Lawrence M. Krauss - Nehmen wir an die Kuh ist eine Kugel
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dem Problem <strong>ist</strong> <strong>die</strong> Ruhemasse oder <strong>die</strong> äquivalente Ruheenergie<br />
des Teilchens. Da <strong>die</strong> Dimension der Zeit äquivalent <strong>ist</strong> der<br />
Dimension 1/Masse in unserem System, gibt es <strong>eine</strong> vernünftige<br />
Abschätzung der Lebensdauer: k/3 GeV. Dabei <strong>ist</strong> k <strong>eine</strong> dimensionslose<br />
Zahl. Wenn <strong>wir</strong> nichts weiter wissen, können <strong>wir</strong> nur<br />
hoffen, daß <strong>die</strong>se Zahl nicht allzu verschieden von 1 <strong>ist</strong>. Nun<br />
kehren <strong>wir</strong> zu unseren gewöhnlichen Einheiten zurück, etwa zu<br />
Sekunden, indem <strong>wir</strong> <strong>die</strong> Umw<strong>an</strong>dlungsformel 1/1eV = 6 · 10 -16<br />
Sekunden <strong>an</strong>wenden. So können <strong>wir</strong> <strong>die</strong> Lebensdauer unseres<br />
neuen Teilchens abschätzen: etwa k · 10 -25 Sekunden.<br />
Im Ernst, es <strong>ist</strong> k<strong>eine</strong> Zauberei dabei, <strong>wir</strong> haben nichts aus<br />
<strong>eine</strong>m leeren Hut hervorgeholt. Was uns <strong>die</strong> Dimensional-Analysis<br />
geschenkt hat, <strong>ist</strong> <strong>die</strong> Skala des Problems. Sie hat uns<br />
gelehrt, daß <strong>die</strong> »natürliche Lebensdauer« von instabilen Teilchen<br />
<strong>die</strong>ser Art ungefähr k · 10 -25 Sekunden <strong>ist</strong>, g<strong>an</strong>z ähnlich wie<br />
<strong>die</strong> »natürliche Lebensdauer« von Menschen von der Größenordnung<br />
k · 75 Jahre. Die gesamte reale Physik (oder, in <strong>die</strong>sem<br />
letzten Fall, <strong>die</strong> Biologie) <strong>ist</strong> in <strong>die</strong>ser unbek<strong>an</strong>nten Größe k enthalten.<br />
Wenn sie sehr klein <strong>ist</strong> oder sehr groß, d<strong>an</strong>n k<strong>an</strong>n sich<br />
dahinter etwas sehr Interess<strong>an</strong>tes verbergen, und <strong>wir</strong> möchten<br />
gern wissen, was und warum.<br />
In der Dimensional-Analysis steckt, als Ergebnis davon, etwas<br />
sehr Wichtiges: Wenn <strong>die</strong> Größe k sich sehr stark von 1 unterscheidet,<br />
d<strong>an</strong>n wissen <strong>wir</strong> gleich, daß <strong>die</strong> Prozesse, <strong>die</strong> damit<br />
zusammenhängen, entweder sehr stark oder sehr schwach sein<br />
müssen. Sie be<strong>wir</strong>ken, daß <strong>die</strong> Lebensdauer <strong>eine</strong>s solchen Teilchens<br />
von der natürlichen Größe abweicht, <strong>die</strong> durch <strong>die</strong> dimensionalen<br />
Argumente gegeben <strong>ist</strong>. Hier, weitab vom Normalen,<br />
<strong>wir</strong>d es sp<strong>an</strong>nend in der Physik. Das wäre zum Beispiel der Fall,<br />
wenn <strong>eine</strong> Superkuh, <strong>die</strong> zehnmal so groß <strong>ist</strong> wie <strong>eine</strong> normale,<br />
nur zehn Gramm wiegen würde. Einfache Skalierungsüberlegungen<br />
würden uns in <strong>die</strong>sem Fall davon überzeugen, daß <strong>eine</strong><br />
solche <strong>Kuh</strong> aus <strong>eine</strong>m sehr exotischen Material bestünde. Und<br />
tatsächlich <strong>ist</strong> es so, daß viele der interess<strong>an</strong>testen Ergebnisse in<br />
der Physik <strong>die</strong>jenigen sind, bei denen einfache dimensionale<br />
Skalierungsüberlegungen zusammenbrechen. Es <strong>ist</strong> wichtig,<br />
sich einmal zu überlegen, daß <strong>wir</strong> ohne <strong>die</strong>se Skalierungsüberle-