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Lawrence M. Krauss - Nehmen wir an die Kuh ist eine Kugel

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<strong>die</strong>sen Sachverhalt grundlegend. Würde m<strong>an</strong> <strong>eine</strong>n Schnappschuß<br />

machen, der <strong>die</strong> Positionen aller Teilchen <strong>eine</strong>s Systems<br />

exakt festhält, d<strong>an</strong>n enthielte das Bild k<strong>eine</strong>rlei Information darüber,<br />

wohin <strong>die</strong>se Teilchen <strong>an</strong>schließend geflogen sind. Für m<strong>an</strong>che<br />

Zeitgenossen war der offensichtliche Verlust der Vorbestimmtheit<br />

durchaus nicht schmerzlich, im Gegenteil: Konnte<br />

m<strong>an</strong> k<strong>eine</strong> vollkommen akurate Voraussagen über das zukünftige<br />

Verhalten machen, nicht einmal im Prinzip, d<strong>an</strong>n war der<br />

Weg frei für den »freien Willen«, er hatte unverhofft ein physikalisches<br />

Fundament erhalten!<br />

Die Prinzipien der Qu<strong>an</strong>tenmech<strong>an</strong>ik haben viele Nichtphysiker,<br />

besonders Philosophen, <strong>an</strong>geregt. Es <strong>ist</strong> jedoch bemerkenswert,<br />

daß alle philosophischen Aspekte der Qu<strong>an</strong>tenmech<strong>an</strong>ik<br />

k<strong>eine</strong>rlei Rück<strong>wir</strong>kung auf <strong>die</strong> Physik hatten. Vielfach h<strong>an</strong>delt<br />

es sich um unbesonnene Übertragung der Unbestimmtheit auf<br />

makroskopische Systeme. Für <strong>die</strong> Physiker war nur wichtig,<br />

<strong>die</strong> Spielregeln <strong>die</strong>ser neuen Betrachtungsweise zu beachten: Es<br />

gibt in der Natur eigene, berechenbare Meßungenauigkeiten.<br />

Es wurden <strong>eine</strong> g<strong>an</strong>ze Reihe von Versuchen <strong>an</strong>gestellt, <strong>die</strong><br />

Herkunft <strong>die</strong>ser Unbestimmtheiten zu ergründen, <strong>die</strong> alle verschieden<br />

sch<strong>eine</strong>n, aber mitein<strong>an</strong>der äquivalent sind. Wie so oft<br />

sind <strong>die</strong> einzigen, vollständig in sich schlüssigen Erklärungen<br />

mathematischer Natur. Eine von <strong>die</strong>sen mathematischen Formulierungen<br />

<strong>ist</strong> wenigstens teilweise <strong>eine</strong>r Ver<strong>an</strong>schaulichung<br />

zugänglich - und <strong>die</strong>se verd<strong>an</strong>ken <strong>wir</strong> niem<strong>an</strong>d <strong>an</strong>derem als<br />

Richard Feynm<strong>an</strong>.<br />

Einer von Feynm<strong>an</strong>s bedeutenden Beiträgen in der Physik<br />

war, <strong>die</strong> Gesetze der Qu<strong>an</strong>tenmech<strong>an</strong>ik in <strong>eine</strong>r Weise zu interpretieren,<br />

<strong>die</strong> in der mathematischen Ausdrucksweise als »Wegintegrale«<br />

entl<strong>an</strong>g der Linien von Fermats Prinzip für das Licht<br />

bek<strong>an</strong>nt sind, wie ich es im vorigen Kapitel geschildert habe.<br />

Was als ein »bloßes« Rechenschema beg<strong>an</strong>n, bestimmte nun <strong>die</strong><br />

Methode <strong>eine</strong>r g<strong>an</strong>zen Generation von Physikern: zu zeichnen,<br />

was sie abstrakt dachten. Feynm<strong>an</strong> führte auch <strong>eine</strong>n mathematischen<br />

Trick ein, »imaginäre Zeit« gen<strong>an</strong>nt, <strong>die</strong> Stephen<br />

Hawking in s<strong>eine</strong>m bek<strong>an</strong>nten Buch »Eine kurze Geschichte<br />

der Zeit« ausführlich beh<strong>an</strong>delt hat.

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