Vollversion (6.51 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen
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FORSCHUNGSJOURNAL Nsfi °4<br />
Synergieeffekte zwischen Insider- und Beobachterperspektive<br />
nicht hätten erzielen lassen.<br />
Wir hoffen, daß die vorgelegten Beiträge<br />
sowohl für weitergehende Bemühungen der<br />
Bewegungsforschung als auch für eine notwendige<br />
Diskussion über die Zukunft der<br />
Dritte-Welt-Bewegung hilfreich sein können.<br />
Im Anschluß an dieses Editorial findet sich<br />
ein Nachruf auf den kürzlich verstorbenen<br />
Robert Jungk, der die Arbeit des <strong>Forschungsjournal</strong>s<br />
Neue <strong>Soziale</strong> <strong>Bewegungen</strong> seit dessen<br />
Beginn vor gut sechs Jahren als Mitglied<br />
des wissenschaftlichen Beirates begleitete.<br />
Wir möchten in diesem Heft die Gelegenheit<br />
nutzen, seinem Leben und Wirken auch innerhalb<br />
der neuen sozialen <strong>Bewegungen</strong> zu<br />
gedenken.<br />
Ansgar Klein/Markus Rohde<br />
Vorwort der Redaktionsgruppe<br />
Wirft man einen Blick auf die umfangreichen<br />
Publikationen zu den neuen sozialen <strong>Bewegungen</strong>,<br />
dann fällt auf, daß die Dritte-Welt-Bewegung<br />
gar nicht oder nur am Rande behandelt<br />
wird. 1986 wurde erstmals ein größeres Werk<br />
zur Geschichte der Dritte-Welt/Solidaritätsbewegung<br />
aus der Sicht von bewegungsnahen<br />
Autoren vorgelegt (vgl. Balsen/Rössel). Ferner<br />
liegt eine Reihe von Publikationen und Selbstdarstellungen<br />
vor, in denen bestimmte Themenund<br />
Aktionsansätze dargestellt werden (BUKO<br />
1986). Im Wissenschaftskontext lassen sich dagegen<br />
nur wenige Texte finden, die sich z.B. mit<br />
Fragen der Mobilisierungs- und Kommunikationsformen<br />
derDritte-Welt-Bewegung beschäftigen<br />
(vgl. Gerhards 1991; Wesel 1991).<br />
Das Thema Dritte Welt ist heute fester Bestandteil<br />
der politischen Diskurse. Allein ein<br />
flüchtiger Blick auf die Anzahl von Bildungs<br />
veranstaltungen, Kongressen, Forschungseinrichtungen<br />
sowie das Spektrum von Zeitungsberichten<br />
und politischen Debatten macht<br />
deutlich, daß sich in der Bundesrepublik ein<br />
Interesse an Fragen der Nord-Süd-Politik<br />
verstetigt hat. An der Etablierung bestimmter<br />
Deutungsweisen des Nord-Süd-Verhältnisses<br />
war und ist auch die Dritte-Welt-Bewegung<br />
beteiligt, die, folgt man jedenfalls den wenigen<br />
Publikationen zum Thema, auf eine über<br />
30 jährige Bewegungsgeschichte zurückblikken<br />
kann. Aufgrund ihrer breiten Themenpalette<br />
ist es der Dritte-Welt-Bewegung immer<br />
wieder gelungen, an aktuelle gesellschaftliche<br />
Diskurse und Themen anderer sozialer Bewegung<br />
(Friedensbewegung, Frauen- und Ökologiebewegung<br />
etc.) anzuknüpfen. Konnte die<br />
Dritte-Welt-Bewegung auf der einen Seite ihr<br />
Fortbestehen über diese Themenvariationen<br />
sicherstellen, so resultiert daraus andererseits<br />
eine Unscharfe in der Bestimmung des Gegenstandes<br />
und der Abgrenzung zu anderen<br />
<strong>Bewegungen</strong>. Vermutlich ist die Nichtbehandlung<br />
der Dritte-Welt-Bewegung im Kontext<br />
der Bewegungsforschung diesem Sachverhalt<br />
geschuldet. Erschwerend kommt hinzu, daß<br />
Dritte-Welt-Probleme von verschiedenen<br />
Akteuren und Institutionen thematisiert werden<br />
(Bewegung, Hilfswerke, Forschungseinrichtungen,<br />
Parteien). Alle Versuche, sich der<br />
Dritte-Welt-Bewegung analytisch zu nähern,<br />
stehen vor einem schwierigen Problem: Die<br />
Bewegung scheint stets umfangreicher als der<br />
Aspekt, der gerade beschrieben werden soll<br />
und jeder Beschreibungsversuch sieht sich<br />
daher mit dem Einwand konfrontiert, daß die<br />
Bewegung mehr als das jeweils Beschriebene<br />
umfaßt.<br />
Will man sich angesichts dieser Sachlage<br />
gleichwohl der Dritte-Welt-Bewegung als<br />
bisher vernachlässigtem Gegenstand annähern,<br />
so kann man formale Merkmale wie<br />
Kommunikationsweise der Bewegung, Bewe-