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9Reit« CReife in öwi &raiilianif$en Tropen - Brasiliana USP

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— 9 —<br />

An Bord. Montag, den 25. Juni.<br />

Heute war e<strong>in</strong> ereignissreicher Tag. Um 6 Uhr früh passirten wir den<br />

Aequator, doch ke<strong>in</strong>e L<strong>in</strong>ientaufe verherrlichte für uns, die wir zum ersten<br />

Male die südliche Hemisphäre betraten, den feierlichen Moment. Auf<br />

diesem Kauffahrteischiff wenigstens ist durch die Prosa der Neuzeit jegliche<br />

humoristische Feier abgeschafft. Um sieben e<strong>in</strong> halb Uhr zeigte<br />

heute das Thermometer schon 28° C. Das Meer verrieth durch se<strong>in</strong>e<br />

grüne Färbung die Nähe des Landes, und um 8 Uhr kam die ersehnte<br />

Küste <strong>in</strong> Sicht, zunächst als grauer, nebelverschleierter Höhenzug. Wie<br />

auf Columbus' Caravelas hatte sich Alles auf Deck versammelt, den fremden<br />

Welttheil zu begrüssen. Es war dies der zweite packende* Augenblick des<br />

heutigen Tages. E<strong>in</strong>e Viertelstunde später schon glänzte uns der blendendweisse<br />

Leuchtthurm der Ponta de Atalaia 1 ) entgegen, der Lootsenstation<br />

für die nach Santa Maria de Belem do Gräo Parä bestimmten Schiffe.<br />

In den Fluthen um uns schwammen Ctenophoren und Polypomedusen<br />

<strong>in</strong> Menge. Erstere waren graugrüne Melonenquallen (Beroidae), deren<br />

untere, den Mund e<strong>in</strong>schliessende Hälfte roth erschien, 2 ) letztere graugrüne<br />

Hydroidpolypen, welche, Gestalt und Färbung nach, Aequoriden gewesen<br />

se<strong>in</strong> könnten.<br />

Inzwischen war auch der Lootsenschuner sichtbar geworden, und die<br />

Küste hatte sich als weisser, von braunem Terra<strong>in</strong> überlagerter Dünenstreifen<br />

<strong>in</strong> weiter Ausdehnung entwickelt. Das Wasser wurde immer gelbgrüner.<br />

Wir näherten uns dem Schuner, welcher e<strong>in</strong> w<strong>in</strong>ziges Beiboot mit drei<br />

riemenführenden Leuten und dem Lootsen aussetzte. Die Riemen waren<br />

richtige Pagaien des Amazonas, d. h. kurze Handruder mit nahezu kreisrundem,<br />

flachem Ruderblatt. 3 ) E<strong>in</strong>e gleiche Pagaia diente dem achter<br />

sitzenden Mann zum Steuern. Unser Dampfer stoppte, <strong>in</strong>dessen drei<br />

Delph<strong>in</strong>e sich <strong>in</strong> der Nähe tummelten und e<strong>in</strong> paar Reiher hoch zu<br />

unseren Häupten dah<strong>in</strong>flogen. Der Lootse kam an Bord. Es war dies<br />

e<strong>in</strong> Tapuio, d. h. e<strong>in</strong> halbcivilisirter Indianer oder überwiegend von Indianern<br />

abstammender Mischl<strong>in</strong>g Nordbrasiliens. 4 ) Er hatte unleugbar<br />

') Atalaia (portug.) = Wachtthurm.<br />

2 ) Obwohl diese Beschreibung nicht ganz genau auf Idyia ovata Eschsch. passt, dürfte<br />

es doch vermuthlich diese Beroide gewesen se<strong>in</strong>. Die ihr nahestehende Idyia gilva Eschsch.<br />

ist wohl zu kle<strong>in</strong> und zu gelblich, um <strong>in</strong> Betracht zu kommen.<br />

3 ) Siehe rückwärts Tafel III. Np. I.<br />

4 ) Der Begriff Tapuio wird verschieden def<strong>in</strong>irt. Hartt (Archivos do Museu Nacional<br />

de Rio de Janeiro, VI. 173, und Revista da Exposicäo Anthropologica brazileira, 75) sagt,<br />

dass die Nachkommen der Tupf am Amazonas jetzt Tapuya oder Tapuios heissen, dass aber<br />

dieser Name auch auf die Nicht-Tupi<strong>in</strong>dianer angewendet wird. Couto de Magalhäes (O Seivagem<br />

XII. XXVI. und IL) 68, 88 ff. versteht unter Tapuio sowohl den wilden wie den civilisirten<br />

Indianer und den Mestizen Nordbrasiliens, Tschudi (Reisen durch Südamerika, II. 259) unter<br />

Tapuyas die wilden und halbcivilisirten Indianer e<strong>in</strong>es Theiles von Nord- und Mittelbrasilien. —

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