong>in</strong> die Sudpfanne h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Sobald der Saft,<br />

dem Kalkmilch zugesetzt wird, gesotten hat, leitet man ihn <strong>in</strong> grosse<br />

Kessel, <strong>in</strong> welchen er e<strong>in</strong>kocht, <strong>in</strong>dessen der obenauf sich bildende<br />

schmutzige Schaum abgeschöpft werden muss. Endlich br<strong>in</strong>gt man den<br />

Zuckersaft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Vakuumcyl<strong>in</strong>der, <strong>in</strong> dem sich die Krystallisation vollzieht.<br />

Zum Schluss wird mittelst e<strong>in</strong>er Centrifugalmasch<strong>in</strong>e vom krystallisirten<br />

Zucker die Melasse ausgeschieden. Letztere dient zurCachagabereitung.<br />

Man lässt die Melasse aufkochen und dann <strong>in</strong> grossen, offenen Bottichen,<br />

gähren, wozu kaum etliche Tage nöthig s<strong>in</strong>d; hierauf leitet man sie <strong>in</strong><br />

den Destillationsapparat, wo Zuckerbranntwe<strong>in</strong> verschiedener Stärke gewonnen<br />

wird. Je älter die Cachaga, um so mehr nimmt sie e<strong>in</strong>e gelbe<br />

Farbe an und an Stärke zu; ihre fe<strong>in</strong>ste Sorte ist der Rum. Im Engenho<br />

wird sie <strong>in</strong> grosse Fässer gefüllt, von da <strong>in</strong> Flaschen und so verwahrt zur<br />

Stadt gebracht.<br />

Der Konsum an Cachaga oder Zuckerrohrbranntwe<strong>in</strong> im Lande ist<br />

sehr bedeutend, die Ausfuhr h<strong>in</strong>gegen beträgt nur 1,5 Millionen. Liter.<br />

Sowohl Produktion, wie Export s<strong>in</strong>d übrigens gegen früher sehr zurückgegangen,<br />

da auf den grossen Engenhos durch die nun vollkommeneren<br />

Masch<strong>in</strong>en mehr Zucker, dafür aber weniger Branntwe<strong>in</strong> gewonnen - wird.<br />

Von dem <strong>in</strong> Brasilien produzirten Zucker wird ebenfalls e<strong>in</strong> Theil im Lande<br />

selbst abgesetzt, das übrige exportirt. 1886/87 belief sich die Ausfuhr<br />

auf 226 Millionen Kilogramm im Werthe von ungefähr 33 Millionen<br />

*) Gutsbesitzer.

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