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9Reit« CReife in öwi &raiilianif$en Tropen - Brasiliana USP

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— 200<br />

„ Geschenk auf die Station nach. Es ist dieses Thier e<strong>in</strong> zutrauliches, völlig<br />

zum<br />

hwanzloses kle<strong>in</strong>es Geschöpf von circa 27 cm Länge; se<strong>in</strong> Pelz ist von der<br />

sc<br />

Farbe desjenigen unseres Hasen, se<strong>in</strong>e Ohren s<strong>in</strong>d niederig, se<strong>in</strong>e Bewegungen<br />

weit lebhafter und graziöser als die unseres Geme<strong>in</strong>en Meerschwe<strong>in</strong>chens. Se<strong>in</strong>e<br />

Heimath ist die ste<strong>in</strong>ige, felsige Serra der nordöstlichen Camposregion, woselbst<br />

es se<strong>in</strong> munteres Wesen treibt, aufwartet und, dank se<strong>in</strong>er ziemlich<br />

hoch gestellten Be<strong>in</strong>e, <strong>in</strong> grossen Sprüngen über den Boden h<strong>in</strong>wegsetzt.<br />

In Fortaleza erg<strong>in</strong>g es uns noch schlimmer, als <strong>in</strong> Maranguape.<br />

Während wir auf e<strong>in</strong>en Tramwagen warteten, entstand über unsere., wie<br />

es sche<strong>in</strong>t, etwas exotische Ersche<strong>in</strong>ung, e<strong>in</strong> wahrer Volksauflauf. Polizisten<br />

suchten ihn zu zerstreuen, doch da dies vergeblich war, Messen sie uns<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Verkaufsmagaz<strong>in</strong> e<strong>in</strong>treten, um unseren Anblick dem gaffenden Volke<br />

zu entziehen. In der Menge hatten wir e<strong>in</strong>en Neger bemerkt, der an<br />

Elephantiasis Graecorum, dem echten Aussatze, litt. Es war bei ihm bis<br />

jetzt ke<strong>in</strong>e Gliederverstümmelung e<strong>in</strong>getreten, doch äusserte sich der Aussatz<br />

dadurch, dass die beiden Füsse und jede e<strong>in</strong>zelne Zehe mit grauweissen<br />

Flecken oder Geschwüren e<strong>in</strong>gefasst waren. Diese entsetzliche Krankheit,<br />

welche <strong>in</strong> Brasilien hauptsächlich die Neger befällt, aber auch die Weissen<br />

nicht verschont, kommt zwar im ganzen Lande vor, jedoch häufiger im<br />

Innern als an der Küste.<br />

Der zum Strande h<strong>in</strong>unterfahrende Tram erlöste uns endlich aus<br />

unserem Belagerungszustande. Doch kaum hatte ich im Wagen Platz<br />

genommen, me<strong>in</strong>en provisorisch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Mausefalle untergebrachten Mocö<br />

auf dem Schooss, als mich der Schaffner wegen des Thieres nöthigen wollte<br />

wieder auszusteigen. Die gefährliche tropische Mittagssonne brannte unbeschreiblich<br />

glühend herab, ke<strong>in</strong> Schatten weit und breit, zudem drohte<br />

die nun an Stelle der Wagenfahrt nothwendig werdende Fusswanderung uns<br />

den Dampfer versäumen zu lassen. Die Lage war kritisch. Flehende Worte<br />

erweichten endlich das Herz des brummenden Mannes, und die Condessa,<br />

als welche ich unter den Schiffsgenossen bekannt war, durfte mit ihrem<br />

Thier die Trambahn bis zum Meere h<strong>in</strong>unter benutzen.<br />

Kurz nach Mittag lichtete die »Maranhäo« die Anker und verfolgte<br />

neuerd<strong>in</strong>gs ihren Kurs nach Süden. Das schneeweisse Fortaleza, auch<br />

kurzweg Cearä genannt, kam durch die Vorwärtsbewegung des Schiffes<br />

sche<strong>in</strong>bar an den Fuss der Serra de Maranguape mit ihren vornehm langen<br />

L<strong>in</strong>ien zu liegen und bot solcherweise e<strong>in</strong> reizend malerisches Bild. Nach<br />

und nach verschwanden die Berge, und nur e<strong>in</strong>e trostlos flache und e<strong>in</strong>förmige<br />

Sandküste aus grellgelben Dünen begrenzte den Horizont. Abends<br />

sandte uns e<strong>in</strong> von Strandbewohnern angezündetes Feuer und der an der<br />

Barre des Rio Jaguaribe gelegene Leuchtthurm von Aracaty die letzten<br />

Grusse der <strong>in</strong>teressanten Camposprov<strong>in</strong>z Cearä herüber.

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