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9Reit« CReife in öwi &raiilianif$en Tropen - Brasiliana USP

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kennen weder den Gebrauch von Canoas 1 ), noch im Durchschnitt den Gebrauch<br />

von Töpferwaaren, auch Hängematten und vielfach auch Hütten s<strong>in</strong>d<br />

ihnen fremd. Ihre Gefässe s<strong>in</strong>d Stücke von Bambushalmen und Fruchtschalen<br />

des Calebassenbaumes (Crescentia Cujete L.), des Flaschenkürbisses<br />

(Lagenaria vulgaris Ser.) und der Sapucaia (Lecythis Pisonis<br />

Camb.). Kochtöpfe f<strong>in</strong>det man höchst selten bei ihnen und diese wenigen<br />

s<strong>in</strong>d sehr primitiv hergestellt. Das Wasser wärmen sie meist mangelhaft<br />

<strong>in</strong> Bambusrohr, <strong>in</strong> jungen, noch ungetheilten Palmblättern, oder <strong>in</strong>dem sie<br />

Kieselste<strong>in</strong>e <strong>in</strong> der Feuergluth erhitzen und <strong>in</strong> das wasserhaltende Gefäss<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>werfen. Ausser obengenannten Hausgeräthen besitzen sie Ste<strong>in</strong>beile<br />

und Messer aus Bambus, jetzt manchmal auch Aexte urfd Messer aus Eisen,<br />

welche ihnen durch den Verkehr mit den Weissen zugebracht werden. Ferner<br />

haben sie Sprachrohre aus Armadillschweif und Bambusflöten, welche mit<br />

der Nase geblasen werden. Körbe, Mörserkeulen und Holzgefässe s<strong>in</strong>d<br />

selten <strong>in</strong> ihrem Besitz. Zum Transport ihrer wenigen Habseligkeiten auf<br />

den Wanderzügen benutzen sie e<strong>in</strong> weitmaschiges Netz aus Pflanzenfasern,<br />

Cacaiu genannt, welches die Weiber mittelst e<strong>in</strong>es über die Stirn gehenden<br />

Bandes aus Baumbast auf dem Rücken tragen und auf dem oft noch e<strong>in</strong><br />

K<strong>in</strong>d sitzt. Ihre Waffen bestehen aus Bogen und Pfeilen, selten aus<br />

Keulen. Die Pfeile s<strong>in</strong>d niemals vergiftet und haben immer nur Spitzen<br />

aus Material, welches das Pflanzenreich liefert. Die Keulen s<strong>in</strong>d kle<strong>in</strong><br />

und werden aus sehr hartem Holz gefertigt. Die Botokuden nähren sich<br />

von den Ergebnissen der Jagd, von Säugethieren, Vögeln, Alligatoren,<br />

Eidechsen, Schlangen, Fischen, welche grösstentheils geschossen werden,<br />

und allerhand Insekten. Auch Vogeleier, Honig und verschiedene<br />

Waldesfrüchte dienen ihnen als Speise. Die Zubereitung der Mahlzeiten<br />

geschieht ohne Kochutensilien, da sie, wie wir sahen, durchschnittlich<br />

ke<strong>in</strong>e haben; das Fleisch, unter dem das der Affen ihnen das liebste ist,<br />

essen sie halb roh. Sie besitzen ke<strong>in</strong>e eigentlichen Hütten, sondern begnügen<br />

sich auf ihren steten Wanderungen mit flüchtig gebauten, niederen<br />

Nachtquartieren aus Aesten, Zweigen und Blättern. Nur wenn sie etwas<br />

länger an e<strong>in</strong>er Stelle zu bleiben beabsichtigen, geben sie diesen<br />

primitivsten Ranchos durch etliche Pfähle mehr Dauerhaftigkeit. Ihr Lager<br />

besteht aus Baststücken, welche auf die Erde gebreitet werden.<br />

Die Botokuden gehören moralisch und geistig zu den niedersten<br />

Rassen. Sie huldigen zeitweise noch der früher unter ihnen allgeme<strong>in</strong> verbreiteten<br />

Anthropophagie 2 ); es ist der im Krieg erschlagene Fe<strong>in</strong>d, welcher<br />

verzehrt wird, sei es aus Rachsucht, sei es weil er ihnen gerade gelegene<br />

Nahrung bietet. Von Charakter s<strong>in</strong>d sie faul, diebisch, gefrässig und sehr<br />

2 ) Siehe Ladisläo Netto: Investigacöes etc. (Archivos etc. VI. 414). — Martius (Zur<br />

Ethnographie I. 324) spricht h<strong>in</strong>gegen von Kähnen, wenn auch von äusserst unvollkommenen.<br />

2 ) Rey: Etüde anthropologique sur les Botocudos p. 79. — Hartt: Geology etc. 600.

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