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Vollversion (6.51 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen

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FORSCHUNGSJOURNAL NSB 3/94<br />

Ökoverbänden vertieft nachzudenken.<br />

Dafür bietet Fleges Buch<br />

wichtige Informationen und Anstöße.<br />

Joachim Raschke<br />

Q<br />

Ferdinand<br />

Müller-Rommel:<br />

Grüne Parteien in<br />

Westeuropa.<br />

Entwicklungsphasen<br />

und<br />

Erfolgsbedingungen.<br />

Westdeutscher Verlag, Opladen<br />

1993; S. 246<br />

Wie läßt sich der länderübergreifende<br />

Erfolg grüner Parteien in<br />

Westeuropa erklären? Worin bestehen<br />

die Gemeinsamkeiten, wo<br />

liegen die Unterschiede zwischen<br />

den ,,alternativen"Parteigründungen?<br />

Welche Ursachen gibt es für<br />

ihre zum Teil erheblichen Wahlerfolge?<br />

Diese Fragen untersucht<br />

FerdinandMüller-Rommel in seiner<br />

246 Seiten starken Studie.<br />

Der Politologe gibt dabei einen<br />

umfassenden Überblick über die<br />

bisher vorliegenden Forschungsergebnisse<br />

und geht der Frage<br />

nach, mit welchen theoretischen<br />

Ansätzen die 'Grünen' in Westeuropa<br />

bislang analysiert wurden.<br />

Die Studie leistet damit einen<br />

wichtigen Beitrag zur ländervergleichenden<br />

Parteienforschung.<br />

Müller-Rommel bilanziert die<br />

Entwicklungsphasen grüner Parteien<br />

in allen westeuropäischen<br />

Staaten. Mit Hilfe einer quanitativen<br />

und qualitativen Analyse<br />

erklärt der Autor die unterschiedlich<br />

hohen Wahlergebnisse der<br />

„Öko-Parteien" in den verschiedenen<br />

Ländern und ermöglicht<br />

damit nicht nur eine zutreffendere<br />

Typologie von grünen Parteien,<br />

sondern liefert gleichzeitig Ergebnisse<br />

über sozioökonomische<br />

undpolitische Rahmenbedingungen<br />

und Aussagen über die Möglichkeit<br />

erfolgreicher „neuer"<br />

Parteietablierungen sowie die Innovationsfähigkeit<br />

politischer<br />

Systeme. Nach einerpräzisenund<br />

materialreichen Beschreibung<br />

grüner Wahlerfolge kommt Müller-Rommel<br />

dabei zu interessanten<br />

„verallgemeinerungsfähigen"<br />

Aussagen. Eine hohe Bevölkerungsdichte,<br />

eine niedrige Zahl<br />

von Wechselwählern und eine<br />

hohe Disproportionalität im Verhältniswahlsystem<br />

wirkt sich positiv<br />

auf die Wahlchancen der<br />

'Grünen' aus. Dagegen übt der<br />

Grad des Umweltbewußtseins -<br />

so ein Ergebnis der Studie - keinen<br />

entscheidenden Einfluß auf<br />

die Wahlergebnisse der „Öko­<br />

Parteien" aus. Wichtiger ist die<br />

Stärke der neuen sozialen <strong>Bewegungen</strong><br />

und das Ausmaß des Mißtrauens<br />

in die Problemlösungskompetenz<br />

der „etablierten" Parteien<br />

und der nationalen Parlamente.<br />

„Von den parteiinternen<br />

Organisationsmerkmalen haben<br />

die Flügelkämpfe den stärksten<br />

Effekt auf die Wahlergebnisse der<br />

Grünen." (S.185)<br />

Müller-Rommel hat sich in seiner<br />

Studie lobenswerterwei.se vor<br />

übereilten Parallelen gehütet,<br />

Schwierigkeiten und Grenzen der<br />

ländervergleichenden Kleinparteienforschung<br />

berücksichtigt<br />

und auf die zentrale Bedeutung<br />

der unterschiedlichen institutionellen<br />

und sozioökonomischen<br />

Ausprägungen in den einzelnen<br />

westeuropäischen Ländern verwiesen,<br />

die verantwortlich seien<br />

für die divergierenden Wahlerfolge<br />

der 'Grünen'. Das Fazit des<br />

Parteienforschers lautet daher:<br />

„Die Erklärungsstärke der einzelnen<br />

Faktoren für die Wahlerfolge<br />

Grüner Parteien variieren<br />

im Ländervergleich." Daher<br />

„konnte kein allein erklärender<br />

Faktor für die Wahlerfolge aller<br />

Grünen Parteien gefunden<br />

werden."(S.196) So richtig und<br />

verständlich es jedoch ist, auf die<br />

Unterschiede imLändervergleich<br />

hinzuweisen, so muß doch kritisiert<br />

werden, daß Müller-Rommel<br />

es versäumt, eine zentrale<br />

Gemeinsamkeit 'grüner' Parteibildungen<br />

deutlich herauszuarbeiten.<br />

Daß es solch prägende<br />

und für die Gründung 'grüner'<br />

Parteien charakteristische Übereinstimmungen<br />

geben muß, belegt<br />

der Blick über die Grenzen<br />

Westeuropas hinaus. Die Tatsache<br />

z.B., daß sich in Osteuropa<br />

momentan überall „alternative<br />

Parteien" mit zum Teil sehr ähnlicher<br />

Sozialstruktur ihrer Anhängerschaft<br />

konstituieren, belegt<br />

diese Annahme und ließe eine<br />

ergänzende, ländervergleichende<br />

Studie über Gesamteuropa sinnvoll<br />

erscheinen.<br />

Andreas Vogtmeier, Hamburg<br />

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