Lawrence M. Krauss - Nehmen wir an die Kuh ist eine Kugel
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geblieben. Symmetriebrüche auf makroskopischen Skalen können<br />
sich in kl<strong>eine</strong>ren Skalen offenbaren. Jedesmal wenn <strong>wir</strong><br />
immer kl<strong>eine</strong>re Dimensionen erschlossen haben, hat sich das<br />
Universum als immer symmetrischer erwiesen. Will m<strong>an</strong> <strong>die</strong><br />
menschlichen Vorstellungen von Einfachheit und Schönheit auf<br />
<strong>die</strong> Natur übertragen, d<strong>an</strong>n <strong>ist</strong> m<strong>an</strong> hier am Ziel: Ordnung <strong>ist</strong><br />
Symmetrie.<br />
Wieder einmal bin ich abgeschweift. Ich habe mich hinreißen<br />
lassen von den faszinierenden Phänomenen der Hochenergieforscher.<br />
Es gibt jedoch auch <strong>eine</strong> g<strong>an</strong>ze Menge Beispiele über<br />
<strong>die</strong> Symmetrien, wie sie das dynamische Verhalten in unserer<br />
Alltagswelt regieren, doch <strong>die</strong>se haben nichts zu tun mit der Ex<strong>ist</strong>enz<br />
neuer Kräfte in der Natur. Zu denen wollen <strong>wir</strong> jedoch<br />
jetzt zurückkehren.<br />
Bis ungefähr 1950 hatte <strong>die</strong> Symmetrie in der Physik im<br />
wesentlichen nur etwas mit den Eigenschaften von Materialien<br />
zu tun. Das schönste Beispiel dafür sind <strong>die</strong> Kr<strong>ist</strong>alle. Wie Feynm<strong>an</strong>s<br />
Schachbrett beherbergen auch Kr<strong>ist</strong>alle ein symmetrisches<br />
Muster von Atomen, <strong>die</strong> in <strong>eine</strong>m starren Kr<strong>ist</strong>allgitter<br />
<strong>an</strong>geordnet sind. Es <strong>ist</strong> <strong>die</strong>ses symmetrische Atom-Muster, das<br />
sich in den wunderschönen Formen der verschiedenen Kr<strong>ist</strong>alle<br />
widerspiegelt, etwa denen von Diam<strong>an</strong>ten und <strong>an</strong>deren kostbaren<br />
St<strong>eine</strong>n. Wichtiger für <strong>die</strong> Physik <strong>ist</strong> aber, daß <strong>die</strong> Bewegungen<br />
von elektrischen Ladungen im Innern <strong>eine</strong>s Kr<strong>ist</strong>allgitters -<br />
g<strong>an</strong>z ähnlich wie <strong>die</strong> Bauern auf <strong>eine</strong>m Schachbrett - vollständig<br />
durch <strong>die</strong> Symmetrien des Gitters bestimmt sind.Typisch für<br />
<strong>eine</strong> Gitterstruktur <strong>ist</strong> ja, daß sie sich selbst mit <strong>eine</strong>r bestimmten<br />
Periodizität im Raum wiederholt. Das legt zum Beispiel den<br />
möglichen Bereich der Impulse von Elektronen fest, wie sie sich<br />
innerhalb des Gitters bewegen können. Die Periodizität des<br />
Materials im Gitter <strong>ist</strong> auch der Grund dafür, daß m<strong>an</strong> <strong>eine</strong><br />
Tr<strong>an</strong>slation nur bis zu <strong>eine</strong>r bestimmten Maximalverschiebung<br />
machen k<strong>an</strong>n, bis alles wieder genauso aussieht wie vorher. Das<br />
heißt, der Zust<strong>an</strong>d <strong>ist</strong> derselbe, als wenn m<strong>an</strong> gar k<strong>eine</strong> Tr<strong>an</strong>slation<br />
gemacht hätte. Ich weiß, das klingt ein bißchen so wie <strong>eine</strong><br />
Geschichte aus »Alice im Wunderl<strong>an</strong>d«, aber es <strong>ist</strong> doch <strong>eine</strong> folgenreiche<br />
Angelegenheit. Da der Impuls von der Symmetrie der