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9Reit« CReife in öwi &raiilianif$en Tropen - Brasiliana USP

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— 314 —<br />

und wähnte e<strong>in</strong>e Landschaft aus der Ste<strong>in</strong>kohlenzeit vor sich zu haben. Die<br />

riesigen Blätter der Indayapalmen (Attalea Indaya Dr.? 1 ) ragten aus der<br />

Pflanzenfülle heraus. Tacoära.- d. h. Bambusdickichte 2 ) deckten die Hänge.<br />

Grosse, wie Taue gedrehte Lianenstämme, vielleicht Stämme von<br />

Aristolochien, wanden sich nach aufwärts. Wir waren hier <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

richtigen Mato virgem 3 ), dem echten Küstenurwalde, der sich von der Hylaea<br />

durch Reichthum an Baumfarnen und Bambusgräsern unterscheidet. Denn<br />

obwohl dort, wenigstens im Caa-Ete, weder Cyatheaceen noch Bambusaceen<br />

fehlen, sprechen sie doch, weil weniger arten- und <strong>in</strong>dividuenreich, im<br />

Landschaftsbilde nicht mit. Dah<strong>in</strong>gegen s<strong>in</strong>d im hiesigen Urwald die e<strong>in</strong>zigschönen<br />

Lianenlauben und phantastischen Pflanzenbehänge, die <strong>in</strong> der<br />

Hylaea das Auge entzücken, meistentheils gar nicht, und wenn überhaupt,<br />

dann nur <strong>in</strong> viel bescheidnerem Maasse vorhanden.<br />

Weiter g<strong>in</strong>g es durch den Mato virgem und immer weiter. Bald<br />

wölbten sich die Bambusen über uns zu e<strong>in</strong>em Dach zusammen, bald<br />

that sich seitwärts e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e, vegetationsüberwucherte Schlucht auf, bald<br />

g<strong>in</strong>g es zu unserer Rechten tief h<strong>in</strong>unter <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Chaos von Grün. Aus<br />

dem Pflanzengewirr stiegen majestätisch e<strong>in</strong>ige gigantische, bis hoch<br />

h<strong>in</strong>auf astfreie Laubbäume empor. Rothblühende Bromeliaceen sassen <strong>in</strong><br />

den Astw<strong>in</strong>keln. Tarroähnliche Aroideen mit solch riesigen Blättern, wie<br />

wir deren <strong>in</strong> dieser Pflanzenfamilie noch niemals gesehen, vermuthlich<br />

irgendwelche Caladien, hoben sich aus dem Dickicht heraus. Hoch oben<br />

auf e<strong>in</strong>er Baumkrone gruppirte sich ungeme<strong>in</strong> graziös e<strong>in</strong> fe<strong>in</strong>verzweigter,<br />

rosenroth blühender Kletterstrauch, sicherlich e<strong>in</strong>e der <strong>in</strong> diesen Himmelsstrichen<br />

so zahlreichen Bignoniaceen.<br />

Zu unserer L<strong>in</strong>ken am Bergeshang war e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>sames Häuschen zu<br />

sehen. Der Bewohner desselben, e<strong>in</strong> Brasilianer, soll e<strong>in</strong>st sehr hart gegen<br />

se<strong>in</strong>e Sklaven gewesen se<strong>in</strong>, soll sie e<strong>in</strong>sperren und pe<strong>in</strong>igen haben lassen.<br />

Dem Volksglauben nach hatte ihm, ob se<strong>in</strong>er Thaten, se<strong>in</strong>e Mutter geflucht<br />

und war der Unselige <strong>in</strong> Folge dessen gänzlichherabgekommenund überdies<br />

von der Elephantiasis Graecorum, dem echten Aussatze, befallen worden.<br />

J ) Ob es sich hier um Attalea Indaya Dr. oder Attalea humilis Mart. handelt, kann<br />

ich nach me<strong>in</strong>en Reisenotizen nicht mehr sicher eruiren, da ich <strong>in</strong> denselben nur den Vulgärnamen<br />

und als Habitus »Riesenwedel« verzeichnet habe. Den Vulgärnamen Indaya sche<strong>in</strong>en<br />

aber sowohl A. Indaya, wie A. hum. zu führen (Als Ndaya-assü = grosse Indaya erwähnt<br />

Wied, Reise nach Brasilien I. 271, die A. Ind., und ich habe am 31. August den Namen<br />

Indaya für die stammlose Attalea, also die A. hum. angeführt), und Wedel von 5 m Länge, wie<br />

sie die A. hum. besitzt, können im Dickicht immerh<strong>in</strong> riesig ersche<strong>in</strong>en. Vermuthlich aber<br />

waren die hiesigen Indaja doch die A. Indaya Dr., welche Blätter bis zu 10 m Länge entwickelt.<br />

2 ) Vielleicht Nastus barbatus Ruprecht, die e<strong>in</strong>zige Bambusacee, welche <strong>in</strong> Martii Flora<br />

brasiliensis (II. 3. p. 163 und ff.) für diese Gegenden erwähnt ist.<br />

3 ) Siehe weiter oben S. 219.

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