Lawrence M. Krauss - Nehmen wir an die Kuh ist eine Kugel
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nennen solche Neutrinos linkshändig - kein besonders guter<br />
Einfall, außer daß <strong>die</strong>se Eigenschaft deutlich auf <strong>die</strong> »Händigkeit«<br />
hinwe<strong>ist</strong>, <strong>die</strong> in der Verteilung der beim Kernzerfall entstehenden<br />
Teilchen beobachtet wurde.<br />
Wir haben k<strong>eine</strong> Ahnung, ob in der Natur auch »rechtshändige«<br />
Neutrinos ex<strong>ist</strong>ieren. Falls sie ex<strong>ist</strong>ieren sollten, müssen<br />
sie sich nicht über <strong>die</strong> schwache Wechsel<strong>wir</strong>kung bemerkbar<br />
machen, und deshalb wissen <strong>wir</strong> auch nichts von ihnen. Das<br />
bedeutet aber nicht, daß sie nicht ex<strong>ist</strong>ieren. M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n tatsächlich<br />
zeigen: Falls Neutrinos nicht exakt masselos wie <strong>die</strong> Photonen<br />
sind, gibt es <strong>eine</strong> hohe Wahrscheinlichkeit, daß rechtshändige<br />
Neutrinos ex<strong>ist</strong>ieren. Falls m<strong>an</strong> jedoch tatsächlich ein Neutrino<br />
finden sollte, das <strong>eine</strong> von Null verschiedene Masse hat,<br />
d<strong>an</strong>n wäre das ein direkter Hinweis darauf, daß <strong>wir</strong> <strong>eine</strong> neue<br />
Physik brauchten, <strong>eine</strong>, <strong>die</strong> über das St<strong>an</strong>dardmodell hinausgeht.<br />
Das <strong>ist</strong> der Grund dafür, warum <strong>die</strong> Experimente so wichtig<br />
sind, <strong>die</strong> jetzt überall laufen, um <strong>die</strong> Neutrinos aus dem Herzen<br />
der Sonne zu entdecken. Wenn das beobachtete Defizit, das <strong>die</strong><br />
Neutrinos noch zeigen, real <strong>ist</strong>, d<strong>an</strong>n wäre <strong>die</strong> wahrscheinlichste<br />
Erklärung dafür <strong>die</strong> Ex<strong>ist</strong>enz <strong>eine</strong>r Neutrinomasse, <strong>die</strong> verschieden<br />
von Null <strong>ist</strong>. Falls das zutreffen sollte, hätten <strong>wir</strong> ein neues<br />
Fenster zur Erkenntnis der Welt aufgestoßen. Die Paritätsverletzung,<br />
<strong>die</strong> <strong>die</strong> physikalische Welt aufrüttelte, aber zu <strong>eine</strong>m zentralen<br />
Teil unseres Modells von der Welt wurde, hat uns vermutlich<br />
in <strong>die</strong> richtige Richtung gewiesen, um viel bedeutendere<br />
Grundgesetze der Natur aufzudecken.<br />
Kurz nach der Entdeckung der Paritätsverletzung f<strong>an</strong>d m<strong>an</strong>,<br />
daß <strong>eine</strong> weitere, wahrscheinliche Symmetrie noch fehlte. Das<br />
<strong>ist</strong> <strong>die</strong> Symmetrie zwischen Teilchen und ihren Antiteilchen.<br />
Antiteilchen sind in jeder Hinsicht mit ihren Teilchenpartnern<br />
identisch, außer etwa der elektrischen Ladung. Deshalb dachte<br />
m<strong>an</strong> früher, <strong>die</strong> Welt bliebe mit sich selbst identisch, wenn <strong>wir</strong><br />
alle Teilchen durch ihre Antiteilchen ersetzten. So einfach<br />
scheint <strong>die</strong> Sache aber nicht zu sein. Weil einige Teilchen und<br />
ihre zugehörigen Antiteilchen elektrisch neutral sind, können<br />
sie nur vonein<strong>an</strong>der unterschieden werden, wenn m<strong>an</strong> beobachtet,<br />
wie sie zerfallen. 1964 wurde entdeckt, daß <strong>eine</strong>s <strong>die</strong>ser