View/Open - JUWEL - Forschungszentrum Jülich
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9.2 Dichtung 167<br />
Kräfte bewirkte Wölbung der Endplatten resultiert in einer inhomogenen Anpressdruckverteilung<br />
in den Einzelzellen und Short-Stacks (siehe Bild 4.16, Kapitel 4.4.2). Neben einer verringerten<br />
Leistung kann dies zur Bauteilschädigung und -zerstörung führen. Trotz der großen Anpresskräfte,<br />
die die Flachdichtungen aufnehmen, werden sie aufgrund der großen Kontaktfläche nur<br />
um rund 5 % ihrer Ausgangsdicke im unverpressten Zustand komprimiert. Die geringe Verpressung<br />
erschwert, Toleranzen der Dichtungspartner auszugleichen.<br />
Fortschrittliche Dichtungstechniken gehen dazu über, die Hauptkraft über die Diffusionsschicht<br />
zu leiten und die Dichtung nahezu „kraftfrei“ zu gestalten. Dies ermöglicht, die Anpresskraft zu<br />
minimieren und dadurch die Bauteilbeanspruchungen zu reduzieren, die Durchbiegung der<br />
Endplatten zu verringern und Bauteiltoleranzen effektiver ausgleichen zu können. Zu diesem<br />
Zweck werden hauptsächlich zwei Entwicklungsansätze verfolgt. Zum einen können durch die<br />
Verwendung eines weicheren Materials Bauteiltoleranzen der Dichtflächen besser ausgeglichen<br />
werden. Zum anderen kann ein geometrischer Lösungsansatz die Kontaktfläche der Dichtung<br />
und damit die benötigte Anpresskraft verringern. Ein solcher geometrischer Ansatz sieht beispielsweise<br />
eine profilierte Dichtung mit Dichtlippe vor. Dichtlippen können große Toleranzen<br />
bei gleichzeitig geringer Anpresskraft ausgleichen, da im Vergleich zu Flachdichtungen bei der<br />
Verpressung deutlich geringere Dehnungen im Elastomer auftreten. Profilierte Dichtungen<br />
können ein- oder beidseitig sowohl auf Bipolarplatten als auch auf MEAs oder Gasdiffusionsschichten<br />
in einem Spritzgießprozess appliziert werden [24, 25, 26]. Die Dichtungsintegration<br />
trägt zusätzlich dem Prinzip der Teilereduktion Rechnung und verringert Montagezeiten sowie<br />
die Anzahl der potentiellen Fehlerquellen.<br />
Im Vergleich zu der in den Experimenten verwendeten NBR-Flachdichtung werden im Folgenden<br />
zwei Dichtungsgeometrien bezüglich der Anpresskraft und Bauteilbeanspruchung unter<br />
unterschiedlichen Lastzuständen bewertet. Bei der ersten Geometrie handelt es sich um eine<br />
profilierte Dichtung mit Dichtlippe, bei der zweiten um eine schmale Flachdichtung. Beide Geometrien<br />
werden im Folgenden näher vorgestellt. Die theoretischen Betrachtungen beschränken<br />
sich auf die mechanische Dichtungsauslegung. Alterung oder Kosten der Dichtungen werden<br />
nicht untersucht. Die vorgestellten Berechnungen entstanden in Zusammenarbeit mit der Firma<br />
Freudenberg Forschungsdienste KG [116].<br />
Die Dichtungsapplikation erfolgt auf der aktiven Seite des Bipolarplattenelements (BPE). Die<br />
Dichtung umfasst die aktive Fläche und die Manifolds auf einer Länge von ungefähr 1100 mm.<br />
Die Höhe der Flachdichtung entspricht im verpressten Zustand der GDL-Dicke. Der im<br />
Randbereich der MEA aufgetragene Schutzfilm besitzt bei einem E-Modul von circa 2-4 MPa<br />
eine hohe Steifigkeit (siehe Kapitel 3.1). Dies erlaubt, auf korrespondierenden Bipolarplatten die<br />
gleiche Lippengeometrie zu verwenden, ohne dass die Dichtungsprofile unter Belastung aufeinander<br />
abgleiten. Die im Spritzgießverfahren aufgebrachten Dichtungen benötigen eine umlaufend<br />
circa 1 mm breite Anlagefläche für das formgebende Werkzeug.