Vollversion (6.51 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen
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26 FORSCHUNGSJOURNAL NSB 3/94<br />
ren menschlichen Kosten. Auch die binnenmarktorientierten<br />
Bestrebungen haben keine<br />
leistungsfähigen Industriesektoren hervorgebracht<br />
(vgl. etwa Jungfer 1963) und, wie die<br />
Verschuldungskrise dramatisch zeigt, auch<br />
nichts Entscheidendes beigetragen zur Verminderung<br />
der Außenabhängigkeit.<br />
Über die Gründe für diesen Befund und erst<br />
recht über seine entwicklungsstrategischen<br />
Konsequenzen freilich herrscht große Uneinigkeit,<br />
wie Anfang 1993 eine Debatte in den<br />
Blättern des iz3w, der wohl meistgelesenen<br />
deutschsprachigen Dritte-Welt-Zeitschrift gezeigt<br />
hat: Sehen die einen die Lösung in einer<br />
konsequenten, an die Erfahrungen der ostasiatischen<br />
NIC anschließenden Weltmarktintegration<br />
(vgl. bes. Eßer 1993a), so meinen andere,<br />
die Mißerfolge in erster Linie auf die<br />
spezifische Interessenorientierung der jeweiligen<br />
staatlichen Strategien zurückführen zu können<br />
und verweisen auf die bewußten Eingriffe<br />
vor allem der USA gegen potentiell erfolgreiche<br />
Experimente einer „rural-ökologisch zen<br />
trierten Entwicklung", die z.B. im sandinistischen<br />
Nicaragua gesehen werden (vgl. Thielen<br />
1993, S. 11). Weitergehend wird gefordert,<br />
gleich die Ware-Geld-Beziehung als Wurzel<br />
allen Übels zu eliminieren „und die stofflichsinnlichen<br />
Angelegenheiten als solche zu<br />
behandeln" (Trenkle 1993, S. 36). Schon angesichts<br />
der dafür notwendigen Koordination<br />
von Informations-Massen wäre „'die nichtwarenförmige<br />
Weltgesellschaft' ein Projekt des<br />
Kollapses nicht nur der Moderne" (Altvater<br />
1993c, S. 11), und würde ferner zu einer despotischen<br />
Machtkonzentration in den Händen<br />
derer führen, die über Informations- und<br />
Koordinationsmittel verfügen (s. Kößler 1993,<br />
bes. Kap. 7,8).<br />
Es bleibt die Auseinandersetzung mit den realen<br />
Möglichkeiten einer nachholenden Industrialisierung.<br />
So hat Elmar Altvater grundlegende<br />
Zweifel an der Verallgemeinerung industrieller<br />
Produktionsformen angemeldet: Industrialisierung<br />
sei ein „positionelles Gut" und<br />
nicht für alle verfügbar (1993a, S. 8);