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Lawrence M. Krauss - Nehmen wir an die Kuh ist eine Kugel

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um <strong>die</strong>sen Satz zu lesen, haben etwa tausend Milliarden Neutrinos,<br />

<strong>die</strong> aus dem Höllenfeuer der Sonne kommen, Ihren Körper<br />

durchströmt. Das gilt übrigens nicht nur tagsüber, wenn <strong>die</strong><br />

Sonne am Himmel steht, sondern auch nachts. D<strong>an</strong>n kommen<br />

<strong>die</strong> Sonnenneutrinos durch den Erdball geflogen und durchdringen<br />

Sie von unten.<br />

1930 wurde von dem deutschen Physiker Wolfg<strong>an</strong>g Pauli zum<br />

erstenmal <strong>die</strong> Vermutung geäußert, daß es <strong>die</strong>se Teilchen gibt.<br />

Sie haben seitdem beim Verständnis der Welt in ihren kleinsten<br />

Dimensionen <strong>eine</strong> wesentliche Rolle gespielt. Und doch haben<br />

<strong>die</strong> Neutrinos aus der Sonne bisher nichts als Ver<strong>wir</strong>rung unter<br />

den Physikern gestiftet.<br />

Die gleichen Rechnungen mit dem Sonnenmodell, <strong>die</strong> uns all<br />

<strong>die</strong>se sichtbaren Phänomene auf der Sonne voraussagen ließen,<br />

sollten uns auch bei <strong>eine</strong>r Prognose über <strong>die</strong> Anzahl der Neutrinos<br />

helfen, <strong>die</strong> mit <strong>eine</strong>r bestimmten Energie in <strong>eine</strong>r bestimmten<br />

Zeit auf der Erdoberfläche <strong>an</strong>kommen. M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n sich kaum<br />

vorstellen, wie schwer <strong>die</strong>se ge<strong>ist</strong>erhaften Gebilde zu fassen<br />

sind. Deswegen haben <strong>die</strong> Physiker mit viel Erfindungsge<strong>ist</strong>,<br />

Geduld und HighTech Experimente erdacht und gebaut, um <strong>die</strong><br />

Neutrinos dingfest zu machen. Das erste Experiment, in <strong>eine</strong>r<br />

tiefen Mine in South Dacota, war ein T<strong>an</strong>k mit fast 400 000<br />

Litern <strong>eine</strong>r Reinigungsflüssigkeit. Pro Tag sollte ein Chlor-<br />

Atom darin in ein Argon-Atom umgew<strong>an</strong>delt werden, weil es<br />

von <strong>eine</strong>m Neutrino aus der Sonne getroffen <strong>wir</strong>d. Jetzt, nach 25<br />

Jahren, liegen von zwei Experimenten <strong>die</strong>ser Art, <strong>die</strong> für Sonnen-<br />

Neutrinos hoher Energie empfindlich sind, Ergebnisse vor.<br />

Beide f<strong>an</strong>den weniger Neutrinos als erwartet, zwischen der<br />

Hälfte und <strong>eine</strong>m Viertel der vorausgesagten Anzahl.<br />

Ihre erste Reaktion <strong>ist</strong> vielleicht: Viel Lärm um nichts. Voraussagen,<br />

<strong>die</strong> doch so nahe <strong>an</strong> der Wirklichkeit liegen, könnte m<strong>an</strong><br />

auch als großen Erfolg verbuchen, schließlich beruhen <strong>die</strong>se<br />

Voraussagen ja auf gewissen Annahmen über <strong>die</strong> Sonne und das<br />

Feuer in ihrem Innern, wie ich es zuvor beschrieben habe. M<strong>an</strong>che<br />

Physiker halten <strong>die</strong> Abweichung jedoch für <strong>eine</strong>n Hinweis<br />

darauf, daß mindestens <strong>eine</strong> der Annahmen nicht stimmt.<br />

Andere wiederum - bemerkenswerterweise solche, <strong>die</strong> <strong>an</strong> der

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