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Lawrence M. Krauss - Nehmen wir an die Kuh ist eine Kugel

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sten Erkenntnisse, <strong>die</strong> unsere moderne Physik beherrschen. Um<br />

Fortschritte zu erzielen und um <strong>die</strong> Mächtigkeit solcher Symmetrien<br />

zu entdecken, müssen <strong>wir</strong> hinter <strong>die</strong> Dinge schauen.<br />

Viele der klassischen Beispiele für <strong>die</strong> verborgene Realität, <strong>die</strong><br />

ich im vorigen Kapitel beschrieben habe, hängen mit <strong>die</strong>ser<br />

Erkenntnis zusammen, daß sich dahinter <strong>eine</strong> Symmetrie<br />

versteckt. Diese Erkenntnis läuft unter dem harten Namen<br />

»spont<strong>an</strong>e Symmetrie-Brechung«, <strong>wir</strong> sind ihr bereits in unterschiedlicher<br />

Gestalt begegnet.<br />

Ein gutes Beispiel <strong>ist</strong> das Verhalten der mikroskopischen<br />

Magnete in <strong>eine</strong>m Eisenstück, wie ich es am Ende des vorigen<br />

Kapitels beh<strong>an</strong>delt habe. Bei niedriger Temperatur und wenn<br />

kein äußeres magnetisches Feld auf <strong>die</strong>se Magnete ein<strong>wir</strong>kt, <strong>ist</strong><br />

es energetisch günstig, daß sich alle in der gleichen Richtung<br />

ausrichten. Welche Richtung sie aber dafür wählen, <strong>ist</strong> purer<br />

Zufall. M<strong>an</strong> findet in den physikalischen Grundlagen des Elektromagnetismus<br />

<strong>wir</strong>klich nichts, das <strong>eine</strong> Richtung vor <strong>eine</strong>r<br />

<strong>an</strong>deren bevorzugen könnte. Es läßt sich einfach nicht vorhersagen,<br />

welche Richtung <strong>die</strong> Magnetchen schließlich wählen. Wenn<br />

sie sich aber entschieden haben, d<strong>an</strong>n <strong>ist</strong> <strong>die</strong>se Richtung etwas<br />

g<strong>an</strong>z Besonderes. Ein Insekt, das für magnetische Felder empfindlich<br />

<strong>ist</strong> und im Inneren <strong>eine</strong>s solchen Magneten lebte, würde<br />

mit der Überzeugung aufwachsen, daß <strong>die</strong> Richtungen in s<strong>eine</strong>r<br />

Eisenwelt durchaus nicht gleichberechtigt sind, sondern daß<br />

<strong>die</strong>se <strong>eine</strong> Richtung, <strong>die</strong> es vielleicht »Nord« nennen würde,<br />

etwas g<strong>an</strong>z Besonderes sei. Wir dagegen wissen, daß <strong>die</strong>se Richtung<br />

beileibe nichts Besonderes, sondern nur zufällig <strong>die</strong> aller<br />

mikroskopischen Magnetchen <strong>ist</strong>.<br />

Der Trick der Physiker besteht darin, sich über <strong>die</strong> zufällig<br />

herrschenden speziellen Umstände, <strong>die</strong> uns so dominierend<br />

ersch<strong>eine</strong>n, zu erheben und zu versuchen, hinter <strong>die</strong> Dinge zu<br />

schauen. Soweit ich <strong>die</strong> Sache sehe, bedeutet <strong>die</strong>s jedesmal,<br />

nach den wahren Symmetrien in der Welt Ausschau zu halten.<br />

In dem Fall, den ich gerade beschrieb, bedeutet das, zu entdekken,<br />

daß <strong>die</strong> Gleichungen für <strong>die</strong> Magnete gegenüber Rotationen<br />

invari<strong>an</strong>t sind, Norden könnte sich in Süden verw<strong>an</strong>deln -<br />

und <strong>die</strong> Physik würde <strong>die</strong> gleiche bleiben.

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