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Vollversion (6.51 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen

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FORSCHUNGSJOURNAL NSB 3/94 47<br />

Welt-Bewegung ausgeübt hat, darf keineswegs griff, der den Emanzipationsanspruch der Länder<br />

dazu verleiten, von einer tendenziellen Identität des Südens in einer Analogie zum „Dritten Stand"<br />

der Diskussion in der Bewegung und dem kriti­ der Französischen Revolution zum Ausdruck brinschen<br />

wissenschaftlichen Diskurs auszugehen. Der Eingen sollte (im Französischen: le tiers monde, nicht:<br />

fluß der Dependenztheorie auf die Dritte-Welt-Bewe­ le troisieme monde, analog zu: le tiers Etat). Ein<br />

gung ist eher als Ausnahme anzusehen, zu verschieden Verzicht auf den Begriff (wie etwa von Menzel<br />

ist die innere Logik beider Diskurse, zu unterschiedlich 1992 vorgeschlagen) ist daher abzulehnen.<br />

sind die persönlichen, politischen und inhaltlichen Zwek- 15<br />

So etwa Christian Wilmsen (Kindernothilfe)<br />

ke und Zielsetzungen.<br />

und Klaus Milke (German Watch) bei der Podi­<br />

9<br />

Die UNCTAD-Kampagne unterstützte die Forumsdiskussion „Die Saat des Fortschritts oder das<br />

derung der „Gruppe der 77" nach einer Neuen Ende der Entwicklung - Was haben 20 Jahre ent­<br />

Weltwirtschaftsordnung auf den Welthandelskonwicklungspolitische Arbeit gebracht?" am 14.4.93<br />

ferenzen.<br />

in der Werkstatt 3 in Hamburg.<br />

10<br />

Dem Dritte-Welt-Handel gegenüber, vor allem 16<br />

Als wichtigste Gruppierung ist hier das „Anti­<br />

wenn er sich auf traditionelle Kolonialprodukte imperialistische Solidaritätskomitee für Afrika,<br />

wie Kaffee, Tee, Bananen etc. bezieht, muß je­ Asien und Lateinamerika" (ASK) zu nennen.<br />

doch weiterhin der grundsätzliche entwicklungspolitische<br />

Einwand erhoben werden, daß Ausbeutungsbeziehungen<br />

tendenziell aufrechterhalten<br />

werden (Bräuer 1992).<br />

17<br />

Siehe etwa die Anträge, Debatten und Beschlüsse<br />

auf dem 16. Bundeskongreß 1992 in Stuttgart,<br />

in denen gefordert wurde, daß möglichst keine<br />

der bisherigen Koordinationgruppen dem neuen<br />

1<br />

' Dem Koordinierungskreis Dritte Welt (KK3W) Koordinierungsausschuß angehören sollten. Da­<br />

gehörten an: der Bundeskongreß entwicklungspomit wurde die bisherige Regelung, wonach immer<br />

litischer Aktionsgruppen (BUKO), die Arbeitsge­ nur die Hälfte der KA-Gruppen neu zu wählen ist,<br />

meinschaft der Dritte-Welt-Läden (AG3WL), die um so Kontinuität zu sichern, aufgehoben. Diese<br />

Anti-Apartheid-Bewegung (AAB), das Anti-im­ Entscheidungen sind u.a. für die derzeitige Agoperialistische<br />

Solidaritätskomitee für Afrika, Asien nie des BUKO mitverantwortlich.<br />

und Lateinamerika (ASK) und die vier Koordinationsstellen<br />

der Anti-Interventionsbewegung Mittelamerika,<br />

das Informationsbüro Nicaragua, die<br />

Informationsstellen El Salvador und Guatemala<br />

(zunächst einzeln, später gemeinsam) und die<br />

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba.<br />

12<br />

Ausnahmen stellen hier die neueren Initiativen<br />

wie Transfair-Kaffee dar, die auf kleine, praktischpolitische<br />

(Reform-) Schritte setzen.<br />

" Für die relative Konstanz der DWB spricht zum<br />

Beispiel auch, daß sich die Zahl der formellen Mitgliedsgruppen<br />

des BUKO (ca. 300), die Zahl der Gruppen,<br />

die vom BUKO koordiniert werden (ca. 2100)<br />

sowie die Teilnehmerzahl der jährlichen Bundeskongresse<br />

(zwischen 300 und 500) in den letzten Jahren<br />

wesentlich verändert hat.<br />

18<br />

Der Untertitel des Buches von Mohr („Die Generation,<br />

die nach der Revolte kam") macht nur<br />

einen Sinn, wenn man ihn in der Bedeutung von<br />

„und nach der Revolte kam die wirkliche Revolution"<br />

versteht. Es hat sich eingeschliffen, die Studentenbewegung<br />

von 1968 als die gesellschaftsverändernde<br />

Kraft zu mystifizieren und alles folgende,<br />

vor allem die 78er-Bewegung, als Epigonen<br />

zu betrachten. Dieser Auffassung kann nicht<br />

scharf genug widersprochen werden. 1968 war allenfalls,<br />

wenn überhaupt, der Beginn von Gesellschaftsveränderung<br />

in der neueren Geschichte der<br />

Bundesrepublik. Viele Veränderungen, initiiert und<br />

thematisiert durch die Neuen <strong>Soziale</strong>n <strong>Bewegungen</strong>,<br />

haben sich aber in Abgrenzung zu 1968 (z.B.<br />

Veränderung des Geschlechterverhältnisses durch<br />

14<br />

Der Begriff der „Dritten Welt" war auch vorher die Frauenbewegung) entwickelt. Das Mißver-<br />

kein empirischer Begriff - obwohl als solcher oft ständnis konnte nur durch die Schwerpunktset­<br />

gebraucht -, sondern ein politisch-normativer Bezung der Neuen <strong>Soziale</strong>n <strong>Bewegungen</strong> auf Veränderung<br />

in den persönlichen Lebensumständen, auf<br />

Politik aus individueller Betroffenheit heraus und<br />

einer relativen Vernachlässigung der „großen" Po-

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