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9Reit« CReife in öwi &raiilianif$en Tropen - Brasiliana USP

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— 320 —<br />

7 L T hr hatten wir die erste und letzte, die e<strong>in</strong>zige Rast gehalten. Es<br />

war <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er von e<strong>in</strong>em Sachsen gehaltenen Venda gewesen, welche <strong>in</strong>mitten<br />

der Berge gelegen ist. Später waren wir an verschiedenen, dem<br />

Walde abgerungenen, polnischen Ansiedlungen und solchen von E<strong>in</strong>wanderern<br />

anderer Nationalität vorbeigekommen. Gatter, ganz so wie deren<br />

bei uns im Gebirge gebräuchlich s<strong>in</strong>d, bezeichneten den E<strong>in</strong>gang und Ausgang<br />

e<strong>in</strong>es jeden e<strong>in</strong>zelnen Landgutes. Sie versperrten uns den Weg,<br />

e<strong>in</strong> Umstand, der uns nicht wenig auf unserem Marsche aufhielt, da das<br />

Oeffnen derselben vom Pferde aus geraume Zeit <strong>in</strong> Anspruch nahm.<br />

Nachdem diese Schwierigkeiten überwunden waren, führte unser Saumpfad<br />

wieder durch lange Strecken Urwaldes, der sich hoch über uns zusammenschloss<br />

und von dem wir nur e<strong>in</strong>zelne Riesenbäume unterscheiden konnten,<br />

welche gespenstisch gen Himmel ragten.<br />

Endlich, gegen 11 Uhr erreichten wir das grösstentheils von Italienern<br />

bewohnte Dorf Santa Thereza. Da wir aus Irrthum erst e<strong>in</strong>en Tag<br />

später erwartet waren, hatte sich die belgische Kaufmannsfamilie, welche<br />

uns gastlich aufnehmen sollte, schon zur Ruhe begeben. Wie unsere<br />

gestrigen, hatten wir auch unsere heutigen Wirthe erst durch Klopfen aus<br />

tiefstem Schlafe zu wecken, ehe uns aufgethan wurde und wir unsere Zimmer<br />

angewiesen erhielten. Von unseren Packthieren war weit und breit nichts<br />

zu sehen, und so mussten wir uns schmutzbedeckt wie wir g<strong>in</strong>gen und<br />

standen, auf unsere Maisstrohsäcke werfen. Doch e<strong>in</strong> erquickender Schlaf<br />

nach acht bis neunstündigem Ritt Hess uns bald diese kle<strong>in</strong>e Unannehmlichkeit<br />

vergessen.<br />

Santa Thereza—Petropolis. Mittwoch, den 29. August.<br />

Da des Morgens die Packthiere noch nicht e<strong>in</strong>getroffen waren und<br />

wir nicht e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>en Kamm bei uns hatten, Hess die Morgentoilette<br />

ebensoviel zu wünschen übrig, wie die Toilette des vorhergehenden Abends.<br />

Auch war an e<strong>in</strong> Weiterreiten nicht zu denken, da wir uns doch erst<br />

überzeugen mussten, ob unser Gepäck überhaupt e<strong>in</strong>treffen würde. So<br />

hiess es: geduldig, oder ungeduldig warten.<br />

Wir benutzten die aufgedrungene Rast, uns <strong>in</strong> Santa Thereza umzusehen.<br />

Es war dies bald geschehen. Die Ortschaft, welche zu dem,<br />

Timbuhy genannten Theüe der ehemaligen Kolonie S. Leopold<strong>in</strong>a gehört,<br />

liegt zwischen mittelhohen, eng zusammengerückten Bergen, nahe dem<br />

Flüsschen Timbuhy'. Sie besteht nur aus e<strong>in</strong>igen unschönen, gemauerten<br />

Häusern, und e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Kirche, welcher jedoch der Priester fehlt. Die<br />

Häuser haben graue Dächer und er<strong>in</strong>nern, Fenster und Thüren abgerechnet,<br />

etwas an Tyroler Bauernhäuser, so dass man sich fast <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Dorfe Tyrols wähnen könnte. In dem nach italienischer Art freistehenden<br />

Glockenthurm wird die Glocke nicht durch Anschlagen, sondern wie bei<br />

uns durch Anziehen mittelst e<strong>in</strong>es Seiles geläutet.

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