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heit unter Sekretärinnen sehr schwach ist. Wenn Sekretärinnen gewerkschaftlich<br />

organisiert sind – und das ist selten der Fall –, dann als Büroangestellte großer Organisationen.<br />

Meine Forschungen in den Gewerkschaftszentralen haben ergeben,<br />

dass es keinerlei Ausarbeitungen zu Forderungen gibt, die die Spezifika der Lage<br />

der Sekretärinnen betreffen. Seit dem Niedergang der Gewerkschaft der Stenotypistinnen,<br />

die 1897 mit moralischer und finanzieller Unterstützung von Marguerite<br />

Durand gegründet worden war, wurde die Verteidigung der Profession (und<br />

insbesondere ihrer Oberschicht) nur durch eine Folge entstehender und schnell<br />

wieder vergehender Assoziationen gesichert, die durch berufsfremde Persönlichkeiten<br />

belebt wurden.<br />

Die Beziehung Chef – Sekretärin, durch das Prisma der sozialen<br />

Trajektorien gesehen<br />

Wenn die »nette Sekretärin« authentische Frau und ideale Untergebene ist, dann deshalb,<br />

weil die Frau die Untergeordnete verbirgt und vervollständigt. In der Tat ist die<br />

der Sekretärin vorgeschriebene »Weiblichkeit« nicht der verführerische Charme,<br />

sondern eine domestizierte Weiblichkeit, die der Männlichkeit des Chefs gegenübersteht.<br />

Um diese Dynamik ermessen zu können, musste ich zugleich qualitativ und<br />

quantitativ herangehen. Die Geschichte meiner Forschung könnte als »duale Beziehung<br />

zur Analyse einer Gruppe« bezeichnet werden. Ausgangspunkt war die psychologische<br />

Analyse der intersubjektiven Beziehung zwischen Sekretärin und Chef, und<br />

zwar auf der Basis der Durchführung und Auswertung von Beobachtungen ethnographischen<br />

Typs und von klinischen Interviews. Gegen Ende dieser ersten Etappe<br />

wurde klar, dass zum Verständnis der intersubjektiven Beziehung ein Bezug auf die<br />

Charakteristika der Zugehörigkeitsgruppen der Individuen nötig sein würde. Zu diesem<br />

Zweck führte ich Studien zu den Trajektorien sowohl in professioneller als auch<br />

in personeller Hinsicht durch. Trotz Lücken der Statistiken bezüglich der Frauen ging<br />

ich dabei von einem Ensemble statistischer Daten aus. Die Zustimmung der Sekretärinnen<br />

zu dieser Abhängigkeitsbeziehung kann nur unter Bezug auf die erzielten materiellen<br />

und symbolischen Profite verstanden werden. Und diese Profite wiederum<br />

existieren nur im Verhältnis zur jeweiligen Position im sozialen Raum: Was die Sekretärin<br />

als Profit erlebt, wird von Menschen, die mit anderen Eigentumsformen ausgestattet<br />

sind, nicht so empfunden. In der Tat befindet sich der Schlüssel zu den psychologischen<br />

und sozialen Bedingungen des Einverständnisses der Sekretärinnen mit<br />

ihrer Situation in ihren Trajektorien, wovon die Gruppe der Chefsekretärinnen zeugt,<br />

die Modell steht für die Gesamtheit der Gruppe.<br />

Die von mir durchgeführten Interviews und die statistischen Daten zeigen, dass<br />

die Klassenzugehörigkeiten im sozialen Raum recht verstreut sind. Dennoch scheint<br />

es, dass die sozialen Gruppen, deren am Beruf des Vaters und des Ehemanns gemessene<br />

relative Wertigkeit am höchsten ist, diejenigen bilden, die mit der selbständi-<br />

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