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Lawrence M. Krauss - Nehmen wir an die Kuh ist eine Kugel

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hergestellt <strong>wir</strong>d, denn vermutlich <strong>wir</strong>d es in der nächsten Generation<br />

der Halbleiter <strong>eine</strong> Rolle spielen.<br />

Auch <strong>die</strong> einfachsten und gewöhnlichsten Materialien können<br />

außergewöhnliche Eigenschaften haben. Ich erinnere mich<br />

<strong>an</strong> m<strong>eine</strong>n Physiklehrer <strong>an</strong> der High School, der leicht ironisch<br />

bemerkte, daß es zwei Dinge in der Physik gebe, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Ex<strong>ist</strong>enz<br />

Gottes beweisen. Erstens das Wasser: Als fast einziger unter<br />

allen Stoffen dehnt es sich aus, wenn es gefriert. Wenn das Wasser<br />

<strong>die</strong>se außergewöhnliche Eigenheit nicht hätte, würden alle<br />

Gewässer von unten nach oben zufrieren und nicht zuerst <strong>an</strong><br />

der Oberfläche. Fische könnten den Winter nicht überleben, und<br />

wahrscheinlich hätte sich kein irdisches Leben, so wie <strong>wir</strong> es<br />

heute kennen, entwickeln können. Als zweites n<strong>an</strong>nte er, daß<br />

der Ausdehnungskoeffizient - der Betrag, um den sich ein Material<br />

bei Erwärmung ausdehnt - bei Beton und Stahl nahezu identisch<br />

<strong>ist</strong>. Wenn das nicht so wäre, dozierte unser Lehrer weiter,<br />

wären <strong>die</strong> modernen großen Gebäude nicht möglich, weil sie<br />

sich im Wechsel von Sommer und Winter verbiegen und zerbrechen<br />

würden.<br />

Das erste Beispiel <strong>ist</strong> ja recht einleuchtend, das zweite dagegen<br />

finde ich wenig überzeugend, denn ich bin sicher, daß m<strong>an</strong><br />

<strong>an</strong>dere geeignete Baumaterialien entwickelt hätte, wenn der<br />

Ausdehnungskoeffizient von Beton und Stahl sehr unterschiedlich<br />

wäre.<br />

Verweilen <strong>wir</strong> bei dem ersten Beispiel. Wasser, vielleicht der<br />

gewöhnlichste Stoff auf der Erde, reagiert g<strong>an</strong>z ungewöhnlich,<br />

wenn m<strong>an</strong> es abkühlt: Bereits ab vier Grad Celsius abwärts<br />

dehnt es sich aus. Deswegen <strong>ist</strong> Eis leichter als noch nicht gefrorenes<br />

Wasser und schwimmt <strong>an</strong> der Oberfläche. Wasser <strong>ist</strong> hier<br />

ein Musterbeispiel dafür, wie Materialien reagieren, wenn sich<br />

<strong>die</strong> äußeren Bedingungen ändern. Bei Temperaturen, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />

Erde bietet, k<strong>an</strong>n Wasser beides: gefrieren und kochen. Solche<br />

Übergänge in der Natur werden »Phasenübergänge« gen<strong>an</strong>nt,<br />

weil <strong>die</strong> Phase sich ändert: von fest über flüssig nach gasförmig.<br />

Wenn <strong>wir</strong> <strong>die</strong> Phasen und <strong>die</strong> Bedingungen verstehen, unter<br />

denen Phasenübergänge stattfinden, haben <strong>wir</strong> <strong>eine</strong>n wesentlichen<br />

Teil der Physik verst<strong>an</strong>den.

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