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9Reit« CReife in öwi &raiilianif$en Tropen - Brasiliana USP

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mit der Verarbeitung der Ch<strong>in</strong>ar<strong>in</strong>de bekannt zu machen. So konnten<br />

wir auch nicht erfahren, <strong>in</strong> welcher P'orm diese kostbare R<strong>in</strong>de, die e<strong>in</strong>e<br />

wahre Wohlthäter<strong>in</strong> der Menschheit ist, von hier aus <strong>in</strong> den Handel gebracht<br />

wird.<br />

Wieder sassen wir im Sattel und weiter g<strong>in</strong>g es den Berg h<strong>in</strong>unter.<br />

Das Reiten wie das Gehen waren mir heute zur Qual. In Folge des<br />

gestrigen Sturzes schmerzten mich alle heftigeren Bewegungen und solche<br />

konnten begreiflicherweise nicht vermieden werden. Hie und da begegnete<br />

uns e<strong>in</strong>e Tropa oder e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelner Reiter. Von Strecke zu Strecke<br />

lagen Ranchos am Wege, grosse, nach mehreren Seiten offene Schuppen,<br />

bestimmt, den Tropas als Unterkunft zu dienen. Immer mehr zog sich<br />

unsere Strasse zu Thai. Ober uns h<strong>in</strong>g die Nebelwand unbeweglich,<br />

erbarmungslos all die herrlichen Bergspitzen tief herab verhüllend. Die<br />

frische Luft, welche wir oben <strong>in</strong> der Höhe genossen hatten, machte e<strong>in</strong>er<br />

drückenden Hitze Platz. Es mehrten sich die Ansiedlungen und das<br />

Terra<strong>in</strong> wurde immer ebener. Nach fünfstündigem Ritt hatten wir um<br />

drei e<strong>in</strong>halb Uhr Bananal, e<strong>in</strong> Dorf am Fuss der Serra dos Orgäos,<br />

erreicht.<br />

Hier bestiegen wir den mit vier Maulthieren bespannten, federnlosen<br />

Postwagen, der nach allen Seiten offen war und nur e<strong>in</strong> von Eisenstangen<br />

getragenes, loses Wachstuchdach hatte. E<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e eiserne Leiter vermittelte<br />

das H<strong>in</strong>e<strong>in</strong>klettern <strong>in</strong> dieses wirklich lumpige Gefährt, <strong>in</strong> welchem<br />

wir acht Sitze fanden, vier <strong>in</strong> der Mitte, zwei auf dem Bock und zwei<br />

rückwärts. Zum Glück waren wir, ausser etwa zwölf <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Käfig e<strong>in</strong>gesperrter<br />

Vögel, die e<strong>in</strong>zigen Reisenden und hatten zu drei somit vollauf<br />

Platz. Die Maulthiere zogen an und nun sausten wir dah<strong>in</strong> auf<br />

löchererfüllter Strasse, über Stock und Ste<strong>in</strong>, durch Wasserlachen und<br />

über morsche Brücken. Wir mussten uns bei jedem Stosse wie Affen an<br />

die Stangen klammern, um nicht h<strong>in</strong>auszufliegen, und mehr als e<strong>in</strong>mal<br />

drohte der alte Marterkasten aus den Fugen zu gehen. E<strong>in</strong> Marterkasten<br />

war der Wagen am meisten für mich, denn jedes Strassenloch, aus<br />

welchem wir emporgeschleudert wurden — und deren gab es viele —<br />

presste mir, <strong>in</strong> Folge der Erschütterung me<strong>in</strong>es geschädigten Thoraxes,<br />

e<strong>in</strong>en unterdrückten Schmerzensschrei aus. So g<strong>in</strong>g es <strong>in</strong> wilder Fahrt<br />

durch die flache, sumpfige, dicht mit Gestrüppvegetation überdeckte<br />

Niederung. Hie und da tauchten e<strong>in</strong> paar Häuser am Wege auf, und<br />

e<strong>in</strong>zelne Bananen- und Orangenbaumpflanzungen unterbrachen die kulturlose<br />

Oede. Mitten <strong>in</strong> die Gestrüppwildniss h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> war e<strong>in</strong> Collegio de<br />

Men<strong>in</strong>as gebaut, e<strong>in</strong>e Erziehungsanstalt für Mädchen.<br />

In dem Städtchen Mage hatte die Post kurzen Aufenthalt. Hier<br />

sahen wir zum ersten Male e<strong>in</strong>en Troly, e<strong>in</strong>en der im Innern Brasiliens<br />

gebräuchlichen niederen Wagen. Diese ebenfalls primitiven Fuhrwerke

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