TU Dresden: Forschungsbericht 2006 - im ...
TU Dresden: Forschungsbericht 2006 - im ...
TU Dresden: Forschungsbericht 2006 - im ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
3. Große Interdisziplinäre Forschungsprojekte<br />
Teilprojekt S (Prof. SCHWERHOFF) widmet sich der Erforschung der frühneuzeitlichen<br />
städtischen Öffentlichkeit vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. In den von der Kommunikation<br />
unter Anwesenden best<strong>im</strong>mten Stadtgesellschaften der Epoche war Öffentlichkeit<br />
<strong>im</strong>mer auf konkrete Orte bezogen. Mit dem Instrumentarium der institutionellen Analyse<br />
will das Projekt deshalb die sozialen Ordnungsarrangements in Wirtshäusern, aber auch in<br />
Kirchenräumen und Rathäusern erforschen. Paradigmatische Untersuchungsobjekte bilden<br />
dabei Lyon, <strong>Dresden</strong> und Köln.<br />
Teilprojekt T (Prof. SCHAEFER) untersucht die Reinstitutionalisierung des spätmittelalterlichen<br />
Englisch als Schriftsprache. Dabei partizipiert das Englische an der Tatsache,<br />
dass sich das Inselfranzösische bereits <strong>im</strong> 14. Jahrhundert nicht zuletzt neue Diskursräume<br />
erschlossen und sich damit dort institutionalisiert hat. Dies schlägt sich darin nieder, dass<br />
das Englische bei seinem massiven Wiedereinrücken in die Schriftlichkeit als ‚Mischsprache’<br />
erscheint. Daher konzentriert sich das Projekt in der neuen Antragsphase auf die<br />
Identifizierung typisch schriftsprachlicher Wege, die es ermöglichten, gerade diese Form<br />
des Englischen verbindlich und damit nachhaltig als ‚Standard’ zu etablieren.<br />
Teilprojekt U (Prof. LIPPERT) erforscht am Beispiel der USA in der ersten Hälfte des<br />
20. Jahrhunderts die Konstruktion geschichtlicher Kontinuitäten und Entstehungsmythen<br />
durch Architektur. Zum einen wird dabei die Fortschreibung europäischer Traditionsvorgaben<br />
<strong>im</strong> Sakralbau betrachtet, zum anderen die Entstehung des Bautyps „Hochhaus“ und<br />
dessen Verwendung auch dort, wo er nicht selbstverständlich ist (z.B. für Universitäten).<br />
Am Beispiel der Repräsentation von Architektur in Film und Comic wird zudem nach der<br />
der mythenschaffenden Potenz industrieller Kommunikationsmedien gefragt. Eine Paralleluntersuchung<br />
zur Historiographie der Moderne, die ihren Anspruch auf Deutungshoheit<br />
ebenfalls medial durchzusetzen versucht, bindet das Forschungsprojekt an die Alte Welt<br />
zurück.<br />
Teilprojekt V (Prof. BETTINI) geht der Frage nach, welche Rolle <strong>im</strong> antiken Rom<br />
dem Mythos bei der Fundierung, Stabilisierung und Modifizierung des Selbstbildes der<br />
soziopolitischen Gemeinschaft sowie der sie leitenden Werte und Normen zukommt. Im<br />
einzelnen sollen in der neuen Bewilligungsphase das Motiv des „Doppelgängers“ in der<br />
römischen Mythologie und Literatur, das kulturelle Modell, nach dem in Rom die Beziehung<br />
zwischen Vätern und Söhnen verstanden wurde, sowie das foedus zwischen Trojanern<br />
und Latinern in der Aeneis als Muster für die Struktur politischer Vereinbarungen in Rom<br />
untersucht werden.<br />
Teilprojekt W (Prof. ANDENNA) untersucht die vielfältigen Beziehungen und Vernetzungen<br />
zwischen den politischen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Sphären<br />
der lombardischen Kommunen einerseits und der religiösen Lebenswelt der Mönchs-,<br />
Eremiten- und Mendikantenorden der gleichen Region andererseits unter dem Aspekt<br />
ihrer institutionellen Überlagerungen und Wechselwirkungen während des 12. und 13.<br />
Jahrhunderts.<br />
Teilprojekt X (Prof. KELLNER) analysiert genealogische Entwürfe der Legit<strong>im</strong>ierung<br />
von Macht und der Ordnung von Wissen <strong>im</strong> Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit. Durch<br />
die Konstruktion von Blutslinien, welche mit dem Wandel der geschichtlichen Verhältnisse<br />
je neu modelliert werden konnten, erweisen sich Genealogien unter dem Anschein, Manifestationen<br />
des Natürlichen zu sein, als in hohem Maße flexible kulturelle Konstruktionen.<br />
144