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Lawrence M. Krauss - Nehmen wir an die Kuh ist eine Kugel

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Nun, ich erzähle <strong>die</strong>se Geschichte nicht etwa, um zu wiederholen,<br />

daß <strong>die</strong> Beobachtung, wie Körper sich bewegen - in <strong>die</strong>sem<br />

Fall <strong>die</strong> Pl<strong>an</strong>eten - zu <strong>eine</strong>m Verständnis dazu führt, warum<br />

sie sich bewegen. Es geht mir vielmehr darum zu zeigen, wie sich<br />

<strong>die</strong>se Ergebnisse auch in unserer modernen Forschung bewährt<br />

haben. Ich beginne mit <strong>eine</strong>r wundervollen Begebenheit, <strong>die</strong> auf<br />

den britischen Wissenschaftler Henry Cavendish zurückgeht,<br />

ungefähr 150 Jahre nachdem Newton das Gravitationsgesetz<br />

entdeckt hatte.<br />

Als ich promoviert hatte und <strong>eine</strong> Postdoc-Stelle <strong>an</strong> der Harvard<br />

University bekam, lernte ich dort sehr bald <strong>eine</strong> wertvolle<br />

Lektion: Wenn m<strong>an</strong> <strong>eine</strong> wissenschaftliche Abh<strong>an</strong>dlung verfaßt,<br />

<strong>ist</strong> es wichtig, <strong>eine</strong>n zugkräftigen Titel zu haben. Damals dachte<br />

ich noch, das wäre ein moderner Zug in der Wissenschaft, aber<br />

ich merkte schnell, daß <strong>die</strong>s <strong>eine</strong> längere Tradition hatte, <strong>die</strong><br />

mindestens auf Cavendish im Jahre 1798 zurückgeht.<br />

Cavendish gilt als derjenige, der erstmals ein Experiment<br />

machte, um direkt im Labor <strong>die</strong> Gravitations<strong>an</strong>ziehung zwischen<br />

zwei bek<strong>an</strong>nten Massen zu bestimmen. So konnte er zum<br />

erstenmal <strong>die</strong> Größe der Gravitation messen und den Wert für G<br />

bestimmen. Als er s<strong>eine</strong> Ergebnisse der Royal Society mitteilte,<br />

betitelte er s<strong>eine</strong>n Artikel nicht etwa mit Ȇber das Messen der<br />

Stärke der Gravitation« oder »Eine Bestimmung von Newtons<br />

Konst<strong>an</strong>te G«. Nein, er n<strong>an</strong>nte ihn »Wie m<strong>an</strong> <strong>die</strong> Erde wiegt«!<br />

Es gab gute Gründe für <strong>die</strong>sen populären, reißerischen und<br />

zugleich treffenden Titel. Damals war Newtons Gravitationsgesetz<br />

allgemein akzeptiert, und so st<strong>an</strong>d im Vorwort, daß <strong>die</strong>se<br />

Kraft der Gravitation ver<strong>an</strong>twortlich sei für <strong>die</strong> beobachtete<br />

Bewegung des Mondes um <strong>die</strong> Erde. M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n <strong>die</strong> Entfernung<br />

zum Mond messen - was auch schon im 17. Jahrhundert leicht<br />

war -, indem m<strong>an</strong> <strong>die</strong> Änderung des Winkels mißt, den der<br />

Mond zum Horizont einnimmt, und ihn zur gleichen Zeit von<br />

verschiedenen Orten aus beobachtet. Das <strong>ist</strong> <strong>die</strong> gleiche Technik,<br />

<strong>die</strong> Geodäten benutzen, wenn sie Entfernungen auf der<br />

Erde messen. Kennt m<strong>an</strong> <strong>die</strong> Periode des Mondumlaufs - rund<br />

28 Tage -, d<strong>an</strong>n k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> leicht <strong>die</strong> Geschwindigkeit des Mondes<br />

um <strong>die</strong> Erde ausrechnen. Newtons großer Erfolg beruhte

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