Lawrence M. Krauss - Nehmen wir an die Kuh ist eine Kugel
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das <strong>wir</strong> sehen könnten, weit weg von dem <strong>wir</strong>klichen Geschehen<br />
tief im Innern des Sterns.<br />
Doch am 23. Februar 1987 beg<strong>an</strong>n <strong>eine</strong> neue Ära in der Supernova-Forschung.<br />
An jenem Tag leuchtete ein »neuer Stern« in<br />
der Großen Magell<strong>an</strong>schen Wolke auf, <strong>eine</strong>m kl<strong>eine</strong>n Nachbarsystem<br />
am äußeren R<strong>an</strong>d unserer Milchstraße, etwa 170000<br />
Lichtjahre entfernt. Das war <strong>die</strong> uns nächste Supernova, <strong>die</strong> in<br />
den letzten 400 Jahren beobachtet worden war. Es stellte sich<br />
heraus, daß das sichtbare Feuerwerk <strong>eine</strong>s explo<strong>die</strong>renden<br />
Sterns nur <strong>die</strong> Spitze des Eisbergs <strong>ist</strong>: Mehr als tausendmal<br />
soviel Energie <strong>wir</strong>d dabei frei, nicht als Licht, sondern - Sie<br />
haben es vielleicht schon erraten - als fast unsichtbare Neutrinos.<br />
Ich sage fast unsichtbar, denn obwohl so gut wie jedes<br />
Neutrino aus <strong>eine</strong>r Supernova ungehindert und unbemerkt <strong>die</strong><br />
Erde durchfliegt, passiert es doch - wenn auch höchst selten -<br />
aufgrund der Gesetze der Wahrscheinlichkeit, daß auch in<br />
<strong>eine</strong>m viel kl<strong>eine</strong>ren Detektor als <strong>die</strong> dicke Erde ein Neutrino in<br />
Wechsel<strong>wir</strong>kung mit <strong>eine</strong>m Atom tritt und sich dadurch zu<br />
erkennen gibt.<br />
M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n abschätzen, daß in dem Moment, wo der »Neutrino-Schauer«<br />
von der fernen Supernova <strong>die</strong> Erde durchdringt,<br />
<strong>eine</strong>r von etwa <strong>eine</strong>r Million Menschen, der gerade zufällig in<br />
<strong>die</strong>sem Moment <strong>die</strong> Augen geschlossen hat, <strong>eine</strong>n winzigen Blitz<br />
sieht, der dadurch zust<strong>an</strong>de kommt, daß ein Neutrino ein Atom<br />
in s<strong>eine</strong>m Auge traf.<br />
Doch <strong>wir</strong> sind, Gott sei D<strong>an</strong>k, nicht auf solche Augenzeugen<br />
<strong>die</strong>ses bemerkenswerten Phänomens <strong>an</strong>gewiesen. Zwei große<br />
Detektoren, jeder mit über 1000 Tonnen Wasser, tief unter der<br />
Oberfläche auf entgegengesetzten Seiten der Erde, waren<br />
wesentlich empfindlichere Augen als unsere. In jedem Detektort<strong>an</strong>k<br />
lagen Tausende von lichtempfindlichen Röhren im Dunkeln<br />
auf der Lauer. Und am 23. Februar 1987 geschah es: Im<br />
Abst<strong>an</strong>d von zehn Sekunden wurden in beiden Detektoren<br />
gleichzeitig 19 einzelne Neutrino-Ereignisse beobachtet. So<br />
wenig? mögen Sie fragen. Aber das <strong>ist</strong> fast genau <strong>die</strong> Anzahl, <strong>die</strong><br />
m<strong>an</strong> von <strong>eine</strong>r Supernova auf der <strong>an</strong>deren Seite unserer Milchstraße<br />
bei uns erwartet. Mehr noch: Auch <strong>die</strong> zeitliche Abfolge