Dokument 1.pdf - eDoc
Dokument 1.pdf - eDoc
Dokument 1.pdf - eDoc
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Vorwort<br />
Freiheit, Gleichheit, Geschwisterlichkeit<br />
Beauvoir und die Befreiung der Frauen von männlicher Herrschaft<br />
Unter diesem Titel veranstaltete die Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin am 27. und<br />
28. Juni 2008 ein internationales Symposium, auf dem SpezialistInnen aus Frankreich,<br />
den USA und Deutschland über Vita, Werk und Wirkung der großen Französin<br />
debattierten, deren Geburtstag sich am 9. Januar zum 100. Male gejährt hatte. 1<br />
Die Tagung rief ein breites Interesse hervor: Das Publikum setzte sich aus Frauen<br />
und Männern (!) unterschiedlichster Generationen zusammen; der jüngste Teilnehmer<br />
war 8 Jahre alt, die älteste Teilnehmerin 83. MitarbeiterInnen und SympatisantInnen<br />
der Rosa-Luxemburg-Stiftung und »Frauenbewegte« waren ebenso zugegen<br />
wie Angehörige von Universitäten und Forschungseinrichtungen, und zwar sowohl<br />
aus den Herkunftsländern der ReferentInnen als auch aus Österreich, der Schweiz,<br />
ja sogar aus Russland.<br />
Eröffnet wurde die Konferenz durch Evelin Wittich, zum Zeitpunkt der Konferenz<br />
geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin.<br />
Nicht zufälligerweise, so Evelin Wittich, finde die Konferenz in ihrem Hause<br />
statt. Zum einen sei die Beschäftigung mit Fragen der Frauenemanzipation eines<br />
der zentralen Anliegen der Stiftung – immerhin gibt es seit geraumer Zeit den Arbeitskreis<br />
»Frauen und Politik«, der auch dazu dienen soll, Frauen für die Politik<br />
fit zu machen. Zum anderen aber verwies sie auf die Bezüge zwischen der Namenspatronin<br />
der Stiftung und der Jubilarin. Konnte zwar, naturgemäß, Luxemburg<br />
Beauvoir nicht kennen, so bezog sich jedoch Beauvoir mehrfach, und zwar<br />
positiv, auf ihre Vorläuferin, ihren Hang zu Autonomie und ihr Freiheitsstreben<br />
betonend. Und was sie zudem eint, das ist ein radikaldemokratischer Ansatz, der<br />
bei Luxemburg zur Kritik an zentralistischen und autoritären Formen und Strukturen<br />
in der deutschen und insbesondere der russischen Linken führte, bei Beauvoir<br />
zur Ablehnung der Mitgliedschaft in Parteien überhaupt und zur Unterstützung<br />
kleinerer, anarchistischer Bewegungen, wie etwa der Zeitschrift »La cause du<br />
peuple« oder auch, zu Beginn der 70er Jahre, dem »Mouvement de libération des<br />
femmes«, der französischen Frauenbewegung.<br />
1 Im Folgenden zeichne ich den spannungsreichen Verlauf der Tagung nach, aus deren Vorträgen die Beiträge des<br />
vorliegenden Bandes entstanden sind. Während uns Lothar Peter, der aus gesundheitlichen Gründen nicht an der<br />
Konferenz teilnehmen konnte, freundlicherweise seinen Aufsatz zur Verfügung gestellt hat, ist es leider nicht gelungen,<br />
die Texte von Ingrid Galster, Liliane Kandel und Vincent von Wroblewsky zu erhalten. Dennoch – bzw.<br />
gerade deshalb – werde ich auf ihre spannenden Äußerungen auf der Tagung selbst eingehen.<br />
7