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Sklaverei omnipräsent ist. 21 Sie waren Teil der gemeinsamen Kultur. Claudine<br />
Cohen sieht in ihnen eine Produktion der jungen Vorgeschichte: in den wissenschaftlichen<br />
Arbeiten, den die Vorgeschichte vulgarisierenden Texten, den Romanen.<br />
22<br />
Für die Historikerinnen der Frauen hing die »Entfaltung der Geschichte« von<br />
der Darstellung des Ursprungs ab: Wie eine Geschichte der Frauen ausgehend von<br />
solchen Anfängen konstruieren? Wie die Identität der menschlichen Wesen und<br />
das Recht auf Gleichheit bekräftigen, wenn die Sklaverei der Frauen mit der Entstehung<br />
der Welt zusammenzufallen schien? Ihre Anstrengungen um den Ursprung<br />
bezeugen, wie dieser weit entfernte Zeitpunkt benutzt wurde, um eine geschlossene,<br />
unanfechtbare Definition des Wesens der Frau zu produzieren. Die<br />
Autorinnen versuchten so, eine andere Vorstellung von den frühen Zeiten zu<br />
entwerfen, in denen Sklaverei, Unterwerfung und Unterwürfigkeit nicht primär<br />
waren.<br />
So führt Olympe Adouard (1873) statt der Sklaverei eine ursprüngliche Freiheit<br />
der Frauen ins Feld. Einige Autorinnen benutzten »wissenschaftliche« Argumente,<br />
indem sie die zeitgenössischen Erkenntnisse über die frühen Zeiten zugunsten<br />
der Frauen verwendeten (das ist der Fall bei der Verteidigung des Matriarchats).<br />
Diese Argumentationen wurden auch im religiösen Rahmen entwickelt: In<br />
der Person Marias feiert die nach dem Bild Adams erschaffene Eva Auferstehung.<br />
Diese Vorstellung entwickelt Clarisse Bader in ihrer Schrift »La femme biblique,<br />
sa vie morale et sociale, sa participation au développement de l’idée religieuse«<br />
(»Die biblische Frau, ihr moralisches und soziales Leben, ihr Anteil an der Entwicklung<br />
der religiösen Idee«), deren Ziel darin besteht, den Moment einer ursprünglichen<br />
Gleichheit in Vorschlag zu bringen, der vor dem Sündenfall bestanden<br />
habe: eine ursprüngliche und geheiligte, von Gott gewollte Gleichheit. 23<br />
All diese Strategien dienen letztlich der Bekräftigung eines Prinzips: der Identität<br />
der menschlichen Wesen, welchen Geschlechts gebürtig auch immer. Am<br />
Ende des 19. Jahrhunderts hat dies Jeanne Chauvin sehr klar zum Ausdruck gebracht.<br />
Ihre Schrift ist eine Geschichte der Frauen über große Zeiträume hinweg<br />
und zugleich eine Veranschaulichung des Rechts derselben auf Bildung und die<br />
Ausübung aller Berufe. Ihre materialistische Positionierung, das Gewicht, das sie<br />
der Arbeit beimisst sowie die Formulierung von der Identität der menschlichen<br />
Wesen kündigen »Das andere Geschlecht« an. 24<br />
Simone de Beauvoir, – wissentliche oder unwissentliche – Erbin dieser Schriften,<br />
löst das Problem des Ursprungs, indem sie zum Subjekt »Frau« zurückkehrt<br />
und die Dynamik von Immanenz und Transzendenz in das Herz der Geschichte<br />
21 Geneviève Fraisse unterstreicht die Verwendung dieses Begriffs, um die Situation der Frauen in der französischen<br />
Gesellschaft, insbesondere nach 1848, zu charakterisieren; vgl. Fraisse: 2000, S. 40-47.<br />
22 Cohen: 2003.<br />
23 Vgl. insbesondere Bader: 1866, S. 9 f.<br />
24 Vgl. insbesondere Chauvin: 1892, S. 149 f.<br />
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