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So sieht etwa Henry Jamet das Talent der Autorin »in den Fußstapfen von<br />
Proust«, 5 während Georges Blin die Personen aus »Sie kam und blieb« in die<br />
direkte Nachfolge derjenigen bei Dostojevskij einordnet. 6 Anderen zufolge sind<br />
die Schriften der höchsten Preise würdig: Für »Sie kam und blieb« stand der »Prix<br />
Goncourt« zur Debatte, ebenso wie der Renaudot, wie die Verfasserin des Memoirenbandes<br />
»In den besten Jahren« angibt (S. 574); »Das Blut der anderen« wurde<br />
zumindest von zwei Kritikern als für den »Goncourt« und den »Femina« würdig<br />
befunden, und »Unnütze Mäuler« hätte auf den größten Bühnen – dem »Français«,<br />
dem »Châtelet« oder dem »Odéon« – und von den größten Schauspielern<br />
gespielt werden müssen, mit Louis Jouvet an der Spitze.<br />
Björn Larsson war der erste, der sich für die Rezeption der Werke von Simone<br />
de Beauvoir interessierte, vgl. etwa seine Arbeit über die Rezeption der »Mandarins<br />
von Paris« aus dem Jahre 1988; 7 anschließend arbeitete und publizierte<br />
Vivi-Anne Lennartsson zur Rezeption von »In den besten Jahren«, 8 und schließlich<br />
2004 Ingrid Galster zu derjenigen von »Das andere Geschlecht«. 9<br />
Der Bekanntheitsgrad eines Schriftstellers ist von entscheidender Bedeutung<br />
für die Anzahl von Artikeln, die über seine Schriften verfasst werden; derjenige<br />
der Zeitschriften bestimmt darüber, ob sie über das Buch eines bestimmten Autors<br />
schreiben oder nicht. Während der Kriegswirren neigen sie vielmehr dazu, Programme<br />
und Berichte über Theateraufführungen, Mode und Haushalt zu publizieren,<br />
zuungunsten der literarischen Rubriken, die selten werden; aber dank der seit<br />
1940 illegal erscheinenden Zeitschriften bleibt das intellektuelle und v. a. das literarische<br />
Leben intakt. 10<br />
Die Rezeption von »Sie kam und blieb« (1943) unterliegt zunächst den Konsequenzen<br />
von Papierknappheit und -rationierung: Die Mehrzahl der Zeitungen ist<br />
in der Tat auf vier, wenn nicht gar zwei Seiten reduziert, außer diejenigen, deren<br />
Ideen der herrschenden Ideologie nahe stehen, wie »Je suis partout« oder »Combat«,<br />
denen acht Seiten zur Verfügung stehen. Zudem ist Simone de Beauvoir eine<br />
Unbekannte außerhalb der bescheidenen Gruppe von Schriftstellern, Intellektuellen<br />
und Künstlern, die die Cafés von Montparnasse und bald auch diejenigen von<br />
Saint-Germain-des-Près bevölkern, wo sie zwischen 1937 und 1941 ihren ersten<br />
Roman schreibt. Daher nimmt sich unser Textkorpus bescheiden aus, verglichen<br />
mit demjenigen, der die Erscheinung so aufsehenerregender Werke wie »Das andere<br />
Geschlecht« oder »Die Mandarins von Paris« begleitet: 21 Artikel zu »Sie<br />
kam und blieb«, 30 zu »Das Blut der anderen«, 23 zu »Unnütze Mäuler«.<br />
5 Henry Jamet: Simone de Beauvoir. L’Invitée (N. R. F., Edit.). In: Chronique de Paris, n° 1, novembre 1943.<br />
6 Georges Blin: Simone de Beauvoir et problème de l’action. In: Fontaine, n° 41-46, 1945.<br />
7 Björn Larsson: La Réception des Mandarins. Le roman de Simone de Beauvoir face à la critique littéraire en<br />
France. Lund University Press 1988.<br />
8 Vivi-Anne Lennartsson: L’Effet sincérité. L’autobiographie littéraire vue à travers la critique journalistique.<br />
L’Exemple de La Force des choses. Lund 2001.<br />
9 Ingrid Galster: Le Deuxième sexe de Simone de Beauvoir. Paris, Presses universitaires Paris-Sorbonne, 2004.<br />
10 Combat, Libération, Franc-Tireur, La Marseillaise, Témoignage chrétien, L’Arche, Confluences, Fontaine, La Nef.<br />
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