Vollversion (6.51 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen
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FORSCHUNGSJOURNAL NSB 3/94 45<br />
und gleichberechtigten Mitwirkung der jeweils<br />
Betroffenen zugänglich gemacht wird. Zur<br />
Durchsetzung einer basisdemokratischen Mitwirkung<br />
sind die dafür nötigen Freiräume zu<br />
schaffen und die modernen Kommunikationstechnologien<br />
zu nutzen und auf deren Anforderungen<br />
hin weiterzuentwickeln.<br />
6) Sicherung der Menschenrechte<br />
Für die DWB sind die Menschenrechte universell<br />
und unteilbar. Wenn es um die Durchsetzung<br />
der Menschenrechte geht, darf die Formel<br />
von der Nichteinmischung in die inneren<br />
Angelegenheiten und das Subsidiaritätsprinzip<br />
nicht gelten. Die Menschenrechte sind von der<br />
Weltgemeinschaft definiert und verlangen deshalb<br />
internationale Anerkennung sowie bei Verletzung<br />
internationales Eingreifen. Die Wege<br />
zur Sicherung der Menschenrechte dürfen jedoch<br />
nicht ihrem Ziel widersprechen und selbst<br />
zu Menschenrechtsverletzungen führen. Es ist<br />
daher eine offensive, dauerhafte und präventive<br />
Menschenrechtssicherungspolitik zu betreiben,<br />
die sich ziviler Mittel bedient.<br />
7) Kulturelle Selbstbestimmung<br />
Nach Auffassung der DWB sind wissenschaftliche<br />
Erkenntnisse, technologische und organisatorische<br />
Verfahren, handwerkliche Fertigkeiten,<br />
gesellschaftliche, kulturelle, religiöse<br />
und weltanschauliche Traditionen und Neuerungen<br />
als gemeinsames kulturelles Erbe der<br />
Menschheit anzusehen, welches einer Monopolisierung<br />
und wirtschaftlichen/ machtpolitischen<br />
Nutzung durch einzelne Gruppen und<br />
Klassen entzogen und allgemein zugänglich<br />
gemacht werden muß.<br />
8) Bürgernähe<br />
Dritte-Welt-Politik wie Außenpolitik allgemein<br />
muß aus dem Entscheidungs- und Gestaltungs<br />
monopol der Regierungen herausgeholt und<br />
basisdemokratischen Politikformen zugänglich<br />
gemacht werden. Neben allgemeinen plebiszitären<br />
Elementen, die auch in außenpolitischen<br />
Fragen nutzbar sein sollen, spielt die Zusammenarbeit<br />
staatlicher Stellen mit und die Förderung<br />
von Dritte-Welt-Gruppen und -Organisationen<br />
eine zentrale Rolle. Dazu gehört auch<br />
die Möglichkeit einer eigenständigen Dritte-<br />
Welt- und Außenpolitik der Kommunen, die<br />
von lokalen Dritte-Welt-Initiativen getragen<br />
wird.<br />
Ferner ist eine organisatorische Stärkung bestehender<br />
Strukturen der DWB sowie die Weiterentwicklung<br />
des Verhältnisses von Zusammenschlüssen<br />
und Einzelgruppen zu fordern.<br />
Dazu bedarf es u.a. der Klärung folgender Fragen:<br />
Wie ist es möglich, die notwendig zentralisierten<br />
Dachverbandsstrukturen den dezentralen<br />
Arbeitsweisen und Organisationsformen der<br />
Dritte-Welt- und Solidaritätsgruppen gemäß zu<br />
gestalten? Wie können Bewegungsvertreterinnen<br />
ein Gesamtinteresse, eine gemeinsame Position<br />
formulieren? Wie ist die Rückkopplung<br />
der Koordinierungsarbeit und Vertretung in die<br />
bundesdeutsche Gesellschaft hinein mit den<br />
gegebenen knappen Ressourcen möglich und<br />
zu verbessern? Wie kann es vermieden werden,<br />
daß die entwicklungspolitische Expertise<br />
der DWB von staatlichen und halbstaatlichen<br />
Stellen instrumentalisiert wird?<br />
Für die Zukunft scheint es notwendig, den<br />
Kommunikationsprozeß zwischen den Einzelgruppen,<br />
Dachverbänden, Zusammenschlüssen<br />
und Netzwerken der DWB erheblich zu verdichten,<br />
um eine funktionierende bewegungsinterne<br />
Öffentlichkeit zu schaffen. Dazu gehört<br />
auch der Abbau des latent vorhandenen<br />
Mißtrauens der Gruppen gegenüber Koordinations-<br />
und Dachverbandsstrukturen. Anderer-