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Neben neuen Freiheiten, die sich auftäten, verhärteten sich unter den gegenwärtigen<br />
Bedingungen die Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen, und zwar<br />
im beruflichen wie im privaten Leben, bzw.: Es bildeten sich neue Ungleichheiten<br />
heraus, die es zu erforschen gelte.<br />
Den Abschluss der Konferenz bildete ein Podiumsgespräch, an dem Yolanda<br />
Astarita Patterson, Geneviève Fraisse und Carola Bluhm, die Vorsitzende der<br />
Fraktion DIE LINKE im Berliner Abgeordnetenhaus teilnahmen und das Silke<br />
Veth von der Rosa-Luxemburg-Stiftung moderierte. Silke Veth befragte ihre Gesprächspartnerinnen<br />
zunächst danach, auf welche Weise sie denn mit Simone de<br />
Beauvoir Bekanntschaft geschlossen hätten. Während sich die Amerikanerin an<br />
ihr erstes Treffen mit Beauvoir im Jahre 1970 erinnerte, als diese die Tür öffnete<br />
und sie selbst sehr erstaunt war, dass ihr vis-à-vis nicht größer war als sie selbst<br />
(was sie doch vermutet hatte), erinnerte sich die Französin zunächst an ihre vermutlich<br />
letzte Begegnung mit Simone de Beauvoir kurz vor deren Tod im Jahre<br />
1986. Carola Bluhm hingegen, der DDR entstammend, kannte die französische<br />
Philosophin nicht persönlich; doch die Lektüre von »Das andere Geschlecht«<br />
habe sie in ihrer Studienzeit sehr beeinflusst. Von Beauvoir habe sie gelernt, die<br />
Unterschiede zwischen Männern und Frauen nicht zu nivellieren, sondern zu<br />
akzentuieren und produktiv zu machen. Befragt nach dem »feministischen Fortschritt«<br />
in der Linkspartei, antwortete Carola Bluhm, dass sie ja immerhin die<br />
erste Frau sei, die an der Spitze einer Fraktion der Linkspartei in Regierungsverantwortung<br />
stehe, noch dazu eine ostdeutsche! Insofern profitiere sie sowohl von<br />
ihrer geschlechtsspezifischen als auch ihrer regionalen Herkunft: Als Frau oftmals<br />
sachorientierter als ihre männlichen Kollegen, sei sie aufgrund ihrer Herkunft aus<br />
dem »Osten« krisenfester als ihre westlichen Kollegen oder Kontrahenten (da<br />
»man« ja hier so manches durchgemacht hat mit und seit dem sog. Fall der<br />
Mauer). Für eine Frau gehöre das Konfliktmanagement zum alltäglichen Leben,<br />
und das könne man im politischen Spiel gut gebrauchen.<br />
Auf die Frage nach der »Verweiblichung« des französischen politischen Lebens<br />
unter dem konservativen Präsidenten Sarkozy antwortete Geneviève Fraisse,<br />
dass zwischen Regierung (»gouvernement«) und tatsächlicher Repräsentation ein<br />
bedeutender Unterschied bestehe: Die Tatsache, dass fast die Hälfte aller Ministerposten<br />
in Frankreich derzeit von Frauen besetzt werde, bedeute noch lange<br />
nicht, dass diese tatsächlich die Interessen der Frauen bedienten. Hinzu käme,<br />
dass andere Bereiche der französischen Gesellschaft, etwa die intellektuelle Welt,<br />
noch weitaus frauenfeindlicher seien als die politische. So gäbe es große Widerstände<br />
gegen die Frauenforschung in Frankreich, und nach wie vor hätten es Frauen<br />
sehr schwer, im intellektuellen Leben zu reüssieren.<br />
Yolanda Patterson wiederum äußerte sich zum Umgang mit Hillary Clinton<br />
während des amerikanischen Wahlkampfes. Auch diese Medienkampagne habe<br />
vom Ungleichgewicht zwischen Männern und Frauen gezeugt: Während es so gut<br />
wie keine Karikaturen von dem (schwarzen!) Mann Obama gegeben habe, sei die<br />
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