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Vollversion (6.51 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen

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FORSCHUNGSJOURNAL NSB 3/94 43<br />

Weitgehend akzeptiert ist die Auffassung, daß<br />

die DWB das unmittelbare Elend der Menschen<br />

in der Dritten Welt durch materielle Hilfe<br />

nicht lindern kann. Vielmehr ist ein fundamentaler<br />

Wandel im Welthandels- und Weltfinanzsystem,<br />

im Patentrecht, im Zugang zu Wissen<br />

und Informationen, im Verhältnis der Weltkulturen<br />

usw. Voraussetzung für eine selbstbestimmte<br />

und selbstgestaltete Entwicklung in<br />

den Ländern der Dritten Welt. Der Schlüssel<br />

hierzu liegt im umfassenden Umbau des Industriesystems,<br />

der von den oppositionellen <strong>Bewegungen</strong><br />

in den Industrieländern betrieben<br />

werden muß.<br />

- Wunsch nach gesellschaftlicher Veränderung.<br />

Was von vielen Beobachtern der Dritte-Welt-<br />

Szene als häufiger Themenwechsel kritisiert<br />

wird (vorvorgestern Algerien, vorgestern Vietnam,<br />

gestern Nicaragua, heute Kuba?), läßt<br />

sich auch positiv deuten. Unterstützt wurden<br />

Versuche, den Bewußtseinsprozeß über Ausbeutung<br />

bei den Betroffenen zu wecken, um<br />

so Wege zu einer eigenständigen Entwicklung<br />

einzuleiten. Teils intuitiv, teils theoretisch begründet<br />

hat sich die DWB gegenüber rein „assistenzialistischen"<br />

Ansätzen abgegrenzt. Es<br />

wird darauf ankommen, einen theoretischen<br />

Rahmen neu zu entwickeln, der den veränderten<br />

internationalen Bedingungen gerecht wird.<br />

Dazu gehört auch die Einbeziehung der Entwicklung<br />

in den Ländern des ehemaligen Ostblocks.<br />

Die DWB braucht eine neue Handlungsorientierung,<br />

die über die Arbeit in Einzelgruppen,<br />

Länder- und Themenfeldern hinausgeht.<br />

Möglicherweise könnte der Rio-Nachfolgeprozeß<br />

einen solchen Rahmen schaffen.<br />

Vielleicht entwickelt er sich aber auch aus einer<br />

gemeinsamen Arbeit zur geplanten Weltsozialkonferenz<br />

1995.<br />

Als Eckpunkte eines derartigen gemeinsamen<br />

Rahmens könnten die im folgenden als Forderungen<br />

der DWB formulierten Grundsätze dienen:<br />

1) Grundsatz<br />

Die Politik der DWB orientiert sich an dem<br />

Ziel einer im Einklang mit der Natur nachhaltig<br />

wirtschaftenden, in Solidarität, Achtung vor<br />

dem Selbstbestimmungsrecht der Völker und<br />

gesicherten Menschenrechten zusammenlebenden<br />

Weltgesellschaft. Die Rolle der BRD in<br />

diesem Prozeß hat sich zu orientieren an den<br />

Prinzipien der Selbstbeschränkung. Deutschland<br />

muß zu einem internationalen „Kriegsdienstverweigerer"<br />

und „Zivildienstleistenden"<br />

werden (Cremer 1993).<br />

2) Nachhaltigkeit<br />

Von der DWB wird eine Lebens- und Wirtschaftsweise<br />

angestrebt, die im Einklang steht<br />

mit den Bedürfnissen der nicht-menschlichen<br />

Natur, die natürliche Ressourcen schont und<br />

bereits entstandene ökologische Schäden beseitigt.<br />

Dies ist in erster Linie als Forderung<br />

an die westlichen Industrienationen nach einem<br />

konsequenten Umbau ihrer umweltverschmutzenden<br />

und ressourcenträchtigen Wirtschaftsweise<br />

zu verstehen: C0 2-Reduktion<br />

nicht vorrangig durch Bekämpfung der Regenwaldabholzung,<br />

sondern durch Verminderung<br />

des Primärenergieverbrauchs in Verkehr,<br />

Industrie und Haushalten, stoffliche Konversion<br />

durch Verwendung regenerierbarer Rohstoffe,<br />

Engführung von Stoffkreisläufen, Verringerung<br />

der Eingriffstiefe in natürliche Prozesse<br />

und Nutzung der Mitproduktivität der Natur<br />

(vgl. Bräuer/ Lucas 1992 und die dort angegebene<br />

Literatur).

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