Lawrence M. Krauss - Nehmen wir an die Kuh ist eine Kugel
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chen wurde. Über Entfernungen, <strong>die</strong> größer sind als der mittlere<br />
Abst<strong>an</strong>d der Teilchen im Hintergrundkondensat, das <strong>die</strong> Eigenschaften<br />
der W- und Z-Teilchen bestimmt, ersch<strong>eine</strong>n <strong>die</strong> Teilchen<br />
deshalb so schwer, und <strong>die</strong> Wechsel<strong>wir</strong>kungen zwischen<br />
ihnen werden unterdrückt. Falls <strong>an</strong>dere neue Eichsymmetrien<br />
in der Natur ex<strong>ist</strong>ieren, <strong>die</strong> spont<strong>an</strong> gebrochen wurden und über<br />
kürzere Entfernungen <strong>wir</strong>ken, d<strong>an</strong>n könnten <strong>die</strong> damit verbundenen<br />
Kräfte vielleicht so schwach sein, daß m<strong>an</strong> sie noch nicht<br />
entdeckt hat. Vielleicht gibt es sogar unendlich viele von ihnen,<br />
vielleicht aber auch k<strong>eine</strong>.<br />
Somit <strong>wir</strong>d <strong>die</strong> Frage wichtig, ob alle Kräfte in der Natur von<br />
Eichsymmetrien herrühren müssen, selbst wenn sie spont<strong>an</strong><br />
gebrochen wurden. Gibt es nicht <strong>eine</strong>n <strong>an</strong>deren Grund dafür,<br />
daß <strong>eine</strong> Kraft ex<strong>ist</strong>iert? Dieses Problem verstehen <strong>wir</strong> bisher<br />
nur recht unvollkommen, aber <strong>wir</strong> vermuten, daß <strong>die</strong> Antwort<br />
auf <strong>die</strong>se Frage <strong>die</strong> <strong>ist</strong>, daß es wahrscheinlich eben k<strong>eine</strong>n <strong>an</strong>deren<br />
Grund gibt. Sie sehen, alle Theorien, <strong>die</strong> nicht solche Symmetrien<br />
enthalten, sind mathematisch unzureichend, sie sind<br />
nicht in sich stimmig. Wenn m<strong>an</strong> qu<strong>an</strong>tenmech<strong>an</strong>ische Effekte<br />
richtig erklären will, d<strong>an</strong>n scheint es, daß <strong>eine</strong> unendliche Zahl<br />
von physikalischen Parametern in <strong>die</strong>se Theorien eingeführt<br />
werden müßte, um sie richtig zu beschreiben. Jede Theorie mit<br />
<strong>eine</strong>r unendlichen Anzahl von Parametern <strong>ist</strong> aber überhaupt<br />
k<strong>eine</strong> Theorie. Eine Eichsymmetrie <strong>ist</strong> aber gerade dazu da, <strong>die</strong><br />
Zahl der Variablen, <strong>die</strong> gebraucht werden, um <strong>die</strong> Physik zu<br />
beschreiben, einzuschränken - in gleicher Weise, wie <strong>eine</strong> sphärische<br />
Symmetrie dazu da <strong>ist</strong>, <strong>die</strong> Anzahl der Variablen zu<br />
begrenzen, <strong>die</strong> m<strong>an</strong> zum Beispiel braucht, um <strong>eine</strong> <strong>Kuh</strong> zu<br />
beschreiben. Was also nötig zu sein scheint, um <strong>die</strong> verschiedenen<br />
Kräfte mathematisch und physikalisch in Ordnung zu halten,<br />
<strong>ist</strong> genau <strong>die</strong> Symmetrie, <strong>die</strong> für deren Ex<strong>ist</strong>enz in erster<br />
Linie ver<strong>an</strong>twortlich <strong>ist</strong>.<br />
Aus <strong>die</strong>sem Grunde sind <strong>die</strong> Teilchenphysiker wie besessen<br />
von der Symmetrie. Auf <strong>eine</strong>m g<strong>an</strong>z tiefgreifenden Fundament<br />
beschreiben <strong>die</strong> Symmetrien nicht nur das Universum; sie legen<br />
fest, was möglich <strong>ist</strong>, das heißt, was Physik <strong>ist</strong>. Die Richtung für<br />
<strong>die</strong> spont<strong>an</strong>en Symmetriebrüche <strong>ist</strong> praktisch immer <strong>die</strong> gleiche