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Lawrence M. Krauss - Nehmen wir an die Kuh ist eine Kugel

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der realen Welt <strong>ist</strong>. Was ich philosophisch darüber denke, hat am<br />

besten der große Philosoph und Logiker unseres Jahrhunderts,<br />

Ludwig Wittgenstein, ausgedrückt: »Die me<strong>ist</strong>en Aussagen und<br />

Fragen, <strong>die</strong> über <strong>die</strong> philosophische Betrachtung der Dinge<br />

geschrieben wurden, sind zwar nicht falsch, aber sinnlos.«<br />

Wenn m<strong>an</strong> sich zum Beispiel wie Plato fragt, ob es <strong>eine</strong> äußere<br />

Wirklichkeit gibt, <strong>die</strong> unabhängig davon ex<strong>ist</strong>iert, ob <strong>wir</strong> sie<br />

erkennen oder nicht, k<strong>an</strong>n das zu endlosen Diskussionen führen,<br />

aber zu weiter nichts. Ich komme deshalb auf Plato, weil ich<br />

s<strong>eine</strong> berühmte Allegorie von der Höhle hier <strong>an</strong>führen möchte -<br />

vielleicht deshalb, weil ich mir d<strong>an</strong>n so schön literarisch gebildet<br />

vorkomme, aber wichtiger <strong>ist</strong> mir, daß ich nach <strong>die</strong>sem Vorbild<br />

<strong>eine</strong> eigene, für m<strong>eine</strong> Zwecke leicht veränderte Allegorie schildern<br />

k<strong>an</strong>n. Der griechische Philosoph Plato, ein Schüler des<br />

Sokrates, hat mit s<strong>eine</strong>r Ideenlehre <strong>die</strong> gesamte abendländische<br />

Philosophie geprägt. Das eigentlich Ex<strong>ist</strong>ierende sind für Plato<br />

nicht <strong>die</strong> veränderlichen, vergänglichen Dinge der Welt, wie sie<br />

unsere Sinne uns zeigen, sondern <strong>die</strong> von der Wahrnehmung<br />

unabhängigen »Urbilder«. Erkenntnis <strong>ist</strong> somit <strong>eine</strong> Wiedererinnerung<br />

<strong>an</strong> ewig ex<strong>ist</strong>ierende, ursprüngliche »Ideen«.<br />

Plato verglich unser Dasein und unsere Erkenntnismöglichkeiten<br />

mit <strong>eine</strong>m Menschen, der in <strong>eine</strong>r Höhle lebt. Das einzige,<br />

was er von der Welt draußen erfahren k<strong>an</strong>n, sind Bilder- auf <strong>die</strong><br />

hintere W<strong>an</strong>d der Höhle geworfene Schatten der »realen<br />

Objekte«, <strong>die</strong> im Licht des Tages draußen ex<strong>ist</strong>ieren, verborgen<br />

dem Blick des Höhlenbewohners. Plato sagte nun, daß <strong>wir</strong> wie<br />

<strong>die</strong>se Person in <strong>eine</strong>r Höhle leben, dazu verdammt, nur <strong>eine</strong>n<br />

oberflächlichen Abklatsch der Realität zu erfahren, ärmliche<br />

Bilder, wie sie uns unsere Sinne mit ihren begrenzten Möglichkeiten<br />

bieten.<br />

M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n sich nun leicht <strong>die</strong> Schwierigkeiten vorstellen, mit<br />

denen der in der Höhle gef<strong>an</strong>gene Mensch zu kämpfen hat. Die<br />

Schatten geben bestenfalls ein dürftiges Abbild der Welt, aber<br />

dennoch k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> sich vorstellen, daß es einige Momente<br />

tieferer Einsicht gibt. <strong>Nehmen</strong> <strong>wir</strong> dazu <strong>an</strong>, jeden Sonntagabend,<br />

kurz vor Sonnenunterg<strong>an</strong>g, fällt ein Schatten auf <strong>die</strong> W<strong>an</strong>d,<br />

der so aussieht:

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