Lawrence M. Krauss - Nehmen wir an die Kuh ist eine Kugel
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deckung von alter Physik h<strong>an</strong>delt. Als Newton sein universelles<br />
Gravitationsgesetz entdeckte, profitierte er g<strong>an</strong>z kräftig von den<br />
Beobachtungen und Analysen des Galilei, wie ich es bereits<br />
beschrieben habe. Ebenso profitierte er von der Sammlung sorgfältiger<br />
Beobachtungen des dänischen Astronomen Tycho<br />
Brahe, <strong>die</strong> von dessen Schüler Joh<strong>an</strong>nes Kepler <strong>an</strong>alysiert wurden,<br />
<strong>eine</strong>m Zeitgenossen des Galilei.<br />
Beide, Brahe und Kepler, waren bemerkenswerte Persönlichkeiten.<br />
Tycho Brahe entstammte <strong>eine</strong>m reichen schwedischen<br />
Adelsgeschlecht und wurde nach s<strong>eine</strong>n Beobachtungen der<br />
Supernova im Jahre 1572 <strong>eine</strong>r der berühmtesten Astronomen in<br />
g<strong>an</strong>z Europa. Der dänische König Frederick II. schenkte ihm <strong>die</strong><br />
Insel Hven, damit er hier <strong>eine</strong> Beobachtungsstation errichten<br />
könne. Einige Jahre später jedoch wurde er vom Nachfolger Fredericks<br />
von dort vertrieben.Trotz s<strong>eine</strong>r-vielleicht auch wegen<br />
s<strong>eine</strong>r - Arrog<strong>an</strong>z (und <strong>eine</strong>r falschen Nase aus Metall) schaffte<br />
es Brahe, innerhalb von zehn Jahren <strong>die</strong> Präzision astronomischer<br />
Meßtechnik um den Faktor 10 zu steigern, weit über das<br />
hinaus, was vorher tausend Jahre l<strong>an</strong>g als St<strong>an</strong>dard galt - und<br />
das alles ohne Teleskop! In Prag, wohin er von Dänemark aus<br />
geg<strong>an</strong>gen war, holte Brahe ein Jahr vor s<strong>eine</strong>m Tode den jungen<br />
Kepler zu sich. Er sollte <strong>die</strong> schwierigen <strong>an</strong>alytischen Berechnungen<br />
durchführen, <strong>die</strong> nötig waren, um <strong>die</strong> vielen einzelnen<br />
Beobachtungen der Pl<strong>an</strong>etenbewegung in <strong>eine</strong> geschlossene<br />
Weltsicht zu überführen.<br />
Joh<strong>an</strong>nes Kepler kam aus <strong>eine</strong>r <strong>an</strong>deren Welt: S<strong>eine</strong> Familie<br />
lebte in bescheidenen Verhältnissen. Zeitlebens hatte er fin<strong>an</strong>zielle<br />
Sorgen. Neben s<strong>eine</strong>n wissenschaftlichen Arbeiten mußte<br />
Kepler auch viel Zeit und Energie aufbringen, um s<strong>eine</strong> Mutter<br />
erfolgreich vor Verfolgungen zu schützen: Sie war in Württemberg<br />
als Hexe <strong>an</strong>geklagt. Außerdem schrieb er <strong>eine</strong>n Bericht, den<br />
m<strong>an</strong> vielleicht als <strong>die</strong> erste Science-fiction-Geschichte bezeichnen<br />
könnte: Sie h<strong>an</strong>delt von <strong>eine</strong>r Reise zum Mond. D<strong>an</strong>eben<br />
bewältigte Kepler s<strong>eine</strong> damalige Hauptaufgabe, <strong>die</strong> Daten in<br />
Brahes Aufzeichnungen zu <strong>an</strong>alysieren, <strong>die</strong> er nach dessen Tod<br />
übernommen hatte. Mit <strong>eine</strong>m beispiellosen Eifer, ohne Hilfe<br />
etwa <strong>eine</strong>s PC oder gar <strong>eine</strong>s Supercomputers, löste er das Ge-