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9Reit« CReife in öwi &raiilianif$en Tropen - Brasiliana USP

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— 109 —<br />

wiesen sie uns jedoch den auf Pfählen ruhenden, luftigen Palmstrohbau an,<br />

<strong>in</strong>dessen unsere Leute für die Nacht an Bord zurückkehrten. In e<strong>in</strong>er jeden<br />

der vier Ecken wurde e<strong>in</strong>e der mosquitonetzumhüllten Hängematten aufgeknüpft,<br />

auf e<strong>in</strong>er der Bänke zum Abendtrunk unsere Flasche portugiesischen<br />

Landwe<strong>in</strong>es niedergestellt. Die spielenden Murak<strong>in</strong>der warfen jedoch <strong>in</strong><br />

der Dunkelheit die Flasche zu Boden, und das ganze köstliche Nass floss<br />

zwischen den Dielen <strong>in</strong> die Tiefe h<strong>in</strong>ab. Da wir <strong>in</strong> Brasilien, nach der bisher<br />

giltigen Ansicht über die Factoren bei Malaria<strong>in</strong>fection, niemals e<strong>in</strong>en<br />

Schluck ungemischten Wassers tr<strong>in</strong>ken sollten, 1 ) mussten wir nun <strong>in</strong> der<br />

entsetzlichen Hitze bis zum anderen Morgen dursten. Etwas herabgestimmt<br />

krochen wir <strong>in</strong> unsere schw<strong>in</strong>genden Netzbetten und e<strong>in</strong> lautes Froschlurchconcert<br />

wurde unser Schlummerlied.<br />

Corarez<strong>in</strong>ho — Providencia. Donnerstag, den 12. Juli.<br />

Noch niemals bisher hörten wir so viele verschiedene Thierstimmen,<br />

e<strong>in</strong>e solche Urwaldsymphonie wie diese Nacht. Sogar e<strong>in</strong> Jaguar (Felis<br />

onga L.) soll, wie fernes, tiefes Glockengeläute, <strong>in</strong> dem Concert mitgewirkt<br />

haben, doch war sicher der von uns unterschiedene Laut nur der Ruf<br />

des Schmiedenden Baumfrosches (Hyla faber Wied). 2 ) Vor Tagesanbruch<br />

Hess sich noch e<strong>in</strong>e Taube vernehmen, welche deutlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Terze<br />

nach abwärts sang. 3 ) Um viere<strong>in</strong>halb Uhr begannen wir aufzubrechen.<br />

Im Urwald, der uns r<strong>in</strong>gs umgab und sich über unsere offene Hütte zusammenschloss,<br />

war der Thaufall so stark, dass es von den Blättern wie<br />

Regen niedertroff. Dies war uns e<strong>in</strong> neuer Beweis, dass <strong>in</strong> solch<br />

feuchten Aequatorialgegenden e<strong>in</strong> Uebernachten im Freien, ohne Schutz<br />

von oben, gesundheitsschädlich se<strong>in</strong> muss. Wir warben e<strong>in</strong>en der Mura<strong>in</strong>dianer<br />

als Führer zur nächsten Mura-maloca und verliessen um 7 Uhr<br />

unseren, Corarez<strong>in</strong>ho genannten Indianersitio. In den Solimöes h<strong>in</strong>ausgedampft,<br />

hielten wir uns an dessen rechtem Ufer, dem entlang wir aufwärts<br />

fuhren. Dasselbe war ununterbrochen mit wundervollem, lianengeschmücktem<br />

Wald bedeckt, aus welchem uns e<strong>in</strong> Morgenständchen<br />

*) Nach E<strong>in</strong>igen ist die Annahme, dass der Genuss schlechten Tr<strong>in</strong>kwassers<br />

Erkrankungen an Malaria verursache als gründlich, nach Anderen als noch nicht endgiltig<br />

widerlegt zu betrachten. (Siehe Schellong: Die Malariakrankheiten S. 108. — Mart<strong>in</strong>:<br />

Aerztliche Erfahrungen über die Malaria der <strong>Tropen</strong>länder. S. 20 u. ff.). — Erfahrungen am<br />

Amazonas (Moreira P<strong>in</strong>to: Apontamentos para 0 Diccionario geographico do Brasil I 236)<br />

bestätigen jedoch die altüberkommenen Ansichten, ebenso Berichte aus Afrika (Globus LX. 127.)<br />

2 ) Wenn es auf Wahrheit beruht, was die Indianer WaUace erzählten (Wallace: Travels on<br />

the Amazon and Rio Negro, 455), nämlich dass der Jaguar fast jede Thierstimme nachäffen kann,<br />

dann ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass wir doch e<strong>in</strong>en Jaguar gehört haben.<br />

3 ) Wäre die Scardafella squamosa Temrn., welche nördlich und südlich des Amazonas<br />

beobachtet worden ist, auch schon am Amazonas selbst gesehen worden, würde ich der Art<br />

und der Zeit des Gesanges nach die von uns gehörte Taube unbed<strong>in</strong>gt für diese Scardafella<br />

halten. Siehe auch Wied: Beiträge zur Naturgeschichte Brasiliens IV. 412.

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