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Lawrence M. Krauss - Nehmen wir an die Kuh ist eine Kugel

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Denken hätten <strong>die</strong> Schlüsselentdeckungen überhaupt nicht<br />

stattfinden können, mit denen <strong>die</strong> Theorie auf <strong>eine</strong> gesicherte<br />

empirische Basis gestellt werden konnte. Dies gilt g<strong>an</strong>z allgemein,<br />

nicht nur für <strong>die</strong> Geschichte der Entdeckung der QCD.<br />

Dimensionale Analysis liefert uns den Rahmen, in dem <strong>wir</strong><br />

unser Bild von der Wirklichkeit testen können.<br />

Unsere Umschau in der Welt beg<strong>an</strong>n mit den Zahlen, mit<br />

denen <strong>wir</strong> gewöhnlich <strong>die</strong> Natur beschreiben. Aber sie hört hier<br />

nicht auf. Die Physiker benutzen <strong>die</strong> mathematischen Beziehungen<br />

zwischen den einzelnen Größen auch dazu, physikalische<br />

Prozesse zu beschreiben - und spätestens hier könnten Sie fragen,<br />

warum sie dazu eigentlich nicht <strong>eine</strong> verständlichere Sprache<br />

benutzen. Aber <strong>wir</strong> haben überhaupt k<strong>eine</strong> Wahl. Selbst<br />

Galilei beschrieb <strong>die</strong>se ausweglose Situation bereits vor 400 Jahren:<br />

»Die Philosophie <strong>ist</strong> in dem großen Buch des Universums<br />

aufgeschrieben, das unserem staunenden Blick beständig offensteht.<br />

Aber das Buch k<strong>an</strong>n nicht verst<strong>an</strong>den werden, ohne daß<br />

<strong>wir</strong> zuvor s<strong>eine</strong> Sprache lernen und <strong>die</strong> Worte, in denen es<br />

geschrieben <strong>ist</strong>. Es <strong>ist</strong> geschrieben in der Sprache der Mathematik,<br />

s<strong>eine</strong> Buchstaben sind Dreiecke, Kreise oder <strong>an</strong>dere geometrische<br />

Figuren, ohne <strong>die</strong> es dem menschlichen Ge<strong>ist</strong> unmöglich<br />

<strong>ist</strong>, auch nur ein einziges Wort davon zu verstehen - ohne <strong>die</strong>se<br />

Kenntnisse irrt m<strong>an</strong> wie in <strong>eine</strong>m dunklen Labyrinth umher.«<br />

Wenn m<strong>an</strong> nun behaupten wollte, <strong>die</strong> Mathematik wäre <strong>die</strong><br />

»Sprache der Physik«, d<strong>an</strong>n wäre das ebenso einfältig wie <strong>die</strong><br />

Behauptung, Fr<strong>an</strong>zösisch sei <strong>die</strong> »Sprache der Liebe«. Das<br />

erklärt noch nicht, warum <strong>wir</strong> <strong>die</strong> Mathematik nicht ebenso einfach<br />

übersetzen können, wie <strong>wir</strong> <strong>die</strong> Gedichte von Baudelaire<br />

übersetzen. Was <strong>die</strong> Liebe <strong>an</strong>geht: M<strong>an</strong>che, deren Muttersprache<br />

nicht das Fr<strong>an</strong>zösische <strong>ist</strong>, mögen das als Nachteil empfinden,<br />

aber den me<strong>ist</strong>en von uns <strong>ist</strong> das, wenn es darauf <strong>an</strong>kommt,<br />

gleichgültig. Nein, da steckt mehr dahinter als nur <strong>die</strong> Sprache.<br />

Ich will versuchen, das zu erläutern, indem ich ein Argument<br />

von Richard Feynm<strong>an</strong> her<strong>an</strong>ziehe.<br />

Er war nicht nur <strong>eine</strong> charismatische Persönlichkeit, Feynm<strong>an</strong><br />

gehörte auch zu den größten theoretischen Physikern <strong>die</strong>ses<br />

Jahrhunderts. Er hatte <strong>eine</strong> g<strong>an</strong>z außergewöhnliche Gabe, etwas

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