Lawrence M. Krauss - Nehmen wir an die Kuh ist eine Kugel
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Theorien <strong>an</strong>gesehen werden, weil <strong>wir</strong> <strong>die</strong> Wirkungen von möglicherweise<br />
neuen Qu<strong>an</strong>tenphänomenen, <strong>die</strong> vielleicht auf sehr<br />
kl<strong>eine</strong>n Skalen auftauchen, noch außer acht lassen müssen. Wir<br />
müssen uns damit begnügen, mit Rechnungen herauszufinden,<br />
was <strong>die</strong> Theorie auf Skalen hervorbringt, <strong>die</strong> uns heute schon<br />
zugänglich sind.<br />
Wie aber auch sonst oft im Leben, <strong>ist</strong> <strong>die</strong>ses scheinbare Unvermögen<br />
in Wirklichkeit ein Segen. G<strong>an</strong>z am Anf<strong>an</strong>g <strong>die</strong>ses<br />
Buches konnten <strong>wir</strong> voraussagen, welche Eigenschaften <strong>eine</strong>r<br />
Superkuh sich ergeben, wenn <strong>wir</strong> <strong>die</strong> Eigenschaften der normalen<br />
<strong>Kuh</strong> einfach vergrößern. Da zeigte sich, daß unsere physikalischen<br />
Gesetze skalenabhängig sind, und daraus können <strong>wir</strong><br />
schließen, daß <strong>wir</strong> beim Eindringen in immer kl<strong>eine</strong>re Skalen<br />
der Natur <strong>die</strong> Gesetze ebenfalls weiterentwickeln können. So<br />
k<strong>an</strong>n <strong>die</strong> Physik von heute <strong>eine</strong> klare Prognose für <strong>die</strong> Physik<br />
von morgen geben. Wir können tatsächlich vorausschauend<br />
sagen, w<strong>an</strong>n <strong>eine</strong> neue Entdeckung erforderlich <strong>wir</strong>d.<br />
Immer wenn <strong>eine</strong> physikalische Theorie entweder Unsinniges<br />
vorhersagt oder auch nur, wenn sie mathematisch unbeherrschbar<br />
<strong>wir</strong>d - da <strong>die</strong> Aus<strong>wir</strong>kungen von Prozessen auf immer kl<strong>eine</strong>ren<br />
Skalen in der Qu<strong>an</strong>tenmech<strong>an</strong>ik berücksichtigt werden<br />
müssen -, d<strong>an</strong>n glauben <strong>wir</strong>, daß in <strong>die</strong>ser neuen Größenskala<br />
einige neue physikalische Prozesse auftauchen müssen, um <strong>die</strong><br />
Misere zu beseitigen. Die Entwicklung der modernen Theorie<br />
von der schwachen Wechsel<strong>wir</strong>kung war genau solch ein Fall.<br />
Enrico Fermi schuf 1934 <strong>eine</strong> Theorie, <strong>die</strong> den Betazerfall des<br />
Neutrons in ein Proton, ein Elektron und ein Neutrino<br />
beschrieb - den Prototyp des schwachen Zerfalls. Fermis Theorie<br />
gründete sich auf das Experiment, und sie stimmte mit allen<br />
bek<strong>an</strong>nten Beobachtungen überein. Die »effektive« Wechsel<strong>wir</strong>kung<br />
jedoch, <strong>die</strong> aufgestellt wurde, um den Zerfall des Neutrons<br />
zu erklären, war <strong>an</strong>dererseits zu <strong>die</strong>sem Zweck entst<strong>an</strong>den. So<br />
gesehen gründete sie sich nicht auf irgendein tieferliegendes<br />
physikalisches Prinzip, außer daß es mit dem Experiment in Einkl<strong>an</strong>g<br />
war.<br />
Nachdem m<strong>an</strong> <strong>die</strong> Qu<strong>an</strong>tenelektrodynamik verst<strong>an</strong>den hatte,<br />
wurde sehr schnell klar, daß Fermis schwache Wechsel<strong>wir</strong>kung