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Geschäftsbericht 2008

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Auch im Jahr <strong>2008</strong> ist der Abbau der Arbeitslosigkeit<br />

bei geringer Qualifizierten und Langzeitarbeitslosen,<br />

die die staatliche Fürsorgeleistung<br />

Arbeitslosengeld II beziehen, erneut zu langsam<br />

vorangekommen. Diese stellten im November <strong>2008</strong><br />

fast 70 % aller Arbeitslosen. Immerhin gab es hier<br />

aber erste Fortschritte: Die Zahl der arbeitslosen<br />

Hartz-IV-Empfänger lag im November um 12 % unter<br />

dem Niveau des Vorjahres. Dies ist jedoch weniger<br />

ein Erfolg der noch immer nicht hinreichend<br />

funktionierenden Aktivierung und Vermittlung durch<br />

die zuständigen Arbeitsgemeinschaften und Optionskommunen.<br />

Es ist vielmehr eher darauf zurückzuführen,<br />

dass im Aufschwung mehr Beschäftigungsperspektiven<br />

auch im Bereich einfacher<br />

Arbeit entstanden sind. Umso unverständlicher<br />

ist, dass im Zuge der kontraproduktiven Mindestlohndebatte<br />

die Diskussion über die Entlohnung<br />

einfacher Tätigkeiten an Schärfe zugenommen hat.<br />

Jahrelang bestand in weiten Teilen von Politik und<br />

Wissenschaft Konsens darüber, dass Deutschland<br />

einen funktionierenden Niedriglohnbereich braucht,<br />

um Beschäftigungspotenziale im Bereich einfacher<br />

Arbeit zu erschließen und gerade auch gering qualifizierten<br />

Menschen Chancen zur Arbeit zu geben.<br />

Aber auch über den Niedriglohnbereich hinaus<br />

sind <strong>2008</strong> insgesamt die Stimmen lauter geworden,<br />

den Arbeitsmarkt wieder stärker zu regulieren<br />

– und das, obwohl angesichts sich eintrübender<br />

Konjunkturaussichten das Gegenteil richtig und<br />

wichtig wäre: Schließlich haben gerade auch die<br />

mit der Agenda 2010 angestoßenen Reformen, mit<br />

denen auch flexible Beschäftigungsformen wie die<br />

Zeitarbeit teilweise von staatlicher Überregulierung<br />

befreit wurden, den anhaltenden Aufschwung am<br />

Arbeitsmarkt überhaupt erst mit möglich gemacht.<br />

Es wäre daher fatal, die gerade jetzt dringend benötigten<br />

Spielräume für eine flexible Anpassung an<br />

die schwankende Auftrags- und Wirtschaftslage<br />

durch eine Re-Regulierung wichtiger Instrumente<br />

wie der Zeitarbeit wieder zu vernichten.<br />

Vielmehr ist eine konsequente Fortsetzung<br />

des Reformkurses ohne Alternative: Jedem muss<br />

klar sein, dass sich der Arbeitsmarkt nicht von<br />

der schlechter werdenden gesamtwirtschaftlichen<br />

Entwicklung abkoppeln kann. Zwar sind verlässliche<br />

Prognosen zur Arbeitsmarktentwicklung<br />

2009 schwierig, die Tendenz ist gegen Jahresende<br />

aber eindeutig: Alle wichtigen Forschungsinstitute<br />

haben ihre Prognosen nach unten korrigiert. Die<br />

führenden Wirtschaftsforschungsinstitute gehen in<br />

ihrem Mitte Oktober vorgelegten Herbstgutachten<br />

davon aus, dass der Abbau der Arbeitslosigkeit im<br />

nächsten Jahr zum Erliegen kommt und die Arbeitslosenzahl<br />

im Jahresdurchschnitt 2009 auf dem<br />

Niveau von <strong>2008</strong> stagniert. Aufgrund des niedrigen<br />

Niveaus der Arbeitslosigkeit Ende <strong>2008</strong> bedeutet<br />

aber selbst eine im Schnitt unveränderte Arbeitslosenzahl<br />

eine im Jahresverlauf 2009 spürbar ansteigende<br />

Arbeitslosigkeit.<br />

Es ist bedauerlich, dass die Politik den bis Mitte<br />

<strong>2008</strong> anhaltenden konjunkturellen Rückenwind<br />

nicht genutzt hat, um wichtige Reformprojekte auf<br />

den Weg zu bringen. Umso wichtiger ist es, dass<br />

sie sich den drängenden Herausforderungen jetzt<br />

stellt.<br />

BDA erfolgreich beim Beitragssatz<br />

Noch bis 2006 stand der Beitragssatz zur Arbeitslosenversicherung<br />

über viele Jahre bei 6,5 %. Erfreulicherweise<br />

wird der Beitragssatz jetzt ab 2009<br />

erneut und damit im dritten Jahr in Folge kräftig<br />

abgesenkt: Bis Mitte 2010 erfolgt eine Absenkung<br />

auf 2,8 %, danach wird der Beitragssatz mit 3,0 %<br />

fortgesetzt. Für die Beitragszahler bedeutet dies<br />

von 2007 bis 2010 in der Arbeitslosenversicherung<br />

eine Entlastung um insgesamt rund 84 Mrd. €. Die<br />

erneute und von der BDA frühzeitig geforderte<br />

Absenkung des Beitragssatzes ist auch dringend<br />

notwendig, um wenigstens zum Teil die Erhöhung<br />

der Lohnzusatzkosten durch steigende Krankenversicherungsbeiträge<br />

zu kompensieren. Die Senkung<br />

des Beitrags könnte aber noch erheblich<br />

stärker ausfallen, wenn die Politik endlich auf die<br />

verfassungswidrige Belastung der Beitragszahler<br />

mit dem Eingliederungsbeitrag verzichten würde.<br />

5 Mrd. € oder fast ein Fünftel der Beitragseinnahmen<br />

der BA werden derzeit für die Finanzierung<br />

von Aufgaben im Fürsorgebereich Arbeitslosengeld<br />

II zweckentfremdet. Ohne den Eingliederungsbeitrag<br />

könnte der Beitragssatz auf unter 2,5 %<br />

gesenkt werden.<br />

BDA | <strong>Geschäftsbericht</strong> <strong>2008</strong> | Beschäftigung 13

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