Lawrence M. Krauss - Nehmen wir an die Kuh ist eine Kugel
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was <strong>die</strong> Gravitation be<strong>wir</strong>kt, folgt aus <strong>die</strong>sen beiden Aussagen<br />
Doch wie folgt es daraus? Ich könnte <strong>die</strong>se Beschreibung dem<br />
berühmtesten Lingu<strong>ist</strong>en geben und ihn bitten, er möchte doch<br />
versuchen, daraus das Alter des Universums durch sem<strong>an</strong>tische<br />
Überlegungen abzuleiten. Wahrscheinlich müßte ich länger auf<br />
<strong>eine</strong> Antwort warten, als das Universum alt <strong>ist</strong>.<br />
Der Punkt <strong>ist</strong>, daß <strong>die</strong> Mathematik auch ein System von<br />
Zusammenhängen <strong>ist</strong>, <strong>die</strong> aus dem Werkzeug-Arsenal der Logik<br />
entspringen. Um mit <strong>eine</strong>m weiteren berühmten Beispiel fortzufahren:<br />
Joh<strong>an</strong>nes Kepler ging durch <strong>eine</strong> Entdeckung im frühen<br />
17. Jahrhundert in <strong>die</strong> Geschichte ein. Sein Leben l<strong>an</strong>g hatte er in<br />
mühseligen Berechnungen herausgefunden, daß <strong>die</strong> Pl<strong>an</strong>eten<br />
auf <strong>eine</strong> g<strong>an</strong>z besondere Art um <strong>die</strong> Sonne laufen. Wenn m<strong>an</strong><br />
zwischen Pl<strong>an</strong>et und Sonne <strong>eine</strong> Linie zeichnet, d<strong>an</strong>n <strong>ist</strong> <strong>die</strong> von<br />
<strong>die</strong>ser Linie überstrichene Fläche beim Lauf des Pl<strong>an</strong>eten um<br />
<strong>die</strong> Sonne in gleichen Zeitintervallen immer gleich groß. Das <strong>ist</strong><br />
äquivalent (wenn m<strong>an</strong> <strong>die</strong> Mathematik benutzt) mit der Aussage:<br />
Wenn der Pl<strong>an</strong>et näher <strong>an</strong> der Sonne <strong>ist</strong>, läuft er schneller<br />
in s<strong>eine</strong>r Bahn, wenn er weiter entfernt <strong>ist</strong>, läuft er l<strong>an</strong>gsamer.<br />
Newton zeigte nun, daß <strong>die</strong>ses Ergebnis auch mathematisch<br />
identisch <strong>ist</strong> mit der Behauptung, daß es <strong>eine</strong> Kraft geben muß,<br />
<strong>die</strong> auf <strong>die</strong>ser Verbindungslinie zwischen Sonne und Pl<strong>an</strong>et<br />
<strong>wir</strong>kt. Das war <strong>die</strong> Geburtsstunde des Gravitationsgesetzes.<br />
Sie können es ruhig versuchen, doch Sie werden es nie schaffen,<br />
allein mit lingu<strong>ist</strong>ischen Ged<strong>an</strong>kengängen zu beweisen, daß<br />
<strong>die</strong>se beiden Aussagen mitein<strong>an</strong>der identisch sind. Mit der<br />
Mathematik jedoch, in <strong>die</strong>sem Fall mit ein wenig Geometrie,<br />
können Sie das auf <strong>eine</strong>m recht einfachen Weg. Sie können sich<br />
<strong>die</strong> Sache noch leichter machen, indem Sie in Newtons »Principia«<br />
nachlesen, wie es gemacht <strong>wir</strong>d - oder noch leichter: Lesen<br />
Sie Feynm<strong>an</strong>.<br />
Der springende Punkt bei all <strong>die</strong>sen Überlegungen <strong>ist</strong> nicht<br />
etwa der, daß Newton vielleicht nie in der Lage gewesen wäre,<br />
sein Gravitationsgesetz abzuleiten, wenn er nicht <strong>die</strong> mathematischen<br />
Beziehungen zwischen Keplers Beobachtungen und der<br />
Tatsache gefunden hätte, daß <strong>die</strong> Sonne <strong>eine</strong> Kraft auf <strong>die</strong> Pl<strong>an</strong>eten<br />
ausübt. Allein <strong>die</strong>s war übrigens für den Fortg<strong>an</strong>g der Wissen-