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FORSCHUNGSJOURNAL NSB 3/94 57<br />

Arbeit auf den Bereich Antirassismus-Arbeit<br />

notwendig.<br />

5. Entwicklungen seit 1991<br />

Seit 1991 konnten sich die Solidaritätsgruppen<br />

wieder festigen, allerdings sind bestimmte<br />

Nuancierungen festzuhalten. Zunächst ist zu<br />

konstatieren, daß die Mobilisierungsmöglichkeiten<br />

geringer sind als unmittelbar nach der<br />

Wende. Auch der im Herbst 1990 einsetzende<br />

Prozeß der staatlichen Dezentralisierung (Konstituierung<br />

der neuen Bundesländer) tangierte<br />

die Mobilisierungschancen der Bewegung. Im<br />

Unterschied zu 1989/90, als viele überregional<br />

tätige Vereine gegründet wurden, entstehen seit<br />

1991 fast ausschließlich lokale Initiativen. Oft<br />

sind es Dritte-/Eine-Welt-Läden, nicht selten<br />

auch Vereine und Gruppen, die sich der regionalen<br />

entwicklungspolitischen Bildungs- und<br />

Informationsarbeit verschrieben haben (zum<br />

Beispiel „Informationsstelle Eine Welt" in<br />

Magdeburg). Vereinzelt konstituieren sich<br />

Gruppen, um konkrete Projekte in einem Entwicklungsland<br />

zu unterstützen (z.B. die Brandenburgische<br />

Initiative zum Schutz des philippinischen<br />

Regenwaldes).<br />

Die Herkunft und Motivation der - meist ehrenamtlich<br />

wirkenden - Mitarbeiter der NRO<br />

„zweiter Generation" bleibt bunt: Weiterhin gibt<br />

es Aussteiger, deren Engagement oft nur als<br />

Selbstzweck interpretiert werden kann. Oft sind<br />

sie im Dritte-Welt-Handel zu finden. Femer<br />

sind diejenigen zu nennen, die - oft aus Enttäuschung<br />

über die Zusammenarbeit mit Organisationen<br />

aus dem Westen - zu den regionalen<br />

Solidaritätsgruppen zurückfinden. Eine dritte<br />

Gruppe umfaßt Personen, die aufgrund des<br />

krassen Unterschiedes zwischen Nord und Süd<br />

- zum Teil auf Reisen nach 1989 selbst erfahren<br />

- nach Handlungsmöglichkeiten suchen.<br />

Zusammen mit 1989/90 gegründeten Gmppen<br />

und „Ostablegern" einiger westdeutscher NRO<br />

(Welthungerhilfe, terre des hommes) bilden sie<br />

heute ein buntes Konglomerat. Genaue quantitative<br />

Angaben liegen hierzu bislang jedoch<br />

nicht vor. Lediglich für die Länder Berlin und<br />

Brandenburg, die wohl die ausgeprägtesten entwicklungspolitischen<br />

Szenen westlich der Elbe<br />

besitzen, gibt es erste Erhebungen. 12<br />

Daraus<br />

ergibt sich folgendes - vermutlich auch für die<br />

anderen neuen Bundesländer zutreffendes -<br />

Bild:<br />

1. Zahlenmäßig dominieren lokale Solidaritätsgruppen<br />

ohne überregionalen Ansprach.<br />

2 West-NRO sind bislang kaum vorhanden.<br />

Vorherrschend sind die Ost-NRO.<br />

3. Eine Synthese zwischen Ost- und West-<br />

Gruppen gibt es kaum, da sich die Ost-Gruppen<br />

meist klar abgrenzen (zum Teil gehen sie<br />

aus Furcht vor Vereinnahmung bewußt auf Distanz).<br />

4. Initiativen, die sich in Form von Dritte-/<br />

Eine-Welt-Läden zusammengefunden haben,<br />

versuchen zunehmend den Produktverkauf mit<br />

bewußtseinsbildender Öffentlichkeitsarbeit zu<br />

verbinden.<br />

5. Gruppen, die sich aus kirchlichen Kreisen<br />

rekrutieren und weiter mit den Amtskirchen<br />

eng verbunden sind, bilden die Ausnahme.<br />

Ähnlich wie INKOTA vor 1989, nabeln sich<br />

christlich motivierte Gruppen oft nach ihrer<br />

Gründung schnell von der Kirche ab.<br />

Untersucht man die einzelnen Gmppen nach<br />

ihrer inhaltlichen und politischen Ausrichtung,<br />

so lassen sich folgende Tendenzen erkennen:<br />

• Projekte in den Entwicklungsländern werden<br />

hauptsächlich von größeren Gmppen wie<br />

INKOTA und der GSE unterstützt. Auch einige<br />

(Dritte-) Welt-Läden kombinieren ihre Han-

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