Vollversion (6.51 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen
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gungsteilnehmer, Interaktionsnetzwerke,<br />
Publikationsorgane, sympathisierende Organisationen<br />
oder ähnliches thematisieren und<br />
so versuchen, etwas über die Bewegung in<br />
Erfahrung zu bringen. Man kann aber auch<br />
die verschiedenen Themen der Bewegung wie<br />
Solidarität mit den Befreiungsbewegungen in<br />
der Dritten Welt, mit ethnischen Minderheiten<br />
und indigenen Völkern, wie Strukturen der<br />
Weltökonomie (multinationale Konzerne,<br />
Banken, Verschuldung, Landwirtschaft, Rohstoffe'),<br />
internationale Politik, Bevölkerungsentwicklung,<br />
Menschenrechte, Ökologie oder<br />
Frieden als Ausgangspunkt wählen. In der<br />
Perspektive dieses Heftes geht es darum zu<br />
zeigen, worin bei der Heterogenität der Themen,<br />
die zugleich die Herausbildung von sich<br />
spezialisierenden Gruppierungen und Initiativen<br />
zur Folge hat, die Einheit der Bewegung<br />
besteht, was also an der jeweiligen Themenstellung<br />
und der Weise ihrer Bearbeitung das<br />
Spezifische der Bewegung zur Ansicht bringt.<br />
Formale Merkmale einer Bewegung wie auch<br />
ihrer Formen der Thematisierung geraten im<br />
Verlauf ihrer Geschichte von innen wie von<br />
außen in den Blick. Bewegungsteilnehmer<br />
selbst beobachten sich und machen Merkmale<br />
der Bewegung wie auch ihrer Themenstellungen<br />
zum Gegenstand der Kritik. Solche<br />
Selbstbeschreibungen im Modus der Kritik<br />
sind zugleich - sofern sie nicht dezidierte<br />
Austrittserklärungen sind - Fortsetzung der<br />
Bewegung im Versuch, deren Ausrichtung zu<br />
modifizieren. Beobachtungen von außen sind<br />
demgegenüber nicht der Fortsetzung von<br />
Bewegungskommunikation verpflichtet und<br />
sehen von daher des öfteren Aspekte einer<br />
Bewegungspraxis, die Teilnehmern im Vollzug<br />
verborgen bleiben.<br />
Für den Kontext dieses Heftes war die Differenz<br />
von Fremd- und Selbstbeobachtung ein<br />
Auswahlkriterium der Autoren und Autorinnen:<br />
Indem exponierte Teilnehmer der Bewe<br />
FORSCHUNGSJOURNAL NSB 3/94<br />
gung gebeten wurden, zu bestimmten Aspekten<br />
undThemen der Dritte-Welt-Bewegung<br />
Stellung zu nehmen, sollte auch die Chance<br />
erhöht werden, daß mittels solcher Selbstbeschreibungen<br />
der bewegungsspezifische Modus<br />
der Kommunikation selbst zugänglich<br />
wird. Zugleich sollten Autoren von außen<br />
Themenstellungen zum Gegenstand machen,<br />
die aktuell sowohl für die Bewegung sowie für<br />
ihre Position in politischen Auseinandersetzungen<br />
bedeutsam sind.<br />
Angesicht der Vielfalt der Themenstellungen<br />
der Dritte-Welt-Bewegung und ihrer verzweigten<br />
Geschichte erwies sich eine Eingrenzung<br />
des Gegenstandes für den Rahmen<br />
dieses Heftes als schwierig. So mußten die<br />
zahlreichen Initiativen und Gruppierungen<br />
und ihre weitläufigen Arbeitsfelder weitgehend<br />
ausgespart werden (ein Uberblick über<br />
die umfangreichen Aktionsfelder der Dritte-<br />
Welt-Bewegung findet sich in Pater 1993).<br />
Auch konnten nicht alle Facetten und Bewegungsströmungen<br />
Berücksichtigung finden.<br />
So haben wir aus Platzgründen auf eigenständige<br />
Artikel zur Dritte-Welt-Arbeit der Kirchen<br />
und Gewerkschaften verzichten müssen. 9<br />
Im Mittelpunkt der hier veröffentlichten Artikel<br />
stehen insbesondere die Entwicklungen<br />
seit 1989/90. In den einschlägigen Bewegungspublikationen<br />
wird vielfach eine Orientierungskrise<br />
der Bewegung konstatiert, die<br />
aus dem Zusammenbruch Osteuropas, den<br />
Entwicklungen seit 1989/90 sowie dem „ Verlust<br />
der großen Utopien/ Theorien " resultiere.<br />
Vor diesem Hintergrund haben wir die Autoren<br />
gebeten, die Auswirkungen dieser Entwicklung<br />
in ihren Beiträgen zu thematisieren.<br />
Die Berücksichtigung dieses Aspektes erschien<br />
uns aus mehreren Gründen sinnvoll.<br />
Mit dem Zusammenbruch des Ostblocks und<br />
der Vereinigung der beiden deutschen Staaten<br />
wurde die Dritte-Welt-Bewegung der BRD<br />
erweitert um die Dritte-Welt-Bewegung der