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der teilzeitbeschäftigten Personen sind Frauen. Und nicht irgendwelche Frauen.<br />

Im Gegensatz zur landläufigen Vorstellung betrifft die Teilzeitarbeit nicht in erster<br />

Linie Frauen in dem Alter, in dem sie Kinder bekommen bzw. großziehen: Im Europa<br />

der Fünfzehn ist der Prozentsatz der teilzeitbeschäftigten Frauen bei den<br />

Über-50-Jährigen am höchsten! Im Übrigen handelt es sich im Wesentlichen um<br />

gering qualifizierte, in bestimmten Tätigkeits- und Berufsgruppen konzentrierte<br />

Arbeitsplätze (Handel, Reinigung, Hotelwesen) und um solche, in denen Arbeitszeit<br />

und -bedingungen besonders schwierig sind: niedrige Löhne, Wochenendoder<br />

Spätschicht, unregelmäßige Arbeitszeit und Zerstückelung des Arbeitstages<br />

sind das gemeinsame Los der Teilzeitbeschäftigten in ganz Europa. 12<br />

Hinter diesen allgemeinen Charakterzügen zeichnen sich unterschiedliche Figuren<br />

der Teilzeitarbeit ab. In einigen Ländern ist es die Teilzeitarbeit, die den<br />

Frauen den Zugang zum Arbeitsmarkt ermöglicht hat, in anderen Ländern hält sie<br />

dieselben davon fern. Hinter einer gleichen Statistik, einer gleichen Rate an Teilzeitarbeit<br />

können sich ganz unterschiedliche soziale Realitäten verbergen.<br />

Im Europa der Fünfzehn kann man drei Konfigurationen ausmachen, die<br />

ebenso viele unterschiedliche Bedeutungen von Teilzeitarbeit verkörpern:<br />

Erstens: Die Länder, in denen Teilzeitarbeit nur marginal auftritt, ist die Rate<br />

der berufstätigen Frauen sehr hoch (in Portugal) oder relativ niedrig (in Spanien,<br />

Italien, Griechenland). Das ist das Modell »Südeuropa«, wo der Zugang der Frauen<br />

zum Arbeitsmarkt über Vollzeitarbeitsplätze verlief und verläuft.<br />

Zweitens: Die Länder, in denen die Teilzeitarbeit die Zunahme weiblicher Berufstätigkeit<br />

begleitet, ja erst gestattet hat. Die Teilzeitarbeit gibt es hier bereits<br />

seit langem, sie ist hier bereits vor der Beschäftigungskrise aufgetreten. Hier gehen<br />

zwei Figuren nebeneinander her:<br />

Das Modell »Nordeuropa« (Deutschland, Niederlande, Großbritannien), in<br />

dem die Teilzeitarbeit eine der Formen des Zugangs der Frauen zum Arbeitsmarkt<br />

darstellt. Hohe Raten an Teilzeitarbeit verbinden sich hier mit einer anhaltenden<br />

Diskontinuität in den Berufslaufbahnen. Die Mehrheit der Frauen mit Kindern in<br />

niedrigem Alter legen hier Beschäftigungsmuster an den Tag, die »typisch weiblich«<br />

bleiben, charakterisiert durch die Alternative Vollzeitarbeit/vorübergehende<br />

Unterbrechung der Beschäftigung. Die archetypische Form dieses Modells findet<br />

sich in den Niederlanden, wo sich die weibliche Berufstätigkeit durch ihre Diskontinuität<br />

und ihre sehr hohe Rate an Teilzeitbeschäftigung zugleich auszeichnet<br />

(75 Prozent der Frauen sind teilzeitbeschäftigt).<br />

Das »skandinavische« Modell (Dänemark, Schweden, Finnland), in dem die<br />

Teilzeitarbeit schon lange sehr verbreitet ist. Aber im Unterschied zur vorhergehenden<br />

Gruppe koexistiert die Teilzeitarbeit hier mit sehr hohen Raten der Berufstätigkeit<br />

von Frauen – den höchsten in Westeuropa –, ähnlich hoch wie diejenigen<br />

der Männer, und mit kontinuierlichen Berufslaufbahnen. Die Teilzeitarbeit ist hier<br />

12 D. Meulders, O. Plasman, R. Plasman: Atypical Employment in the European Community. Dartmouth 1994.<br />

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