Lawrence M. Krauss - Nehmen wir an die Kuh ist eine Kugel
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Methode eingeführt hatten, <strong>die</strong>ser Meinung. Aber wenn m<strong>an</strong><br />
genau überlegt, ob ohne <strong>die</strong>ses rigorose Vorgehen <strong>eine</strong> Physik<br />
überhaupt möglich wäre, bleibt <strong>eine</strong>m gar nichts <strong>an</strong>deres übrig.<br />
Außerdem könnte es ja auch sein, daß <strong>die</strong> Information, auf <strong>die</strong><br />
<strong>wir</strong> verzichten, falsch <strong>ist</strong>. Jede Messung in der Welt bezieht sich<br />
auf <strong>eine</strong> Skala der Länge und der Energie. Auch unsere Theorien<br />
sind durch <strong>die</strong> Skalen der physikalischen Phänomene bestimmt,<br />
<strong>die</strong> <strong>wir</strong> erfassen wollen. Diese Theorien mögen <strong>eine</strong>n unendlichen<br />
Schatz <strong>an</strong> Dingen auf Skalen voraussagen, <strong>die</strong> für immer<br />
außerhalb unserer Reichweite liegen, aber warum sollten <strong>wir</strong> <strong>an</strong><br />
irgend etwas davon glauben, bevor <strong>wir</strong> es gemessen haben? Es<br />
wäre doch bemerkenswert, wenn <strong>eine</strong> Theorie, <strong>die</strong> aufgestellt<br />
wurde, um <strong>die</strong> Wechsel<strong>wir</strong>kungen der Elektronen mit Licht zu<br />
beschreiben, in allen ihren Vorhersagen absolut korrekt wäre,<br />
bis hinab in viele Größenordnungen kl<strong>eine</strong>r als all das, was <strong>wir</strong><br />
zur Zeit kennen.<br />
Das mag in <strong>die</strong>sem speziellen Fall sogar tatsächlich zutreffend<br />
sein, aber sollten <strong>wir</strong> deshalb erwarten, daß <strong>die</strong> Korrektheit<br />
<strong>eine</strong>r Theorie in den Größenordnungen, <strong>die</strong> uns jetzt zugänglich<br />
sind, für <strong>die</strong> eventuelle Möglichkeit bürgt, alles auf noch kl<strong>eine</strong>ren<br />
Skalen erklären zu können? Sicherlich nicht. Aber in <strong>die</strong>sem<br />
Fall wäre es besser, wenn alle <strong>die</strong> exotischen Prozesse, <strong>die</strong><br />
nach den Voraussagen der Theorie in heute noch unmeßbar kl<strong>eine</strong>n<br />
Skalen auftauchen sollten, für ihre Voraussagen im Vergleich<br />
mit den heute möglichen Experimenten bel<strong>an</strong>glos wären.<br />
Eben gerade deshalb, weil <strong>wir</strong> allen Grund haben <strong>an</strong>zunehmen,<br />
daß <strong>die</strong>se exotischen Prozesse möglicherweise nur Ph<strong>an</strong>tomgebilde<br />
sind. Sie erschienen, weil <strong>wir</strong> <strong>eine</strong> Theorie über den<br />
Bereich ihrer Gültigkeit ausgedehnt haben. Wenn <strong>eine</strong> Theorie<br />
auf allen Skalen korrekt sein soll, um Fragen darüber zu be<strong>an</strong>tworten,<br />
was auf irgend<strong>eine</strong>r bestimmten Skala passiert, d<strong>an</strong>n<br />
müßten <strong>wir</strong> <strong>die</strong> »Theorie über alles« kennen, bevor <strong>wir</strong> überhaupt<br />
<strong>eine</strong> »Theorie über irgend etwas« entwickeln.<br />
Können <strong>wir</strong> <strong>an</strong>gesichts <strong>die</strong>ser Situation wissen, ob <strong>eine</strong> Theorie<br />
»fundamental« <strong>ist</strong>, das heißt, gibt es <strong>eine</strong> Hoffnung, daß sie<br />
auf allen Skalen wahr <strong>ist</strong>? Nun, das können <strong>wir</strong> nicht. Alle physikalischen<br />
Theorien, <strong>die</strong> <strong>wir</strong> kennen, müssen exakt als effektive