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9Reit« CReife in öwi &raiilianif$en Tropen - Brasiliana USP

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noch 23 0 C, von da ab aber, <strong>in</strong> der heissen Zone, stand das Thermometer<br />

schon morgens zwischen sechs e<strong>in</strong> halb und sieben e<strong>in</strong> halb Uhr auf 24°<br />

bis 26°C. In den Mittagsstunden stieg es am 21. bis auf 28° C. und<br />

blieb die anderen Tage auf 26—27,5° C. stehen. Abends 8 oder 9 Uhr<br />

ergaben die Beobachtungen durchschnittlich 25—26,5° C. E<strong>in</strong>e Steigerung<br />

der Temperatur vom Morgen zum Mittag um 1—2 0 war die Regel, ebenso<br />

e<strong>in</strong> Fallen um e<strong>in</strong>e gleiche Anzahl Grade bis zum Abend; nur e<strong>in</strong>en Tag,<br />

den 22., stand das Thermometer früh und Mittag, und e<strong>in</strong>en zweiten, den<br />

19., mittags und abends gleich hoch. Auf Deck war, dank e<strong>in</strong>zelner<br />

Brisen und dem durch die Fortbewegung des Schiffes erzeugten Luftzuge,<br />

die Temperatur immer erträglich. Die Nächte <strong>in</strong> den Kajüten gestalteten<br />

sich aber <strong>in</strong> Folge der Hitze zu e<strong>in</strong>er wahren Marter, und wenn man des<br />

Morgens erwachte, fühlte man sich, statt erquickt, durch das heftige Transpiriren<br />

so ermattet, als ob es gälte sich von e<strong>in</strong>er schweren Krankheit<br />

zu erholen. Vom 20. ab hatten wir, wie an den ersten Tagen unserer Ueberfahrt,<br />

manchmal bewölkten Himmel zu verzeichnen, und vom 21. ab, gemäss<br />

unserem E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> die Aequatorialzone, auch zeitweise Regen.<br />

Letzterer gestaltete sich den 22. zum ersten Male zu e<strong>in</strong>em echt tropischen<br />

und gab uns e<strong>in</strong>en Begriff von den uns auch ferner erwartenden, Alles<br />

überschwemmenden Güssen. Zugleich mit der Bewölkung und den Niederschlägen<br />

stellte sich auch mehr Seegang e<strong>in</strong>. Die ersten zwei Tage kam<br />

derselbe aus Osten und konnte man ihn noch Dünung nennen; den 22. hatte<br />

er jedoch den Charakter richtiger W<strong>in</strong>dwellen, die das Schiff von achter<br />

<strong>in</strong> spitzem W<strong>in</strong>kel backbord trafen, und den folgenden Tag, gestern,<br />

waren entschieden Seen aus Südost zu bemerken. Heute endlich, seit<br />

wir uns <strong>in</strong> der, besonders zu dieser Jahreszeit starken, südlichen Aequatorialströmung<br />

bef<strong>in</strong>den, ist die Bewegung e<strong>in</strong>e doppelte geworden, und<br />

unsere »Manauense« stampft und rollt ganz erbärmlich. Die Wellen s<strong>in</strong>d<br />

grossartig und von e<strong>in</strong>er Länge, bis zu welcher man sie sich niemals <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em B<strong>in</strong>nenmeere entwickeln sieht.<br />

Bezüglich der Meeresfarbe während unserer bisherigen Ueberfahrt<br />

machte ich die nämliche Beobachtung, welche ich schon vor Jahren im<br />

Polarmeere gemacht hatte. Die Farbe des Wassers richtete sich nach der<br />

jeweiligen Farbe des Firmamentes: war letzteres grau umzogen, so erschien<br />

auch das Wasser melancholisch schwarzgrau, und lachte der Himmel blau<br />

auf uns nieder, so schimmerten uns auch die Fluthen gemüthserheiternd<br />

blau entgegen. Doch das Blau der tropischen See ist nicht mattblau wie<br />

das des hohen Nordens, oder undurchsichtig dunkelblau wie das der<br />

wärmeren gemässigten Zone; es ist von e<strong>in</strong>em so leuchtenden Azur und<br />

•e<strong>in</strong>er zo entzückenden Klarheit, dass es die S<strong>in</strong>ne märchenhaft umstrickt.<br />

Seit dem 20. stand das südliche Kreuz schon ziemlich hoch über<br />

dem Horizont und bot unseren Nächten auf hoher See e<strong>in</strong>en neuen Reiz.

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