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9Reit« CReife in öwi &raiilianif$en Tropen - Brasiliana USP

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zusammen, die Wasserstrasse <strong>in</strong> dämmerige Kühle hüllend. Umgestürzte<br />

Baumstämme hemmen den Lauf der Canoa; here<strong>in</strong>ragende Laubmassen<br />

nöthigen zu e<strong>in</strong>em Umweg; von allen Seiten rankt, strebt, blüht Alles<br />

gegen- und durche<strong>in</strong>ander <strong>in</strong> feenhafter Pracht. Indessen im weiten Igarape<br />

der Wald wie zwei riesige, reichgegliederte Wände an beiden Ufern des<br />

Wassers emporsteigt, ist hier das Rechts und L<strong>in</strong>ks mehr verwischt. Der<br />

Wald greift zu beiden Seiten über, die Zweige von hüben und drüben<br />

umschl<strong>in</strong>gen und verflechten sich, und wenn man nach oben blickt, sieht<br />

man vor grünem Laub kaum mehr des Himmels Bläue. Grün ist es zu<br />

Häupten, grün zu den Seiten, grün allüberall. Hier fliesst das Gewässer<br />

nicht mehr stolz und ungeh<strong>in</strong>dert durch den Wald, es w<strong>in</strong>det sich mühsam<br />

<strong>in</strong> unzähligen Krümmungen h<strong>in</strong>durch, noch e<strong>in</strong>geengt durch üppig wuchernde<br />

Araceen, geknickte, gefällte, <strong>in</strong> den Fluthen gebettete Bäume und deren vermodernde<br />

Stämme. Es ist hier stiller als dort, manchen Thieren sche<strong>in</strong>t<br />

es zu eng und sonnenarm. Die maasslos wuchernde Pflanzenwelt hat sie<br />

verdrängt und freut sich hier des fast unbestrittenen Alle<strong>in</strong>besitzes. Wir<br />

sehen dem <strong>Tropen</strong>walde <strong>in</strong>s Herz, und wenn wir auch auf dem Wasser<br />

s<strong>in</strong>d, wir s<strong>in</strong>d doch mitten im Wald, und über uns breiten sich die hohen<br />

Laubbäume mit den <strong>in</strong> ihren Astw<strong>in</strong>keln nistenden Bromeliaceen, als ob<br />

wir auf fester Erde ständen. Diese Kahn-Waldfahrt ist traumhaft schön,<br />

man könnte immer fahren und träumen und träumen und fahren —<br />

endlos — endlos! —<br />

Plötzlich öffnet sich der enge Igarape, und <strong>in</strong> grellem Sonnenlichte<br />

liegt der grosse breite Arm des Parä vor uns mit der gleichnamigen<br />

Stadt und unserem verankerten Dampfer. Der Traum hat e<strong>in</strong> jähes Ende<br />

gefunden.<br />

Um halb fünf Uhr waren wir an Bord zurück, und nun gab es<br />

stundenlange Arbeit mit Ordnen und Unterbr<strong>in</strong>gen der erbeuteten Pflanzen<br />

und Thiere. Auch das Flusswasser wurde noch gemessen und ergab um<br />

5 Uhr 30° C.<br />

Parä. Freitag, den 29. Juni.<br />

Den gestrigen heissen Tag — früh 7 Uhr hatte es 25° C, Nachmittags<br />

30° C. Luftwärme — verbrachten wir möglichst ruhig im kühlen<br />

Hotelzimmer, da sich bei mir e<strong>in</strong>e Fiebermahnung zeigte, welche jedoch<br />

rasch abgeschnitten wurde. Heute h<strong>in</strong>gegen g<strong>in</strong>g es früh 7 Uhr bei 24° C.<br />

Luftwärme und 27° C. Wasserwärme mit frischen Kräften vom Dampfer<br />

<strong>in</strong> die Stadt h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Auf dem Wege dah<strong>in</strong> fuhren wir am Schlachthaus<br />

vorüber, dessen Dächer förmlich schwarz bespickt waren mit Urubüs<br />

(Catharistes atratus Bartram). Aber nicht nur die Dächer, auch den Boden<br />

und die umstehenden Bäume hatten die nackthalsigen schwarzen Geier<br />

bedeckt, von denen manche als verkörperte Wappenadler mit ausgespannten<br />

Flügeln unbeweglich da sassen.

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