10.10.2013 Aufrufe

9Reit« CReife in öwi &raiilianif$en Tropen - Brasiliana USP

9Reit« CReife in öwi &raiilianif$en Tropen - Brasiliana USP

9Reit« CReife in öwi &raiilianif$en Tropen - Brasiliana USP

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

— 409 —<br />

leute von uns bef<strong>in</strong>den. Mit wahrhafter Befriedigung verliessen wir diese<br />

Musteranstalt, welche Alles h<strong>in</strong>ter sich lässt, was wir an ähnlichen Anstalten<br />

<strong>in</strong> Deutschland gesehen. —<br />

Der Nachmittag führte uns an das entgegengesetzte Ende von Rio<br />

nach dem Pago de Säo Christoväo, um den Majestäten aufzuwarten. Jeden<br />

Samstag begeben sich Kaiser und Kaiser<strong>in</strong> von Petropolis <strong>in</strong> die Stadt,<br />

woselbst von fünf bis sieben Uhr Audienzen ertheilt werden, zu denen .<br />

e<strong>in</strong> Jeder Zutritt hat, der Vornehme, wie der Mann aus dem Volke. Hierauf<br />

arbeitet der Kaiser bis tief <strong>in</strong> die Nacht h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> mit den M<strong>in</strong>istern, jede<br />

e<strong>in</strong>zelne Angelegenheit aufmerksam prüfend und besprechend. Dies ist<br />

die Tagese<strong>in</strong>theilung zur Zeit der Kammersitzungen. Zu. anderen Zeiten<br />

f<strong>in</strong>det der M<strong>in</strong>isterrath unter Vorsitz des Kaisers von 10 Uhr Morgens<br />

an statt. ^<br />

Wir betraten zum ersten Male den Palast. In demselben stehen<br />

ke<strong>in</strong>e Posten, nur braune und schwarze Lakaien <strong>in</strong> grüner Livree bewegen<br />

sich auf Treppen und Gängen herum. Durch e<strong>in</strong>e ganze Flucht von ziemlich<br />

dunkel gehaltenen Salons, welche e<strong>in</strong>e für brasilianische Verhältnisse<br />

hübsche E<strong>in</strong>richtung mit gediegenen Stoffen zeigen, gelangten wir schliesslich<br />

zu den Majestäten. Der Empfang war e<strong>in</strong>fach und herzlich wie<br />

immer.<br />

Die allgeme<strong>in</strong> verehrte Kaiser<strong>in</strong> ist zwar nicht majestätisch <strong>in</strong> ihrem<br />

Aeusseren, da sie kle<strong>in</strong> von Gestalt, sie entbehrt jedoch ke<strong>in</strong>eswegs e<strong>in</strong>er<br />

auf Seelenadel gegründeten Vornehmheit und gew<strong>in</strong>nt alle Herzen durch<br />

ihre wahrhaft rührende Güte und Wohlthätigkeit. Der Kaiser, e<strong>in</strong> auffällend<br />

grosser Mann von imponirender Haltung, schönen, vornehmen Zügen und<br />

e<strong>in</strong>em unbeschreiblichen Ausdruck von Wohlwollen <strong>in</strong> den blauen Augen,<br />

ist e<strong>in</strong>e wahrhaft fürstlich hoheitsvolle Ersche<strong>in</strong>ung, sowohl ehrfurchtgebietend,<br />

wie vertrauenerweckend. Se<strong>in</strong> liebenswürdiges, leutseliges Wesen und se<strong>in</strong>e<br />

stets anregende Unterhaltung haben etwas ungeme<strong>in</strong> Fesselndes. Se<strong>in</strong><br />

nimmer ermüdendes Interesse für das Wohl se<strong>in</strong>es Volkes äussert sich bei<br />

jeder Gelegenheit und verdient die vollste Hochachtung. Mag der Kaiser<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er langen Regierungszeit auch manchen politischen Fehler begangen<br />

haben — solche werden wohl ke<strong>in</strong>em Herrscher erspart bleiben — so viel<br />

steht fest, dass, dank se<strong>in</strong>er geschickten und weisen Politik, Brasilien,<br />

welches bis zu se<strong>in</strong>em Regierungsantritt durch Revolutionen und Bürgerkriege<br />

zerrüttet und <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Existenz bedroht war, nun seit 40 Jahren<br />

die nothwendige <strong>in</strong>nere Ruhe geniesst, und diese Zeit als e<strong>in</strong>e Zeit allgeme<strong>in</strong>en<br />

Fortschrittes und grossen f<strong>in</strong>anziellen Aufschwunges bezeichnet<br />

werden kann. Allen Bedürfnissen se<strong>in</strong>es Landes br<strong>in</strong>gt der Kaiser reges<br />

Verständniss und warme Theilnahme entgegen. Doch <strong>in</strong> richtiger Erkenntniss<br />

der Sachlage, gilt se<strong>in</strong>e Hauptfürsorge der Hebung des öffentlichen<br />

Unterrichtes und der Verbreitung allgeme<strong>in</strong>er Bildung. Zu Gunsten

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!