Lawrence M. Krauss - Nehmen wir an die Kuh ist eine Kugel
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Exp<strong>an</strong>sion allmählich l<strong>an</strong>gsamer <strong>wir</strong>d. Je kl<strong>eine</strong>r <strong>die</strong> Exp<strong>an</strong>sionsrate<br />
<strong>ist</strong>, <strong>die</strong> <strong>wir</strong> heute messen, um so älter <strong>ist</strong> das Universum.<br />
Seit sechzig Jahren bemühen <strong>wir</strong> uns um <strong>die</strong>se Messung der<br />
Exp<strong>an</strong>sionsrate, und <strong>wir</strong> haben es bis auf <strong>eine</strong>n Unsicherheitsfaktor<br />
von nur 2 geschafft. Aber auch im optim<strong>ist</strong>ischen Fall<br />
scheint <strong>die</strong> obere Grenze für <strong>die</strong> bisherige Lebensdauer des Universums<br />
kaum größer als 14 Milliarden Jahre zu sein.<br />
Das bringt uns nun in <strong>eine</strong> g<strong>an</strong>z ungemütliche Situation:<br />
Unsere Milchstraße scheint älter zu sein als das Universum, von<br />
dem sie doch ein Teil <strong>ist</strong>! G<strong>an</strong>z klar: Mit <strong>eine</strong>r von unseren vereinfachenden<br />
Annahmen lagen <strong>wir</strong> wohl d<strong>an</strong>eben. Aber mit welcher?<br />
War es <strong>eine</strong> von denen zur Theorie der Sternstruktur?<br />
Waren unsere Voraussetzungen für <strong>die</strong> Urknall-Kosmologie zu<br />
einfach? Oder stimmen <strong>die</strong> Beobachtungen nicht, auf <strong>die</strong> sich<br />
<strong>die</strong> Abschätzungen zum Alter der Sterne stützen? Wo <strong>wir</strong> korrigieren<br />
müssen, bleibt abzuwarten.<br />
Ohne irgendwelche Vereinfachungen kämen <strong>wir</strong> jedoch überhaupt<br />
nicht weiter. Mit ihnen können <strong>wir</strong> immerhin Voraussagen<br />
machen, <strong>die</strong> überprüfbar sind. Wenn sich <strong>die</strong>se als<br />
falsch herausstellen, nun gut, d<strong>an</strong>n können <strong>wir</strong> <strong>die</strong> verschiedenen<br />
Aspekte unserer Annahmen aufs Korn nehmen und<br />
sie testen, und dabei haben <strong>wir</strong> inzwischen <strong>eine</strong> g<strong>an</strong>ze Menge<br />
über das Universum gelernt. Um es mit den Worten von James<br />
Clark Maxwell zu sagen, dem berühmtesten und erfolgreichsten<br />
theoretischen Physiker des 19. Jahrhunderts: »Das wichtigste<br />
Ver<strong>die</strong>nst <strong>eine</strong>r Theorie <strong>ist</strong>, daß sie zu Experimenten <strong>an</strong>regt,<br />
ohne dem Durchbruch der wahren Theorie den Weg zu verbauen.«<br />
Physiker simplifizieren <strong>die</strong> Welt einfach aufgrund vernünftiger<br />
Intuition, oft <strong>ist</strong> das überhaupt der einzige Weg, auf dem m<strong>an</strong><br />
weiterkommt. Da gibt es, als Allegorie dafür, <strong>eine</strong> hübsche kl<strong>eine</strong><br />
Geschichte unter den Physikern: Wenn du nachts durch <strong>eine</strong><br />
spärlich beleuchtete Straße gehst und plötzlich feststellst, daß<br />
du den Autoschlüssel verloren hast, wo suchst du zuerst? Natürlich<br />
unter der nächsten Straßenlaterne. Warum? Nicht etwa deshalb,<br />
weil du den Schlüssel nur da verloren haben könntest, sondern<br />
weil das der einzige Platz <strong>ist</strong>, wo du ihn auch entdecken