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Lawrence M. Krauss - Nehmen wir an die Kuh ist eine Kugel

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sich zu <strong>eine</strong>r bestimmten Zeit eindeutig entweder als flüssig<br />

oder als gasförmig erweisen, beides <strong>ist</strong> genau bei <strong>die</strong>ser Temperatur<br />

möglich. Bei etwas niedrigerer Temperatur <strong>wir</strong>d <strong>die</strong>se Wasserprobe<br />

immer im flüssigen, bei etwas höherer immer im gasförmigen<br />

Zust<strong>an</strong>d sein.<br />

Trotz <strong>die</strong>ser ver<strong>wir</strong>renden Kompliziertheit der lokalen Übergänge,<br />

<strong>die</strong> sich abspielen, wenn Wasser am Siedepunkt vom flüssigen<br />

in den gasförmigen Zust<strong>an</strong>d überwechselt, gibt es bei<br />

<strong>eine</strong>m bestimmten Druck ein charakter<strong>ist</strong>isches Volumen, bei<br />

dem <strong>die</strong> Frage nach dem Zust<strong>an</strong>d des Wassers sinnvoll <strong>wir</strong>d. Für<br />

alle kl<strong>eine</strong>ren Volumina laufen kleinräumige Fluktuationen in<br />

der Dichte so rasch ab, daß <strong>die</strong> Unterscheidung zwischen Flüssigkeit<br />

und Gas verschwimmt. Über ein größeres Volumen<br />

gemittelt werden <strong>die</strong> kleinräumigen Schw<strong>an</strong>kungen klein genug,<br />

so daß <strong>die</strong>se große Wassermenge eindeutig als Gas oder als Flüssigkeit<br />

bezeichnet werden k<strong>an</strong>n.<br />

Es <strong>ist</strong> doch überraschend, daß solch ein komplexes System<br />

auch <strong>eine</strong> so hohe Einheitlichkeit hat. Das liegt dar<strong>an</strong>, daß<br />

jeder Tropfen Wasser aus unglaublich vielen Molekülen<br />

besteht. Kl<strong>eine</strong> Gruppen von Molekülen benehmen sich zwar<br />

unberechenbar, doch ein Tropfen enthält so viele davon, daß<br />

sich ein »mittleres Verhalten« herausschält, in dem ein paar<br />

Abweichler nicht auffallen.<br />

Mir scheint, da gibt es <strong>eine</strong> gewisse Ähnlichkeit zu menschlichem<br />

Verhalten. Jeder von uns hat s<strong>eine</strong> privaten Gründe,<br />

warum er zum Beispiel <strong>die</strong>sen K<strong>an</strong>didaten wählt und nicht<br />

<strong>eine</strong>n <strong>an</strong>deren. Er muß sich entscheiden, er k<strong>an</strong>n k<strong>eine</strong>n »Mittelwert«<br />

wählen. Doch durch Befragungen von Wählern lassen<br />

sich bestimmte Vorhersagen für <strong>die</strong> Wahlergebnisse der einzelnen<br />

K<strong>an</strong>didaten aufstellen. Die Umfragen sind so repräsentativ,<br />

daß zum Beispiel Fernsehgesellschaften unmittelbar nach<br />

Schließung der Wahllokale sehr genaue Prognosen über das<br />

Wahlergebnis senden. Alle völlig unterschiedlichen Einzelentscheidungen<br />

bilden <strong>eine</strong>n einheitlichen Mittelwert.<br />

Wir haben nun <strong>die</strong>se verborgene Ordnung entdeckt, aber was<br />

können <strong>wir</strong> damit <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gen? Wir könnten fragen, ob <strong>die</strong> Größe,<br />

bei der <strong>die</strong> Unterscheidung zwischen Flüssigkeit und Dampf

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