15.06.2014 Aufrufe

Dokument 1.pdf - eDoc

Dokument 1.pdf - eDoc

Dokument 1.pdf - eDoc

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Männer! Um elf Uhr gehen wir hinunter in einen Garten, der zu blühen beginnt.<br />

Sarthe [sic], Nizan, Maheu werfen Kieselsteine in den Springbrunnen.« 46 Die<br />

Stelle belegt wieder ihre Vertrautheit mit der Gesellschaft der jungen Männer.<br />

Sartre, dessen Namen sie noch nicht exakt zu schreiben weiß, bleibt aber noch<br />

eine Person, die sie nur von Ferne wahrnimmt. Als sie über ihre Gefühle für Maheu<br />

nachdenkt, schreibt sie noch, sie möge seine Freunde, gemeint sind Sartre und<br />

Nizan, nicht besonders. Am 13. Mai schreibt sie, sie habe beim Verlassen des<br />

wunderbaren Jardin de Luxembourg Maheu und Sartre gesehen. Ob diese sie<br />

wohl auch gesehen hätten? »Leichte Verletztheit, als ich den Park verlasse.<br />

Warum habe ich es nicht gesagt?« 47 Eine erste Neugier ist hier schon fühlbar. In<br />

den Gesprächen mit ihr erwähnt Maheu ab und zu Sartre, der wie er die raue<br />

Stimme von Simone möge; sie aber mag seinen »falschen Blick« nicht. Am 22. Juni<br />

ist die Rede davon, mit Maheu und den »petits camarades« Sartre und Nizan,<br />

Leibniz zu wiederholen. Sartre möchte sie kennen lernen, was nicht unbedingt ihr<br />

Wunsch ist: »Sartre ist mir nicht sympathisch; er gehört zu den Leuten, die nichts<br />

zugeben, aber interpretieren [...].« 48<br />

Die erste Begegnung mit Sartre, Nizan und Maheu findet in Sartres Zimmer in<br />

der Cité universitaire am 8. Juli statt. Sartre begrüße sie höflich, aber er schüchtere<br />

sie ein. Simone erklärt den anderen Leibniz, den Gegenstand ihrer Diplomarbeit.<br />

Sie schreibt dann ein paar Tage später in ihr Tagebuch, dass René Maheu,<br />

»le Lama«, für sie immer noch der Erste bleibe. Er erklärt hier, dass er sich von<br />

Sartre und Nizan unterscheide, vor allem weil er das Leben in seiner schlichten<br />

Einfachheit liebe. Am 11. Juli treffen sich die vier wieder, um Plato vorzubereiten.<br />

Jetzt aber scheint Simone von der intellektuellen Kompetenz Sartres sehr fasziniert<br />

zu sein: »Sartre erklärt, erklärt und wirft mir vor, ihn bei jeder Schwierigkeit<br />

zu zwingen, all sein Wissen auszupacken – ein wunderbarer intellektueller Trainer<br />

–, sein Denken erscheint mir immer mehr als außerordentlich stark.« 49 Am darauffolgenden<br />

Samstag erklärt Sartre Rousseaus »Contrat social«, »immer mit derselben<br />

intellektuellen Hingabe, die ihn mir so teuer erscheinen lässt.« 50 Den<br />

Sonntag, es ist der 14. Juli, verbringt sie zusammen mit Maheu und Sartre, sie<br />

hören sich Schallplatten von Sophie Tucker an. Sartre versucht, ihr psychologisches<br />

Profil zu erfassen: »Sartre lobt mich, dass ich mehr als jede andere agrégations-Studentin<br />

die groben Späße zu vermeiden, aber sie wunderbar zu ertragen<br />

vermag ›und für diese beiden Gründe sind Sie schätzenswert‹ – er entwirft meine<br />

Psychologie [...].« 51<br />

46 Ebenda, S. 616.<br />

47 Ebenda, S. 650.<br />

48 Ebenda, S. 704.<br />

49 Ebenda, S. 723.<br />

50 Ebenda, S. 725.<br />

51 Ebenda, S. 728.<br />

43

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!